Aryasamaj
[arjaza'maːdʒ; Sanskrit »Gesellschaft der Edlen«] der, -,1875 von Dayananda Sarasvati gegründete hinduistische Reformbewegung, deren Anhänger in Lehre und Kult die ursprüngliche (»reine«) vedische Religion wiederherstellen wollen. Alle Lehren des Aryasamaj werden durch teils eigenwillige Auslegungen aus dem Rigveda (Veda) abgeleitet, der Kult wird auf die vedischen Opferzeremonien begrenzt. Das Kastensystem und spätere Entwicklungen des Hinduismus (Polytheismus, Bilderverehrung u. a.) werden abgelehnt. Seit seiner Gründung verfolgt der Aryasamaj ein Missionskonzept, das alle Inder (»Arier«) für den so verstandenen »wahren« Hinduismus (zurück-)gewinnen will und tritt gegen soziale Missstände der Hindu-Gesellschaft auf; von Anfang an konnten ihm Kastenlose und ehemalige indische Christen und Muslime, später auch - nach einem speziellen Reinigungsritual - Ausländer beitreten. Wegen der Verurteilung aller nichtved. (religiösen) Anschauungen als Irrlehren, aber auch seiner Verbindungen zu nationalistisch orientieren Hindu-Bewegungen beschreiben v. a. westliche Kritiker den Aryasamaj als fundamentalistische Bewegung innerhalb eines kulturellen, seit Ende der 1980er-Jahre zunehmend auch politisch organisierten hinduistischen Fundamentalismus. Der Aryasamaj ist v. a. in Nord- und Westindien verbreitet; er ist in Sozialreform und Erziehungswesen engagiert (eigene Schulen und Häuser für Witwen und Waisen); außerhalb Indiens gibt es größere Gemeinden in Surinam und den Niederlanden.
Universal-Lexikon. 2012.