Hauptstadt von Frankreich; Stadt der Liebe (umgangssprachlich); Lichterstadt (umgangssprachlich); Paname (umgangssprachlich)
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Pa|ris :
Hauptstadt Frankreichs.
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I Paris
[Herkunft unklar], wissenschaftlicher Name der Pflanzengattung Einbeere.
Paris,
Grafentitel, in der späten Karolingerzeit ein Amtstitel, der am Ende des 9. Jahrhunderts zu einem Besitztitel der Kapetinger wurde. Nach Gebrauch im Haus Orléans im 19. Jahrhundert führt seit 1940 der Chef des Hauses Frankreich den Titel »Graf von Paris«.
Paris
[französisch pa'ri], Hauptstadt und größte Stadt Frankreichs, innerhalb der Verwaltungsgrenzen des Départements »Ville de Paris« (gegliedert in 20 Arrondissements) 105 km2, (1999) 2,118 Mio. Einwohner; liegt 34 m über dem Meeresspiegel beiderseits der Seine im Zentrum des Pariser Beckens, umgeben von Plateaus (150 bis 200 m über dem Meeresspiegel), deren große Wälder (Forêts de Chantilly, Montmorency, Saint-Germain, Marly, Rambouillet, Fontainebleau, Sénart u. a.) als Erholungsgebiete dienen. In Paris sind - stärker als in irgendeiner anderen europäischen Hauptstadt - politische, administrative, geistige, kulturelle und wirtschaftliche Aktivitäten des Landes konzentriert.
Grundzüge der mittelalterlichen Differenzierung haben sich bis heute erhalten. Das Entscheidungszentrum der Wirtschaft, zugleich auch Repräsentations- und Touristenviertel, liegt im 1., 2. und 9. Arrondissement. Hier befinden sich die meisten Firmensitze bedeutender Unternehmen, von Verkehrs- und Energiebetrieben, von Banken und Versicherungen, die Börse und Import-Export-Firmen. Dieses Centre d'Affaires ist das wichtigste Einpendlergebiet der Stadt.
Im Bereich der Mode haben Hofleben der Feudalzeit und reiches Bürgertum Paris eine große Tradition hinterlassen. Die bekanntesten Juweliere, Modeschöpfer, Modistinnen, Friseure und Parfümerien ließen sich in jüngerer Zeit fast ausschließlich im Westen der Stadt nieder. Diese Entwicklung setzte ein, als 1718 der heutige Élysée-Palast und in der Folge viele weitere Adelspaläste im Gebiet der Rue Saint-Honoré und der Rue du Faubourg-Saint-Honoré entstanden. - Auf den Champs-Élysées, die von der Place Charles de Gaulle (früher Place de l'Étoile) zur Place de la Concorde verlaufen, konzentrieren sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts Geschäfte (Bekleidungsfirmen, Parfümerien und Cafés, Autosalons, Film- und Exportagenturen), im Quartier Latin und den Straßen um Saint-Germain-des-Prés Verlage und Buchhandlungen. Viertel ganz spezifischer Art sind Montmartre und Montparnasse, die bis Ende der 1930er-Jahre beliebte Künstlerviertel waren, bevor sich das Bohèmeleben in andere Viertel der Stadt verlagerte. Montmartre weist heute die größte Ballung an Vergnügungsstätten in Paris auf. Im Marais (im 3. und 4. Arrondissement) entstanden (nach Trockenlegung der Sümpfe) Ende des 14. Jahrhunderts die frühesten Adelspaläste; dieses Viertel wurde nach Auszug des Adels ab dem 18. Jahrhundert zum Handwerkerbezirk. Fast acht Jahrhunderte lang vollzog sich die Lebensmittelversorgung der Pariser Bevölkerung von jener Stelle aus, an der Philipp II. Augustus 1183 die erste überdachte Markthalle bauen ließ, um die das ausgedehnte Viertel der »Halles« entstand. Ständiges Bevölkerungswachstum und veränderte Konsumgewohnheiten machten einen Verbleib des »Bauches von Paris« im Stadtkern unmöglich (1969 abgerissen). Ein neuer Standort wurde südlich der Stadt bei Rungis in unmittelbarer Nähe des Flughafens Orly gefunden; dort entwickelte sich eines der größten europäischen Verteilungszentren für Frischmarktprodukte.
Ein erster Raumordnungsplan für die Pariser Region wurde 1936 vorgelegt, seine Umsetzung durch den Zweiten Weltkrieg verhindert. Seit den 1950er-Jahren sind die Bemühungen der Planer auf eine Abbremsung des Konzentrationsprozesses gerichtet (Dezentralisierungspolitik), jedoch trat erst 1965 ein neuer Raumordnungsplan für den Großraum Paris in Kraft. Hauptanliegen des Planes war, eine funktionale Entflechtung und Entlastung innerhalb des Großraums zu erreichen. Ein wesentliches Planungsziel war die Anlage von insgesamt fünf »Villes nouvelles« (Neue Städte) im äußeren Ring der Agglomeration: Marne-la-Vallée, Cergy-Pontoise, Saint-Quentin-en-Yvelines, Évry und Melun-Sénart. 1990 lebten hier insgesamt 652 000 Einwohner. Prinzip der Neuen Städte ist die Anlage von Wohn-, Arbeits- und Versorgungsbereichen in räumlicher Nachbarschaft, jedoch in deutlich getrennter Anordnung. Weiterer wesentlicher Gedanke des Raumordnungsplanes ist die Erhaltung von Erholungsflächen, »Zones naturelles d'équilibre« (natürliche Ausgleichszonen); im Großraum Paris, diese schließen die großen Waldgebiete im Inneren des Pariser Beckens ein. Für die städtebaulichen Maßnahmen existiert eine eigene Planungsinstitution, das IAURIF (Institut d'Aménagement et d'Urbanisme de la Région Île-de-France). Die Raumordnungspolitik hat insgesamt zu einer geordneteren Entwicklung des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums beigetragen. Eine durchgreifende Dezentralisierung wurde aber bisher nicht erreicht.
Um Paris hat sich der bedeutendste Ballungsraum Frankreichs entwickelt. Die Bevölkerungszahl der Region Paris beträgt (1990) 9,319 Mio. Einwohner und damit rd. ein Sechstel der Gesamtbevölkerung Frankreichs. Der Agglomerationsraum von Paris gliedert sich in die eigentliche Ville de Paris, die »Petite Couronne« (Département Hauts-de-Seine, Seine-Saint-Denis, Val-de-Marne) und die »Grande Couronne« (Département Seine-et-Marne, Yvelines, Essonne, Val-d'Oise). Bezüglich der Bevölkerungsentwicklung zeigen diese drei Zonen eine unterschiedliche Dynamik. Historisch konzentriert sich das Bevölkerungswachstum auf den Kernstadtbereich, wo 1921 mit 2,9 Mio. Einwohnern der Höchststand erreicht wurde. Seither nimmt hier die Zahl der Einwohner wieder ab, besonders stark seit dem Zweiten Weltkrieg. Allerdings werden in einigen Arrondissements heute wieder Zunahmen verzeichnet, bedingt durch Stadtsanierung und Wohnungsbauprogramme. In der Petite Couronne erfolgte seit den 1920er-Jahren ein verstärktes Wachstum, das bis heute in abgeschwächter Form anhält (1901: 1,06 Mio. Einwohner, 1954: 2,73 Mio. Einwohner, 1990: 3,99 Mio. Einwohner). Die Grande Couronne war bis zum Zweiten Weltkrieg überwiegend ländlich geprägt. Seither vollzieht sich das Wachstum jedoch v. a. in dieser äußeren Zone (1901: 0,96 Mio. Einwohner, 1954: 1,74 Mio. Einwohner, 1990: 4,51 Mio. Einwohner). Die Integration der Ausländer in diesem Raum (1990: 12 % der Bevölkerung, nationaler Durchschnitt: 6,2 %), zunehmend Nord- und Schwarzafrikaner, stellt Staat und Gesellschaft vor große Probleme.
Neben den obersten Staatsbehörden und den ausländischen Botschaften haben viele internationale Organisationen hier ihren Sitz (UNESCO, OECD u. a.); ferner katholischer Erzbischof, Erzbischof der russisch-orthodoxen Kirchen in Europa, Vereinigung der Protestantischen Kirchen Frankreichs, Zentralrat der Juden für Frankreich und Algerien. Paris besitzt die älteste Universität des Landes (Sorbonne); seit der Neugliederung von 1968/70 bestehen im Raum von Paris 13 Universitäten (1994: 310 000 Studierende; rd. ein Drittel aller in Frankreich Studierenden); davon liegen fünf nicht im Stadtgebiet von Paris (Universität VIII in Vincennes, Universität X-XIII in Nanterre, Orsay, Créteil und Villetaneuse). Die meisten der Grandes Écoles liegen in Paris (École Nationale d'Administration u. a.), ferner das Conservatoire National d'Art Dramatique, die École du Louvre und zahlreiche Forschungsinstitute. Berühmteste und älteste Akademie des Institut de France ist die Académie française; von großer Bedeutung sind weiterhin das Collège de France, CEA (Commissariat à l'Énergie Atomique), IGN (Institut Géographique National), INSEE (Institut National de la Statistique et des Études Économiques) und CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique). Im Raum Paris arbeiten ferner zwei Kernforschungszentren, und zwar in Fontenay-aux-Roses und in Saclay.
Einzigartig ist der Reichtum der Stadt an Bibliotheken (über 300; bedeutendste ist die Bibliothèque Nationale de France) und Dokumentationszentren. Die kulturelle Bedeutung spiegelt sich auch in den zahlreichen Theatern (etwa 60, u. a. die Comédie-Française), Opern (Opéra, Opéra-Bastille, Opéra-Comique) und Museen, u. a. Louvre, Musée National des Thermes et de l'Hôtel de Cluny (Kunst des Mittelalters), Europäisches Fotomuseum »Maison Européenne de la Photographie« (MEP), Musée Carnavalet (Stadtgeschichte), Armeemuseum; im Palais de Chaillot das Musée National des Monuments Français (Skulpturen, Fresken, Glasgemälde) und das Musée de l'Homme (Natur- und Völkerkundemuseum). Kunst des 19. Jahrhunderts, moderne und zeitgenössische Kunst werden im Centre National d'Art et de Culture Georges Pompidou, im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, im Musée d'Orsay, in der Orangerie des Tuileries sowie dem Jeu de Paume ausgestellt. Skulpturen, Kunsthandwerk verschiedener Epochen und Gemäldesammlungen befinden sich in den Museen Cognacq-Jay, Marmottan, Nissim de Camondo und Musée des Arts Décoratifs. Der Kunst Asiens sind die Museen Guimet, Cernuschi (v. a. chinesische Kunst) und d'Ennery gewidmet, der Kunst Afrikas und Ozeaniens das Musée des Arts Africains et Océaniens. In unmittelbarer Nähe des Eiffelturms ist ein Neubau des Ethnologischen Museums geplant, der die exotische Kunst Amerikas, Afrikas, Asiens und der pazifischen Inselwelt vereinigen soll (Architekt: J. Nouvel, Entwurf 1999, Fertigstellung 2004 vorgesehen). Mit Kunst und Leben einzelner Künstler befassen sich u. a. die Museen H. de Balzac, C. Brancusi, A. Rodin, A. Bourdelle, E. Delacroix, V. Hugo, A. Maillol, G. Moreau, P. Picasso, O. Zadkine. Paris ist außerdem Sitz der sieben Nachfolgeanstalten der ORTF (staatlicher Rundfunk und Fernsehen) sowie Presse- und Verlagszentrum.
Paris ist die Wirtschaftsmetropole des Landes. Von größter Bedeutung ist der Dienstleistungsbereich; auf den Raum Paris entfällt ein Viertel der im tertiären Sektor Frankreichs Beschäftigten. Im europäischen Bank- und Börsenwesen (Pariser Börse) hat Paris eine führende Stellung; in einem Umkreis von 500 m um die Opéra haben 35 % aller französischen Banken (60 % der Bilanzsummen) mit 50 % aller Beschäftigten ihren Sitz. Auch in der Industrie ist der Raum Paris führend: Etwa 25 % der französischen Industriearbeiter liefern hier über die Hälfte der französischen Produktion (besonders Flugzeug-, Kfz-, Elektroindustrie). Die »Articles de Paris« (Parfümerie, Kosmetik, Bijouterie, Haute Couture u. a.) haben Weltgeltung. Paris ist Modezentrum und Mittelpunkt der französischen Filmindustrie. Der Energieversorgung dienen neben Großkraftwerken Erdöl-, Erdgas-, Industriegas- und Fertigproduktenleitungen aus Groningen, Lacq, Lothringen, Le Havre. Wegen seines kulturellen Erbes (Bauten, Theater und Museen), seiner überragenden Stellung im Wirtschaftsleben und seiner Unterhaltungsmöglichkeiten ist Paris touristischer Mittelpunkt Frankreichs. Als Kongresszentrum steht u. a. das Centre International de Paris (Palais des Congrès) zur Verfügung. 1992 wurde in Marne-la-Vallée bei Paris der Vergnügungspark »Disneyland« eröffnet.
Verkehr:
Paris ist Hauptknotenpunkt des französischen Eisenbahnnetzes (sechs internationale Bahnhöfe). Wichtigstes innerstädtisches Verkehrsmittel ist seit 1900 die U-Bahn (Métropolitain, kurz Métro genannt); sie verfügt über ein Netz von über 200 km, an das ein Schnellbahnsystem in die Vororte (»Banlieue«) angeschlossen ist (RER; Réseau Exprès Régional); weitere Projekte (EOLE, METEOR) sollen dieses System ergänzen.
Eine 36 km lange Ringstraße (Boulevard Périphérique, 1973 vollendet) ist eine der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt. Die im Pariser Raum an Seine, Marne und Oise gelegenen Hafenanlagen (Großhäfen Gennevilliers und Bonneuil-sur-Marne sowie 200 kleine Häfen) bilden den Autonomen Hafen Paris (seit 1970) und sind mit (1993) 27 Mio. t Umschlag der zweitgrößte Binnenhafen Europas und nach Marseille und Le Havre der drittgrößte Hafen des Landes. Mit dem Flughafen Charles-de-Gaulle bei Roissy-en-France erhielt Paris 1974 seinen dritten internationalen Flughafen; die beiden anderen sind Orly und Le Bourget.
Das Stadtbild von Paris wird durch den Lauf der Seine und durch die den Fluss bei der Île de la Cité im rechten Winkel schneidende historische Nord-Süd-Achse bestimmt. Die »Grands Boulevards« umfassen den alten Stadtkern, dessen Dreiteilung (Cité, Ville, Université [Quartier Latin]) bis heute nachvollziehbar ist. Mittelpunkt des sich im Westen anschließenden jüngeren Stadtteils ist die Place Charles de Gaulle mit dem Arc de Triomphe (1836 vollendet) und den sternförmig von ihr ausstrahlenden Alleen. Am Rand des Bois de Boulogne entstanden seit Ende des 19. Jahrhunderts neue exklusive Wohnviertel.
Paris als politisches und künstlerisches Zentrum Frankreichs besitzt aus jeder Epoche bedeutende Bauten, die beispielhaft für neue Kunstströmungen sind, gleichzeitig aber auch die französische Tradition fortsetzen. Wichtige architektonische Werke des Mittelalters haben sich auf der Île de la Cité erhalten: Notre-Dame-de-Paris, die letzte der frühgotischen Kathedralen Frankreichs und die hochgotische Sainte-Chapelle (geweiht 1248; in der Oberkirche Glasfenster aus der Mitte des 13. Jahrhunderts; Flamboyantstil), die als Teil des ehemaligen Königspalastes Ludwigs IX. (heute Palais de Justice mit Conciergerie) die 1239 erworbene Dornenkrone Christi als Reliquie aufbewahrte. Die trapezförmige Place Dauphine, deren Achse mit dem Pont Neuf (älteste erhaltene Brücke von Paris, 1578 begonnen) kreuzt, entstand unter Heinrich IV., dessen bronzenes Reiterstandbild Bezugspunkt der diesen Platz begrenzenden, einheitlich gestalteten Häuserzeilen ist. Auf dem linken Seineufer überlebten Saint-Germain-des-Prés mit dem ältesten Pariser Kirchturm (11. Jahrhundert) und das Hôtel de Cluny (begonnen 1485) die Zerstörungen durch die Französische Revolution und die Niederlegung der alten Stadt in der Ära des Präfekten Haussmann. Auf dem rechten Ufer, im Marais, liegen das Hôtel de Sens (1475 begonnen; mit kunstgeschichtlicher Bibliothek), das Hôtel Carnavalet (16. Jahrhundert, heute Stadtmuseum) und die Place des Vosges (1605-12; bis 1799 Place Royale), ein geschlossenes Wohnquartier der adligen Gesellschaft, Höhepunkt der städtebaulichen Schöpfungen unter Heinrich IV.: Arkaden, Fenstertüren und hohe Dächer gliedern die sich gleich bleibenden Backsteinfronten. Spätere Platzanlagen knüpfen an diese Tradition geometrische Grundrisse und identischen Haustypen an, v. a. Place Vendôme (1699 unter Ludwig XIV. nach Plänen von J. Hardouin-Mansart begonnen; die Colonne Vendôme ließ Napoleon I. 1806-10 nach dem Vorbild der Trajanssäule zur Erinnerung an die Schlacht bei Austerlitz errichten) und Place de la Concorde (früher Place Louis XV., ab 1755 von J.-A. Gabriel angelegt, zwischen 1836 und 1854 von J. I. Hittorf mit der Anlage zweier Brunnen vollendet; seit 1836 mit dem Obelisken von Luxor, 13. Jahrhundert v. Chr., in der Mitte).
Die Stadtpaläste (Hôtels) stellen eine der Besonderheiten von Paris dar. Beispielhaft ist das Hôtel de Sully (1625-27, von J. Ducerceau) mit Corps de Logis zwischen Garten und Cour d'Honneur. Es sind die gleichen Elemente des traditionellen französischen Schlossbaus, die auch das weitläufige Palais du Luxembourg aufweist. Ebenso erweckt der Louvre heute den Anschein einer einheitlich konzipierten Anlage; dabei umfasst seine Baugeschichte nach wechselnden Plänen das 12. bis 19. Jahrhundert. Nördlich des Louvre wurde das Palais-Royal errichtet. Im 17. Jahrhundert wurde auch die der Île de la Cité benachbarte Île Saint-Louis mit Adelspalästen bebaut (z. B. Hôtel Lambert, begonnen 1640 von L. Le Vau). Auf dem linken Seineufer entstanden im 17./18. Jahrhundert ebenfalls zahlreiche Stadtpaläste, die heute großenteils von Regierungsbehörden genutzt werden. Diese Entwicklung wurde hier entscheidend mitbestimmt durch die Anlage des Hôtel des Invalides (1670-76, heute mit Armeemuseum) unter Ludwig XIV. zur Unterbringung von mehreren Tausend Kriegsinvaliden.
Den Sakralbau des 17. Jahrhunderts beeinflussten v. a. römische Vorbilder. Kuppelkirchen beherrschen die Stadtsilhouette. Sie verdanken ihre Entstehung großen Geldgebern: Richelieu stiftete die Église de la Sorbonne (1635 begonnen, J. Lemercier), Anna von Österreich die Kirche Val-de-Grâce (1645, F. Mansart), Mazarin die Kapelle des Collège des Quatre Nations (1662 ff., Le Vau; heute Institut de France), Ludwig XIV. den Invalidendom (1677-1706 begonnen nach Plänen von Hardouin-Mansart; Grabstätte Napoleons I.). Der Kuppelbau des Panthéon ist das erste herausragende Werk des Classicisme.
Im 18. Jahrhundert entstanden im Marais das Palais de Soubise (1705 begonnen, mit Rokokoausstattung; heute zum Teil historisches Museum) und das Hôtel de Rohan, die heute beide das Nationalarchiv beherbergen. Der Baukomplex der École Militaire mit dem sich bis zur Seine erstreckenden Champ de Mars (Marsfeld) wurde 1750-82 angelegt. Neue Prachtstraße mit einheitlicher Häuserfront mit Arkaden wurde die rechts der Seine parallel zu ihr verlaufende Rue de Rivoli (geplant seit 1801, fertig gestellt). 1803 wurde man im Osten der Stadt den Friedhof Père-Lachaise angelegt. Hier befinden sich Grabmäler berühmter Persönlichkeiten.
Die Bauformen der römischen Antike wurden von Napoleon I. bevorzugt. Zur Verherrlichung seiner Siege entstand u. a. in den Tuilerien der Arc de Triomphe du Carrousel (1806-08). Zum Ruhm der Armee wurde die Kirche La Madeleine in Form eines griechischen Tempels umgebaut (1806-42, von P. Vignon); diesem entspricht in seiner Achse am linken Seineufer der zwölfsäulige Portikus des Palais Bourbon (Sitz der Nationalversammlung; ursprünglicher Bau 1722-28).
Das heutige Stadtbild geradliniger, von einheitlicher Bebauung eingebundener Boulevards, die auf Plätze und monumentale Bauten zulaufen, schuf Haussmann unter Napoleon III. Wichtigste Neuerungen waren die nord-südliche Verkehrsachse von der Gare de l'Est zum Observatoire und die ost-westliche Verbindung von der Place de la Bastille bis zu den Champs-Élysées sowie die Grands Boulevards. Neue Parkanlagen entstanden um 1860 nach englischem Vorbild als öffentlicher Erholungsraum (Bois de Boulogne, Parc de Vincennes, Parc des Buttes-Chaumont und Parc de Montsouris).
Für die Großstadt, deren Bevölkerung im Rahmen der industriellen Revolution rapide anwuchs, entstanden unter Verwendung von Glas und Eisen neue Bautypen: Gare de l'Est (1847), Gare du Nord (1861-65), die Halles Centrales (1852-59, V. Baltard und F.-E. Callet; abgerissen), Grand Palais und Petit Palais der Weltausstellung 1900, die naturgeschichtlichen Museen im Jardin des Plantes (1833, 1886, 1896). Als Höhepunkte der Ingenieurkonstruktion gelten der frühe Pont des Arts (1803) und der Eiffelturm, Wahrzeichen der Weltausstellung 1889.
Die neuen Baustoffe veränderten Ende des 19. Jahrhunderts den Kirchen-, Theater- und Bibliotheksbau; viele Beispiele blieben erhalten, so die in historisierenden Mauerwerksbauten eingestellten, nur die Innenarchitektur bestimmenden Eisenkonstruktionen von Saint-Eugène (1854), Saint-Augustin (1860-71, V. Baltard), Notre-Dame-de-Travail (1899) und v. a. der Bibliothèque Sainte-Geneviève (1843-50, H. Labrouste) und des Lesesaals der Bibliothèque Nationale (1854 ff.). Auf eine prunkvolle Architektur, die durch ihre exponierte Lage im Stadtbild denkmalhaften Charakter erhält, ist hingegen die neubarocke Oper (eingeweiht 1875) konzipiert; Ähnliches gilt für die Basilika Sacré-Cœur auf dem Montmartre (1874 von P. Abadie begonnen), die romanisch-byzantinischen Vorbildern folgt.
In der Kirche Saint-Jean-de-Montmartre (1894) fand die neue Stahlbetonbauweise erstmalig Anwendung und bestimmte die Architektur. Einen weiteren Schritt stellt das Betonskelett A. Perrets für Haus Nummer 25 in der Rue Franklin (1903-04) dar. Es folgen die Bauten von Le Corbusier (Villa Savoye in Poissy, 1929-34; Asyl der Heilsarmee, 1929-33; Schweizer Haus in der Cité Universitaire, 1930-32). Weitere Beispiele für einen progressiven Ingenieurbaustil sind P. L. Nervis Faltwerk für den Konferenzbereich der UNESCO (1953-58 mit M. Breuer und B. Zehrfuss) sowie die ein gleichseitiges Dreieck von 238 m Seitenlänge überspannende Schalenkonstruktion des Ausstellungspalastes CNIT (1958) in der Bürostadt »La Défense«. Mit dem Centre National d'Art et de Culture Georges Pompidou errichteten R. Rogers und R. Piano 1971-77 eine »Ausstellungsmaschine«, deren äußere Erscheinung durch die vor die Fassade gelegten Stahlkonstruktionen, Rolltreppen, Aufzüge und Klimaschächte geprägt wird. Auf einem Teil des ehemaligen Markthallengebiets erbauten Claude Vasconi und Georges Pencreac'h 1972-87 ein bis zu 20 m in die Erde reichendes Einkaufs- und Kulturzentrum (»Forum des Halles«) mit Restaurants, Schwimmbad u. a. Seit den 1960er-Jahren wurde die Bürostadt »La Défense« im Westen der Stadt ausgebaut (»Tour Fiat«, 1974, SOM u. a.). Entscheidend durch Staatspräsident F. Mitterrand beeinflusst, entstanden in Paris die »Grands Projets« zur 200-Jahr-Feier der Französischen Revolution (1989). Der Louvre wurde seit 1984 erweitert, es entstand 1989 die Glaspyramide von I. M. Pei im Innenhof als neuer Eingang, J. Nouvel baute 1981-87 das »Institut du Monde Arabe« (vonNouvel auch die Fondation Cartier, 1991-94), der Bahnhof Gare d'Orsay wurde 1983-86 nach Plänen von Gae Aulenti zum »Musée d'Orsay« umgebaut, 1984-89 errichtete man im Stadtteil »La Défense« ein 110 m hohes Bürohochhaus (»La Grande Arche«) nach Plänen von J. O. von Spreckelsen als Pendant zum Arc de Triomphe, auf dem ehemaligen Schlachthofgelände entstand 1982-91 der Hightechpark La Villette, an der Place de la Bastille wurde 1989 die neue Volksoper (Opéra-Bastille) des Kanadiers Carlos Ott eingeweiht, und in Bercy entstand das Finanzministerium (1982-90) von Paul Chemetov und Borja Huidobro sowie das Palais Omnisports (1981-84) von M. Andrault und Pierre Parat. Den Abschluss des »Grands Projets« bildet der Neubau der Französischen Nationalbibliothek (Bibliothèque Nationale de France, 1990-95 von D. Perrault). Das Seineufer mit seinen historischen Bauten zwischen Pont Sully und Pontd'Iéna wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Das gallische Oppidum Lutetia (Lutecia) auf der Île de la Cité, als Hauptort der keltischen Parisii auch Lutetia Parisiorum genannt, wurde 52 v. Chr. von den Römern erobert. Danach entstand auf dem linken, hochwassersicheren Seineufer die römische Stadt, von der Reste der Thermen (beim Hôtel de Cluny) und eines Amphitheaters (Arènes de Lutèce) erhalten sind. Nach den Zerstörungen durch Franken und Alemannen im 3. Jahrhundert erhielt die Île de la Cité eine Befestigung; die römische Stadt wurde aufgegeben. Als strategisch wichtiger Platz war Paris im 4. Jahrhundert zeitweilig Residenz der Caesaren Julian (356-360) und Valentinian (365 und 366). Seit 461 gehörte Paris zu einer unabhängigen römischen Restherrschaft in Gallien.
486 wurde Paris vom Merowingerkönig Chlodwig I. erobert und nach dessen Sieg über die Westgoten 508 Hauptstadt des Fränkischen Reiches. Unter den Karolingern sank es wieder zum Grafensitz ab. 885/886 verteidigte Graf Odo Paris gegen die Normannen und wurde 888 zum westfränkischen König gewählt. Mit den Kapetingern wurde die Stadt Ende des 10. Jahrhunderts Mittelpunkt des französischen Reiches, musste diese Stellung aber noch im 11. Jahrhundert gegen Orléans behaupten. Paris entwickelte sich, ausgehend von Île de la Cité mit dem Bischofssitz im Osten und dem Königspalast im Westen, beiderseits der Seine unterschiedlich. Auf dem linken Ufer, dem Gebiet der römischen Südstadt um das heutige Panthéon, entstanden schon in fränkischer Zeit zahlreiche Klöster, um die sich kleine dörfliche Siedlungen entwickelten (»bourg«, später »faubourg« genannt). Zahlreiche Kirchenlehrer gingen aus diesen Klöstern hervor. Sie schlossen sich im 12. Jahrhundert zu einer »Universitas« zusammen und legten damit den Grundstein für die älteste Universität des Landes, die Sorbonne. Daneben entstanden viele weitere Kollegien und Lehrinstitutionen. Da der Unterricht überwiegend in lateinischer Sprache gehalten wurde, bürgerte sich die Bezeichnung »Quartier Latin« ein. Auf dem rechten Ufer war bereits in karolingischer Zeit eine Handwerker- und Händlersiedlung entstanden, die auch schon ummauert war (»ville«). Erst ab dem 11. Jahrhundert setzte hier eine dynamischere Entwicklung ein.
Philipp II. Augustus vereinigte 1190-1220 die drei Stadtteile durch einen Mauerring. Paris hatte damals etwa 100 000 Einwohner. Die schnell wachsende Stadt musste aber schon um 1370 durch Karl V. eine neue Mauer erhalten. Im 13. Jahrhundert gab es Ansätze einer städtischen Selbstverwaltung. Doch erst durch die Schwächung der Zentralgewalt im Hundertjährigen Krieg erlangte der Vorstand der Kaufmannsgilde (»prévôt des marchands«) größeren Einfluss. In diesem Amt lehnte sich É. Marcel 1358 gegen den Dauphin auf. 1420-36 war Paris in englischer Hand.
In den Religionskriegen nahm die Stadt, deren Bürgerschaft zur katholischen Partei hielt, eine Schlüsselstellung ein; 1572 war sie Schauplatz der Bartholomäusnacht. 1648 brach der Aufstand der Fronde in Paris aus. Ludwig XIV. konnte zwar 1652 zurückkehren, zog sich aber aus dem Palais-Royal in die Tuilerien, später (1682) nach Versailles zurück. Ludwig XIII. hatte die Stadtbefestigung noch erweitert, Ludwig XIV. ließ 1660 die Mauern niederlegen und an ihrer Stelle die »Großen Boulevards« anlegen. 1684 war die Stadt auf 425 000 Einwohner angewachsen. 1784-91 ließ Ludwig XVI. einen weiteren Mauerring errichten (»Enceinte des fermiers généraux«), der eine rein fiskalische Grenze darstellte und die Zolleinnahmen erhöhen sollte. Auch nach der Verlegung der königlichen Residenz behielt Paris wegen seiner Bevölkerungszahl und seiner wirtschaftlichen Bedeutung die politisch führende Rolle. Zur Zeit der Französischen Revolution hatte es bereits über eine halbe Million Einwohner. Unter dem Konsulat und dem Ersten Kaiserreich (1799-1814/15) erhielt Paris viele seiner repräsentativen Bauten, wie den Arc de Triomphe, zahlreiche Brücken und die Börse. 1837 wurde die Eisenbahn Paris-Saint-Germain eröffnet. Eine erneute Umwallung (»Enceinte de Thiers«), 1841-45 gebaut, 39 km lang, mit 94 Bastionen und 16 Forts sowie einer Ringeisenbahn, in der Folge immer weiter ausgebaut, machte Paris zur damals größten Stadtfestung der Erde. 1859 wurden die elf innerhalb dieser Umwallung gelegenen Vororte eingemeindet; auf 7 800 ha wohnten 1859 526 000 Einwohner. Die immer größer werdende Zahl der Einwohner erforderte schon früh Sozialmaßnahmen, die aber meist unzulänglich blieben. Die ungenügenden Wohnverhältnisse trugen zur Entstehung von Epidemien bei (1832 Cholera). Als 1846 die Landflucht nach Paris einsetzte, wurden die Lebensbedingungen in den Elendsgebieten im Osten der Stadt vollends unerträglich.
Zur modernen Großstadt wurde Paris unter G. E. Baron Haussmann, 1853-70 Präfekt des Départements Seine: er ließ zehn Brücken bauen, durch Straßendurchbrüche Platz für den Verkehr schaffen (u. a. Anlage Place de l'Étoile, heute Place Charles de Gaulle) und Parkanlagen einrichten. Das Abwasserkanalnetz wurde auf einer Länge von 570 km saniert, die Trinkwasserversorgung ausgebaut. Neben rein humanitären Erwägungen spielten für die Stadtsanierung immer auch politische Beweggründe eine große Rolle. So galt es, bereits das Entstehen von Unruhen durch sozial- und strukturpolitische Maßnahmen zu verhindern. Die neuen, breiten Boulevards sollten Straßensperren bei Bürgerrevolten verhindern. Nach dem Zusammenbruch des Zweiten Kaiserreiches, der Einschließung und Beschießung (ab 5. 1. 1871) der Stadt durch deutsche Truppen versuchten die Bürger von Paris, gegen die konservative provisorische Regierung der Republik ein Gemeinwesen nach demokratischen, zum Teil sozialistischen Idealen zu errichten; die »Pariser Kommune« (Kommune 3)) wurde von den Regierungstruppen am 28. 5. 1871 mit der Einnahme der Stadt blutig beendet.
Die kulturelle Ausstrahlung, die von Paris seit Jahrhunderten ausgeht, fand seit dem 19. Jahrhundert auch ihren Ausdruck in den Weltausstellungen, die 1855, 1867, 1878, 1889, 1900 und 1937 dort stattfanden.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Bastionen und Befestigungen von Paris eingeebnet und durch großzügige Boulevards ersetzt, 1930 wurde das militärische Glacisgelände eingemeindet. Paris hatte nunmehr eine Fläche von 10 402 ha erreicht.
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Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Paris: Kulturhauptstadt Europas
Paris,
griechisch auch Alẹxandros, griechischer Mythos: Sohn des Priamos und der Hekabe, Bruder Hektors. Bei der Hochzeit des Peleus und der Thetis entfesselte Eris zwischen den Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite einen Streit darüber, welche von ihnen die schönste sei; Paris, Hirte auf dem Berg Ida, wurde zum Schiedsrichter erkoren (Urteil des Paris). Als Hermes die Göttinnen zu ihm geführt hatte, entschied er zugunsten Aphrodites, die ihm die schönste Frau (Helena) versprochen hatte. Später entführte er Helena und verursachte so den Trojanischen Krieg. In der »Ilias« erscheint Paris als prahlender Frauenheld, trägt jedoch auch Züge einstiger Tapferkeit. Nachhomerischer Dichtung zufolge tötete Paris Achill durch einen (von Apoll gelenkten) Pfeilschuss und wurde durch den vergifteten Pfeil des Philoktet selbst schwer verwundet. Die Nymphe Oinone, seine frühere Gemahlin, schlug wegen seiner Untreue die erbetene Heilung ab und gab sich dann aus Reue selbst den Tod. - Die Darstellung der Entführung der Helena (schon in spätgeometrischem Stil) und des Paris-Urteils lässt sich in der bildenden Kunst der Antike seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. in großer Zahl nachweisen (z. B. auf der Chigikanne). Das Paris-Urteil wurde auch zu einem Lieblingsthema der Malerei der Neuzeit (u. a. Giulio Romano, L. Cranach der Ältere, P. P. Rubens, Claude Lorrain, J. A. Watteau, F. Boucher, A. Feuerbach), zum Teil wie in der Antike in verschiedenen Szenen aufgegliedert (A. Carracci).
Paris,
1) [pa'ris], Gaston, französischer Romanist, * Avenay-Val-d'Or (bei Reims) 9. 8. 1839, ✝ Cannes 5. 3. 1903; war seit 1872 Professor für französische Sprache und Literatur des Mittelalters am Collège de France in Paris. Paris hat die romanische Philologie in Frankreich als wissenschaftliche Disziplin etabliert; er übertrug die von K. Lachmann für die Germanistik entwickelte Methode der philologischen Textkritik und Edition auf die mittelalterlichen Handschriften der altfranzösischen und altprovenzalischen Literatur (»La vie de Saint Alexis«, 1872), gab der Epenforschung wie der Literaturgeschichtsschreibung des Mittelalters unter Einbeziehung komparatistischer und volkskundlicher Aspekte neue Impulse (»Histoire poétique de Charlemagne«, 1865; »La littérature française au moyen âge«, 1888) und war Mitbegründer der »Revue critique (d'histoire et de littérature)« (1866 ff.) und der Zeitschrift »Romania« (1872 ff.).
Weitere Werke: Étude sur le rôle de l'accent latin dans la langue française (1862); Chansons du XVe siècle (1875); La poésie du moyen âge, 2 Bände (1885-95); Penseurs et poètes (1896); Poèmes et légendes du moyen âge (1900); François Villon (1901); Légendes du moyen âge (1903); Mélanges linguistiques, herausgegeben von M. Roques (1909); Mélanges de littérature française du moyen âge, herausgegeben von demselben, 2 Bände (1910-12).
Herausgeber: Les miracles de Nostre Dame par personnages, 8 Bände (1876-93, mit U. Robert).
2) ['paːris], Ronald, Maler und Grafiker, * Sondershausen 12. 8. 1933; war 1963-66 Meisterschüler O. Nagels an der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost). Paris wandelte seinen Stil in den 1960er-Jahren vom betont Plastischen zum Expressiv-Malerischen (v. a. Landschaften, Porträts, Wandbilder); schuf auch zahlreiche Zeichnungen und Druckgrafiken.
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Pa|ris: Hauptstadt Frankreichs.
Universal-Lexikon. 2012.