alexandrinische Schule,
1) alexandrinische Philosophenschule, Richtung des Neuplatonismus (erste Hälfte des 5. Jahrhunderts bis erste Hälfte des 7. Jahrhunderts) in Alexandria (Ägypten). Zu ihr gehören: der Proklos-Schüler Hermeias, dessen Sohn Ammonios Hermeiu, Synesios von Kyrene, Johannes Philoponos, Asklepios, Olympiodoros, Elias, David u. a. Ihre Stärke waren die gelehrten philologisch-historischen Kommentare zu Platon und Aristoteles, nicht die begriffliche Spekulation. Im Unterschied zu anderen neuplatonischen Schulen war die alexandrinische dem Christentum gegenüber aufgeschlossen.
2) alexandrinische Theologenschule, Kreis christlicher Theologen und philosophisch gebildeter Christen, die als freie christliche Lehrer in Alexandria Schüler um sich sammelten. An das Bildungsideal der hellenistischen Umwelt anknüpfend, erschlossen sie das griechische philosophische Denken (v. a. den Platonismus) für die christliche Theologie. In einer von ihnen begründeten »christlichen Philosophie« sahen sie die legitime Synthese der griechischen Philosophie mit der urchristlich-biblischen Überlieferung. Neben der bischöflichen Katechetenschule gab es die so genannte Didaskaleia, eine private Bildungsstätte, die auch Nichtchristen zugänglich war; aus diesen ging die von Bischof Demetrios (* um 189, ✝ 231) gegründete philosophisch-theologische Schule bischöflichem Rechts hervor, zu deren Leiter er Origenes ernannte. Als erster namentlich bekannter Lehrer lehrte um 180 Pantainos in Alexandria. Die alexandrinische Theologie im engeren Sinn wurde durch Klemens von Alexandria begründet, sein Schüler und Nachfolger Origenes war ihr bedeutenster Vertreter. Unter Athanasios kam es zu ihrer schulmäßigen Systematisierung. Theologiegeschichtlich stand die alexandrinische Theologie als philosophisch-spekulative Theologie im Gegensatz zur historisch-exegetischen Lehrtradition der antiochenischen Schule.
Universal-Lexikon. 2012.