Amboise
[ã'bwaːz], Stadt in Mittelfrankreich, östlich von Tours an der Loire im Département Indre-et-Loire, 10 900 Einwohner. Amboise besitzt eines der schönsten Schlösser an der Loire. Nur noch einige Teile des ursprünglichen viermal so großen Bauwerks (begonnen 1492) sind erhalten, u. a. die gewaltigen Rundtürme »Tour des Minimes« und »Tour Hurtault«, das »Logis du Roi« mit spägotischer Fassade (Ende des 15. Jahrhunderts von Karl VIII. erbaut) und die gotische Kapelle Sankt Hubert (Ruhestätte Leonardo da Vincis).
Der römische Vicus Ambaciẹnsis an einem Loireübergang, seit römischer und merowingischer Zeit bezeugt, wurde 843 von den Normannen zerstört. Die unter Karl dem Kahlen bald darauf wieder aufgebaute Burg ging in der Folgezeit aus königlichem Besitz an die Grafen von Anjou über. Vom 12. Jahrhundert bis 1431 war Amboise Sitz des gleichnamigen mächtigen Adelsgeschlechts, das Schloss wurde Residenz der Valois (1516-19 Wohnsitz Leonardos, der Gast Franz' I. war), diente seit dem 16. Jahrhundert mehrfach als Staatsgefängnis (u. a. 1847-52 für Abd el-Kader).
Die Verschwörung von Amboise war der vergebliche Versuch einer Gruppe von Hugenotten, sich des jungen Königs Franz II. zu bemächtigen, um ihn dem Einfluss der Partei der katholischen Guise zu entziehen (März 1560). Die Verschwörer wurden in Amboise hingerichtet. Das Edikt von Amboise (19. 3. 1563) gewährte den Hugenotten beschränkte Religionsfreiheit und beendete den 1. Hugenottenkrieg.
L. Romier: La conjuration d'A. (Paris 1923).
Amboise
[ã'bwaːz], Georges d', Kardinal und französischer Staatsmann, * Chaumont-sur-Loire 1460, ✝ Lyon 25. 5. 1510; wurde 1484 Bischof von Montauban, 1492 Erzbischof von Narbonne und 1493 von Rouen (dort sein prachtvolles Grabmal). 1498 wurde er als Minister Ludwigs XII. zum eigentlichen Lenker der französischen Politik. Papst Alexander VI. erhob ihn zum Kardinal und zum päpstlichen Legaten in Frankreich; d'Amboise veranlasste 1499 den König zur Eroberung Mailands und schloss 1508 die Liga von Cambrai gegen Venedig.
Universal-Lexikon. 2012.