Akademik

Dresden
Florenz des Nordens (umgangssprachlich); Florenz an der Elbe (umgangssprachlich); Tal der Ahnungslosen (derb); Elbflorenz (umgangssprachlich)

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Dres|den:
Landeshauptstadt von Sachsen.

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I
Dresden,
 
1) Hauptstadt des Landes Sachsen und des Regierungsbezirks Dresden, kreisfreie Stadt, Verwaltungssitz des Landkreises Dresden-Land, 113-315 m über dem Meeresspiegel, (1999) 476 700 Einwohner (1939: 630 000, 1950: 494 200, 1988: 518 100 Ew). Dresden liegt inmitten der klimatisch begünstigten Dresdner Elbtalweitung beiderseits der Elbe und erstreckt sich über eine Fläche von 226 km2. Es ist ein Industrie-, Verwaltungs-, Bildungs- und Kulturzentrum und als Kunststadt Anziehungspunkt des Fremdenverkehrs.
 
Dresden ist Sitz von Landesregierung, Regierungspräsidium und Landtag, der Evangelischen-Lutherischen Landeskirche Sachsen und seit 1980 des katholischen Bistums Dresden-Meißen, des OLG sowie von Landeszentralen zahlreicher Banken, Versicherungen und Verbänden. Zu den vielen wissenschaftlichen Einrichtungen gehören die TU (seit 1961, gegründet 1828; seit 1890 TH), die Hochschulen für Technik und Wirtschaft, für Bildende Künste, für Musik »Carl Maria von Weber« und für Kirchenmusik, Heinrich-Schütz-Konservatorium, Akademie für künstlerischen Tanz (»Palucca Schule«), Heeresoffiziersschule und Zentralbücherei der Bundeswehr sowie zahlreiche Forschungsinstitute, darunter die Max-Planck-Institute für Physik komplexer Systeme (seit 1994), für chemische Physik fester Stoffe (seit 1995) und für molekulare Zellbiologie und Genetik (seit 1998), acht Fraunhofer-Institute und Freseniusinstitut, Von-Ardenne-Institut für Angewandte Medizin. Forschung, Forschungszentrum Rossendorf auf dem Gelände des östlich von Dresden gelegenen ehemaligen Zentralinstituts für Kernforschung Rossendorf mit Kernreaktor (10 MW; seit 1991 stillgelegt), das Institut für Festkörper- und Werkstofferforschung, u. a. Die Sächsische Landesbibliothek, auf das Jahr 1556 zurückgehend, wurde 1995 mit der Universitätsbibliothek zur Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden zusammengeschlossen. Außerdem sind das Sächsische Staatsarchiv, die »Zentrale Kunstbibliothek der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden«, die Deutsche Fotothek und das industrieorientierte Designzentrum wichtig. 1996 wurde ein Goethe-Institut eröffnet. Größte Berühmtheit haben die Gemäldegalerie »Alte Meister« (im Semperbau am Zwinger), die Gemäldegalerie »Neue Meister«, die Schätze des Grünen Gewölbes (beide heute im Albertinum) und die Porzellansammlung (im Zwinger). Weitere Museen sind: Skulpturensammlung und Münzkabinett (beide im Albertinum), Historisches Museum (Prunkwaffensammlung; im Semperbau am Zwinger), Kupferstichkabinett, Museum zur Dresdner Frühromantik, Museum für Kunsthandwerk (im Wasser- und im Bergpalais von Schloss Pillnitz), Museum für Volkskunst, Verkehrsmuseum (im Johanneum), Technisches Museum Dresden (Elektronik, wissenschaftlicher Gerätebau, Fotografie), Mathematisch-Physikalisches Salon (im Zwinger), Museum für Mineralogie und Geologie, Museum für Tierkunde, Deutsches Hygiene-Museum, Museum für Geschichte der Stadt Dresden (im Landhaus), Militärhistorisches Museum, außerdem Landesmuseum für Vorgeschichte und Staatliches Museum für Völkerkunde (beide im Japanischen Palais) sowie bei Dresden das Barockmuseum (im Jagdschloss Moritzburg). Das kulturelle Leben der Stadt prägen v. a. die Semperoper, das Operettenhaus und 12 Theater und Schauspielbühnen, die Sächsische Staatskapelle Dresden, die Dresdner Philharmonie und der Dresdner Kreuzchor. Seit 1978 finden jährlich im Mai/Juni die Dresdner Musikfestspiele und im Mai das Dresdner Dixiefestival statt. In der weitläufigen Parkanlage des Großen Gartens befinden sich Zoologischer Garten (1861 gegründet), Botanischer Garten und Parkeisenbahn.
 
Wirtschaft:
 
Die Industrie hat sich vorrangig in den Außenvierteln angesiedelt. Der wirtschaftliche Umbau nach der Wende bestätigte in Dresden die Mikroelektronik (1995 Inbetriebnahme einer neuen Chipfabrik) und Informationstechnik sowie Feinmechanik, Gerätebau, optische Industrie und Kamerabau als führende Industriezweige. Aber auch Flugzeug- und Spezialmaschinenbau, Energie- und Medizintechnik und Pharmaindustrie (Arzneimittel-, Serumwerk), Druckerei- und Verlagswesen sowie Textilveredelung, Möbelbau (Dresden-Hellerau), Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie Zigarettenherstellung, ergänzt durch Dienstleistung, Handwerk und Baugewerbe, sind für die Wirtschaft der Stadt bedeutend. Dresden ist Verkehrsknotenpunkt; S-Bahn, mehrere traditionelle Kleinbahnen zu den um Dresden liegenden Ausflugs- und Erholungsgebieten. Die Schifffahrt in Dresden wickelt den Güterverkehr über den Elbhafen Dresden-Friedrichstadt (Alberthafen), den Personenverkehr besonders über die Anlegestelle Brühlsche Terrasse der Sächsischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft (neben vier Motorschiffen auch acht Raddampfer, die somit die größte Raddampferflotte der Welt bilden) ab. Zum Villenvorort Weißer Hirsch führt eine Standseilbahn (erbaut 1895), zur Loschwitzhöhe die Loschwitzer Schwebebahn (erbaut 1898-1900). Von den sieben Elbbrücken (davon eine seit 1996 im Bau) im Stadtgebiet ist die wegen ihres historischen Farbanstrichs als »Blaues Wunder« bezeichnete Stahlhängebrücke (1891-93 mit 141,5 m Spannweite erbaut) zwischen den Stadtteilen Blasewitz und Loschwitz am originellsten. Etwa 9 km nördlich vom Stadtzentrum liegt der internationale Flughafen Dresden-Klotzsche (1994: 1,6 Mio. Passagiere).
 
Stadtbild:
 
Als Residenz der Wettiner (1485-1918) erlebte die Stadt besonders unter August II., dem Starken (1694-1733), und August III. (1733-63) eine rege Bautätigkeit. Dresden galt bis zu dem Luftangriff am 13./14. 2. 1945, dem die Altstadt weitgehend zum Opfer fiel, als eine der schönsten deutschen Städte (»Elbflorenz«). Viele historische Bauwerke wurden inzwischen wiederhergestellt oder sind für den Wiederaufbau vorgesehen; jedoch veränderten Zerstörung und Neuplanung das Stadtbild.
 
Kern der Altstadt auf dem linken Elbufer ist das ehemalige Residenzschloss der Wettiner, eine Vierflügelanlage des 16. Jahrhunderts, später häufig verändert, 1945 ausgebrannt (Rekonstruktionsarbeiten sind seit 1986 im Gang). Am Schloßplatz steht die katholische Hofkirche (1738-54, 1945 ausgebrannt, wiederhergestellt). Südlich vom Schloss befindet sich das Taschenbergpalais (1707-11 von M. D. Pöppelmann errichtet; 1945 ausgebrannt, 1992-95 als Hotel wieder aufgebaut). An Schloss und Hofkirche schließt nach Westen der Theaterplatz mit der Altstädter Wache, einem klassizistischen Bau (1830-32) nach Entwurf von K. F. Schinkel, und der Semperoper an. Das erste Opernhaus (1838-41) von G. Semper war 1869 abgebrannt, das zweite Opernhaus (1871-78) wurde nach Entwurf von G. Semper durch dessen Sohn M. Semper ausgeführt; dieses am 13./14. 2. 1945 ausgebrannte Gebäude wurde wieder aufgebaut und am 13. 2. 1985 neu eröffnet. Die südwestliche Begrenzung des Platzes bildet der für Hoffeste errichtete Zwinger von Pöppelmann (1711-28). In die einst offene Nordostseite des Zwingers fügte G. Semper 1847-54 die Gemäldegalerie ein (Wiederaufbau des 1945 zerstörten Semperbaus bis 1960, 1989-92 umfassend saniert und restauriert). Östlich vom Schloßplatz erstreckt sich am Elbufer die Brühlsche Terrasse (früher Teil der Altstadtbefestigung, im 18. Jahrhundert zur Gartenanlage ausgebaut) mit der Kunstakademie (1890-94, heute Hochschule für Bildende Künste), dem Albertinum, der Sekundogenitur (1907) anstelle der Brühlschen Bibliothek und dem ehemaligen Ständehaus (1901-06, von P. Wallot) anstelle des Palais Brühl. Die Frauenkirche von G. Bähr (begonnen 1726, geweiht 1734; 1945 zerstört), deren Ruine als Mahnmal für die Opfer des Luftangriffs erhalten blieb, wird seit 1994 wieder aufgebaut. Am Elbufer, in Nachbarschaft zur Frauenkirche und dem Albertinum, unweit der ehemaligen Synagoge von G. Semper, die am 9. 11. 1938 in Brand gesetzt wurde, entstanden die neue Synagoge sowie ein jüdisches Gemeindezentrum (Grundsteinlegung am 21. 6. 2000, Weihe 8. 11. 2001). Das Johanneum (1586-91 als Stallhof erbaut, mehrfach umgebaut) am Neumarkt ist durch den zum Hof mit 22 Rundbogenarkaden geöffneten Langen Gang mit dem Schloss verbunden. Die Außenseite des Langen Ganges schmückt auf 102 m Länge der »Fürstenzug«, der die Herrscher des Hauses Wettin zeigt (ursprünglich Sgraffitofries, 1870-76; 1906 auf Kacheln übertragen). Im Umkreis des Altmarkts, der beim Wiederaufbau auf das Doppelte vergrößert wurde, befinden sich der Kulturpalast (1969; Ausbau zur Konzerthalle vorgesehen), das Neue Rathaus (1906-12), das frühklassizistische Gewandhaus (1768-79, heute Hotel), die anstelle früherer Kirchenbauten 1764-92 errichtete barocke Kreuzkirche (1945 zerstört, wiederhergestellt) und etwas entfernt das frühklassizistische Landhaus (1770-76, von F. A. Krubsacius). An die Altstadt schließt sich nach Südosten der Große Garten an, eine Barockanlage (begonnen 1676) mit frühbarockem Palais (1678-83).
 
Die Neustadt auf dem rechten Elbufer wurde nach dem Brand Altendresdens von 1685 als einheitliche Barockstadt wieder aufgebaut; einige barocke Bürgerhäuser sind erhalten. Das Japanische Palais, 1715 als »Hölländischer Palais« begonnen, wurde 1727-35 unter der Oberleitung Pöppelmanns erbaut. Die Rekonstruktion der Dreikönigskirche (1732-39 nach Plänen von Pöppelmann, Innenausbau von Bähr) erfolgte 1987-91. - In den Außenbezirken befinden sich elbabwärts Schloss Übigau (1724/25; von J. F. Eosander von Göthe), elbaufwärts auf den Loschwitzer Höhen die spätklassizistischen Schlösser Albrechtsberg (1850-54) und Villa Stockhausen (nach 1850; von dem Schinkelschüler A. Lohse) und das als mittelalterliche Burg angelegte Schloss Eckberg (1859-61), weiter flussaufwärts an der Elbe die Schloss- und Parkanlage Pillnitz. Zu den interessanten Bauten des frühen 20. Jahrhunderts gehört die im Stil einer Moschee errichtete ehemalige Zigarettenmanufaktur »Yenidze« (1907 erbaut, 1994-97 rekonstruiert und zum modernen Bürokomplex umgebaut).
 
In Hellerau, seit 1950 Stadtteil von Dresden (im Norden), fand erstmals der Plan einer Gartenstadt seine Verwirklichung: Der Bebauungsplan (1907/08) sowie die »Deutsche Werkstätten« und Reihenhäuser stammen von R. Riemerschmid, weitere Wohnhäuser von H. Muthesius und H. Tessenow, von Letzterem auch das Festspielhaus (1910-12). - Für die künftige Um- und Neugestaltung des Stadtzentrums fanden städtebauliche Wettbewerbe statt (u. a. Postplatz, Altmarkt, Georgsplatz). In der Prager Straße, die durch Um- und Ergänzungsbauten verändert wird, erfolgte 1994-98 durch die Wiener Architektengruppe Coop Himmelblau der Umbau des 1972 eröffneten Filmtheaters zum modernen »Multiplex-Kino«. Der Kölner Architekt Peter Kulka ging als Gewinner des Wettbewerbs für den Neubau des Landtagsgebäudes hervor, das 1991-93 errichtet wurde. Bis 1995 erfolgte die Restaurierung (unter Einbeziehung neuer Bauteile) des 1906 im Stil der Neorenaissance errichteten Finanzministeriums als Kultus- und Finanzministerium am Neustädter Elbufer.
 
Geschichte:
 
Dresden geht auf das an einem alten Elbübergang gelegene slawische Dorf Drezdzany (»Siedler am Wald«) zurück. Das seit dem 7. Jahrhundert slawisch besiedelte Elbtalgebiet erscheint 1004 als sorbische Wohngau Nisan(i); nach 968 Bestandteil der später so genannten Mark Meißen, kam es vor 1144 an die wettinischen Markgrafen von Meißen, die im Zuge der deutschen Ostsiedlung um 1150 an der Stelle des späteren (ab 1530) Schlosses eine Burg errichten ließen. Südlich davon legte Markgraf Dietrich der Bedrängte zur Sicherung des Elbüberganges (Brücke 1275 genannt) die Stadt Dresden mit regelmäßigem Grundriss an (1216 als Civitas erwähnt); die Stadtmauer (1299 bezeugt) schloss die Burg, nicht aber eine ältere sorbischen Marktsiedlung (so genanntes Alt-Dresden) ein. Zusammen mit der kleineren, bis 1370 Nisau genannten früheren sorbischen Siedlung Altendresden auf dem rechten Elbufer (Stadtrecht 1403; 1550 als Neu-Dresden eingemeindet) hatte Dresden 1489 schon 5 900 Einwohner.
 
Als Residenz der albertinischen Linie der Wettiner (1485-1918) und Hauptstadt des Kurfürstentums Sachsen (ab 1547) entwickelte sich Dresden zu einem weltbekannten kulturellen Mittelpunkt. Nach 1539 setzte sich die Reformation in Dresden durch, das eine Hochburg des streng lutherischen Bekenntnisses auch dann blieb, als das wettinische Fürstenhaus 1697 (für die polnische Königskrone) wieder katholisch wurde. Unter Moritz von Sachsen (1541-53) zur Renaissanceresidenz ausgestaltet, wurden Wirtschaft und Kultur der Stadt insbesondere von Kurfürst August (1553-86) gefördert; er legte die Kunstkammer (1560) sowie eine Bücher- und Kartensammlung an, die Vorgängerin der Sächsischen Landesbibliothek (1556). Als zweitälteste musikalische Institution Dresdens nach dem in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandenen Dresdner Kreuzchor wurde 1548 die Hofkapelle gegründet, die Vorläuferin der Staatskapelle Dresden. Der Hof förderte auch das von der italienischen Oper geprägte Musiktheater (1666 erstes Opernhaus).
 
Unter August II., dem Starken (1694-1733), und August III. (1733-63) war Dresden ein Ort reger Bautätigkeit und Stätte eines prunkvollen Hoflebens (so genanntes Augusteisches Zeitalter); damals wurden die Kunstsammlungen ausgebaut (Porzellansammlung 1720, Grünes Gewölbe 1721, Gemäldegalerie 1722, Antikensammlung 1723, Kupferstichkabinett 1728). Das 1685 einem Brand zum Opfer gefallene Altendresden wurde als Neustadt (»Neue Königsstadt«, Bezeichnung seit 1732) wieder aufgebaut. Im Siebenjährigen Krieg (1756-63) verursachten die preußischen Truppen, die Dresden 1756-59 besetzt hielten, durch Brandschatzung große Schäden; 1760 suchte König Friedrich II., der Große, von Preußen vergebens unter starken Zerstörungen die verlorene Festung wiederzuerobern.
 
Im 17. Jahrhundert hatten böhmische Glaubensflüchtlinge, im 19. Jahrhundert polnische Emigranten in Dresden Zuflucht gefunden. Im Verlauf der Revolutionen von 1830 und 1848/49 kam es auch in Dresden zu politischen Unruhen; 1849 bildete der Dresdner Maiaufstand den Ausgangspunkt der Reichsverfassungskampagne. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (1839 Eröffnung der ersten deutschen Ferneisenbahn Leipzig--Dresden) entwickelte sich Dresden zum Verkehrsknotenpunkt und Industriezentrum; die Industriebetriebe breiteten sich meist in den Vororten aus. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts wuchs Dresden, seit 1806 königliche Residenz, rasch. Die Eingemeindung von Vororten und der mit der Industrialisierung verbundene Bau typischer Arbeiterviertel ließen die Einwohnerzahl (1699: 21 000, 1727: 46 000 und 1755: 63 000) schnell ansteigen (1834: 74 000, 1852: 100 000 [Großstadt], 1890: 277 000). Nach der Eingemeindung von 65 Dörfern (1892) zählte Dresden (1900) 396 000 Einwohner; 1933 erreichte es nach der Eingemeindung weiterer 23 Orte (1921) die bis dahin höchste Einwohnerzahl von 649 300. Am 10. 11. 1918 wurde in Dresden der Freistaat Sachsen proklamiert.
 
Seit dem 18. Jahrhundert vermochte Dresden seinen Ruf als Kulturmittelpunkt zu behaupten. An die 1764 gegründete Kunstakademie wurden hervorragende Lehrkräfte berufen. Bildende Künstler (P. O. Runge, C. D. Friedrich), Dichter und Literaten (H. von Kleist, E. T. A. Hoffmann, L. Tieck, A. H. Müller, die Brüder Schlegel) fanden sich hier im Geist der Romantik zusammen, namentlich im Kreis um den Arzt und Philosophen C. G. Carus. Im 19. Jahrhundert erlebten Oper (C. M. von Weber, R. Wagner), Konzert und Theater eine Pflege, die auch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts fortgeführt wurde. Dresdens Ruf als Kulturzentrum förderten auch die Kreise um den »Kunstwart« (1887) und »Dürerbund« (1902), die 1905 gegründete Malersezession »Die Brücke«, die Hellerauer Reformbemühungen, die Tanzkunst Mary Wigmans und Gret Paluccas.
 
Am 13./14. 2. 1945 wurde das mit zusätzlich rd. 500 000 schlesischen Flüchtlingen sowie vielen Zwangsarbeitern und Soldaten überfüllte Dresden von amerikanischen und britischen Bomberverbänden stark zerstört (»Aktion Donnerschlag«). Die britischen Bomber (772) warfen bei zwei Nachtangriffen 1 477,7 t Minen und Sprengbomben sowie 1 181,8 t Brandbomben. Die amerikanischen Bomberverbände (311 »Fliegende Festungen«) warfen bei den folgenden sechs Tagesangriffen 3 767,1 t Minen und Sprengbomben sowie 643,1 t Brandbomben ab. Der Bereich totaler Zerstörung betrug 12 km2, zusammen mit dem Bereich schwerer Beschädigung 15 km2. Die Angaben über die Toten schwanken sehr stark; die amtlichen Schätzungen 1945 gingen zunächst (Anfang März) von 25 000 Todesopfern aus und wurden später korrigiert in 250 000 Tote. Inzwischen gilt die Zahl von 35 000 Toten als wahrscheinlich zutreffend. Am 8. 5. 1945 wurde Dresden von sowjetischen Truppen eingenommen.
 
Dresden war 1918-45, 1946-52 und ist seit 1990 Landeshauptstadt von Sachsen.; 1952-90 war es Hauptstadt des gleichnamigen DDR-Bezirks. 1950 wurden 10 weitere Orte eingemeindet, u. a. Hellerau, Klotzsche, Niedersedlitz und Zschachwitz. - Die friedliche Kerzendemonstration von über 7 000 Menschen am 13. 2. 1982 vor der Ruine der Frauenkirche in Dresden war die erste nichtstaatliche Massenkundgebung in der DDR. Im Oktober 1989 war Dresden einer der großen Schauplätze der friedlichen Revolution in der DDR (deutsche Geschichte). - Im Frieden von Dresden (25. 12. 1745), der den 2. Schlesischen Krieg beendete, erhielt Preußen den Besitz Schlesiens bestätigt, Sachsen musste eine hohe Kriegsentschädigung zahlen und auf schlesische Ansprüche verzichten. - Am 26./27. 8. 1813, wenige Wochen vor der Völkerschlacht bei Leipzig, besiegten die Franzosen unter Napoleon I. bei Dresden die Hauptarmee der Verbündeten (letzter Sieg auf deutschem Boden).
 
 
Literatur:
 
Das alte D., hg. v. E. Haenel u. E. Kalkschmidt (1934, Nachdr. 1996);
 H. Butte: Gesch. D.s bis zur Reformationszeit (1967);
 H. Heckmann: D. Bauten u. Baumeister (1984);
 H. Heckmann: Matthäus Daniel Pöppelmann u. die Barockbaukunst in D. (1986);
 
D. Die friedl. Revolution: Oktober 1989-März 1990, hg. v. H. Kromer (1990);
 V. Helas: Architektur in D. 1800-1900 (31991);
 
Schlösser u. Gärten um D., Beitrr. v. L. Kempe u. a. (41992);
 
Der Zwinger in D., Beitrr. v. F. Löffler u. a., hg. v. M. Kirsten (41992);
 M. Lerm: Abschied vom alten D. Verluste histor. Bausubstanz nach 1945 (21993);
 G. Bergander: D. im Luftkrieg (21994);
 F. Löffler: Das alte D. Gesch. seiner Bauten (121994);
 
Verbrannt bis zur Unkenntlichkeit. Die Zerstörung D.s 1945, hg. vom Stadtmuseum Dresden (1994);
 M. Gretzschel: Die Dresdner Frauenkirche (21995);
 
D. in histor. Stadtplänen. Die Entwicklung der Stadt in über 4 Jh., hg. v. D. Zumpe (1995).
 
 2) Regierungsbezirk in Sachsen mit Osterzgebirge, Sächsische Schweiz, Dresdner Elbtalweitung, Oberlausitz und Teilen der südlichen Niederlausitz, 7 930 km2, 1,725 Mio. Einwohner; umfasst (am 1. 1. 1996) die kreisfreien Städte Dresden, Görlitz und Hoyerswerda sowie die Landkreise Bautzen, Meißen-Radebeul, Kamenz, Löbau-Zittau, Niederschlesischer Oberlausitzkreis, Riesa-Großenhain, Sächsische Schweiz und Weißeritzkreis; Verwaltungssitz ist Dresden.
 
 3) von 1952 bis 1990 Bezirk der DDR, heute in dem Regierungsbezirk Dresden aufgegangen.
 
II
Dresden
 
['dreːsdə], Sem, niederländischer Komponist, * Amsterdam 20. 4. 1881, ✝ Den Haag 30. 7. 1957; wurde nach Studien in Berlin (H. Pfitzner) 1919 Professor für Komposition am Konservatorium in Amsterdam (1924 Direktor) und war 1937-49 Leiter des Konservatoriums in Den Haag. Dresden war neben W. F. J. Pijper einer der erfolgreichsten niederländischen Komponisten seiner Generation. Seine Werke (Oper »François Villon«, 1958; Orchester-, Kammer- und Vokalmusik) sind zunächst von der deutschen Romantik, dann von C. Debussy und A. Roussel beeinflusst.

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Dres|den: Stadt an der Elbe; Landeshauptstadt von Sachsen.

Universal-Lexikon. 2012.