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Bilderhandschriften
Bilderhandschriften,
 
mit Miniaturen ausgestaltete Buchrollen (Bilderrolle) oder Kodizes. Außer den illuminierten Handschriften der europäischen Buchmalerei seit Spätantike und frühem Christentum gibt es v. a. in der islamischen Kunst seit seldschukischer Zeit bedeutende Bilderhandschriften verschiedener Miniaturistenschulen.Aus Mesoamerika sind von Azteken, Mixteken und Maya Bilderhandschriften überliefert. Nur wenige stammen aus vorspanischer Zeit; dazu gehören vier Bilderhandschriften der Maya (je ein Kodex in Dresden, Paris, Madrid und Mexiko) und mehrere der Mixteken. Die meisten Bilderhandschriften stammen aus der Zeit nach 1520 und sind dann häufig mit Anmerkungen in spanischer Sprache versehen. Das Papier, aus Ficusbast oder Agavefasern hergestellt, ist leporelloartig gefaltet und beidseitig beschrieben oder bemalt; die Seiten haben quadratisches Format, nur die der Maya-Bilderhandschriften sind doppelt so hoch wie breit. Diese wurden vor der Bemalung mit einer feinen Kalkschicht überzogen. Die Mixteken verwendeten für die Bilderhandschriften auch Hirschleder als Beschreibstoff und als Einzige auch große Baumwolltücher (»Lienzos«). Aufgezeichnet sind in Bilderschrift kalendarisch-astronomische, astrologische, historische, dynastische, politisch-geographische und religiöse Inhalte. Als Farben wurden Rot, Gelb, Braun, Schwarz, Weiß, Grün und Blau verwendet. Personen und Szenen sind nicht perspektivisch dargestellt, die Gesichter stets im Profil. Die Bilderhandschriften der Maya wurden mit szenischen Darstellungen und zum Teil langen Hieroglyphentexten bemalt. In den Bilderhandschriften der Azteken und Mixteken geben figurenreiche Szenen Gedankenkomplexe und Vorgänge wieder, in die Wortbilder oder Wortzeichen eingestreut sind.
 
Literatur:
 
A. Nowotny: Tlacuilolli. Die mexikan. B. (1961);
 H. Biedermann: Altmexikos heilige Bücher (Graz 1971).

Universal-Lexikon. 2012.