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weiß
kaukasisch; europid; farbneutral; lichtvoll

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weiß [vai̮s] <Adj.>:
von der Farbe des Schnees /Ggs. schwarz/: weiße Haare; ein weißer Hai; weiße Wäsche; die Blüten des Kirschbaumes sind weiß; weiß (in Weiß) gekleidet sein; vor Angst war er ganz weiß (sehr bleich) geworden.
Syn.: blass, bleich, fahl.
Zus.: grauweiß, grellweiß, kalkweiß, kreideweiß, mattweiß, schneeweiß, silberweiß.

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weiß 〈Adj.; -er, am -es|ten〉
1. alle sichtbaren Farben reflektierend (Körper)
2. ohne Farbe
3. von der hellsten Farbe
4. bleich, blass (Gesicht)
5. hellhäutig
● Weiße Ameisen 〈fälschlich für〉 Termiten; \weiße Bohnen; \weißes Feld (auf dem Spielbrett); \weißes Fell; \weißes Fleisch (vom Geflügel); die \weiße Frau 〈im Volksglauben〉 Gespenstererscheinung; \weißes Haar; das Weiße Haus Regierungsgebäude u. Wohnsitz des Präsidenten der USA in Washington; \weiße Haut(farbe); \weiße Kohle 〈fig.〉 Wasserkraft; \weißes Mehl Weizenmehl; Weißer Sonntag erster Sonntag nach Ostern; \weißer Stein (beim Brettspiel); \weiße Substanz die wegen ihres Reichtums an markhaltigen Nervenfasern weißen Teile des Gehirns u. des Rückenmarks; der weiße/Weiße Tod 〈fig.〉 der Tod im Schnee; \weiße Weihnachten, \weiße Ostern W., O. mit Schnee; \weißer Zwerg sehr kleiner, massereicher Stern, der Endzustand eines normalen Sterns ● ein Haus \weiß anstreichen; \weiß glühen in weißer Farbe glühen; 〈aber〉 →a. weißglühen; \weiß kalken = weißkalken; \weiß tünchen = weißtünchen; \weiß waschen = weißwaschen (I); \weiß werden blass werden; weißes Haar bekommenblendend \weiß; \weiß gekleidet = weißgekleidet ● etwas schwarz auf \weiß besitzen schriftlich besitzen; auf diesem Blatt steht es schwarz auf \weiß (geschrieben); das Weiße im Auge; das Weiße im Ei [<mhd. wiz <ahd. (h)wiz <got. weits <idg. *kueit- „leuchten, glänzen; leuchtend, licht, hell“; → Weizen]

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1weiß :
wissen.
2weiß <Adj.> [mhd. wīʒ, ahd. (h)wīʒ, eigtl. = leuchtend, glänzend]:
1. von der hellsten Farbe; alle sichtbaren Farben, die meisten Lichtstrahlen reflektierend:
-e Lilien, Wolken;
-e Gardinen;
ein -es Kleid;
-e Haare;
ein -er Hai, Hirsch;
die Schachfiguren so aufstellen, dass die -e Dame auf einem -en Feld steht;
w. wie Schnee;
-e Wäsche;
sein Gesicht war w. von Kalk;
w. (in Weiß) gekleidet sein;
der Rock war rot und w. gestreift;
der Tisch ist w. (mit einem weißen Tischtuch) gedeckt;
strahlend, blendend -e Zähne;
w. lackierte Möbel;
die Wand w. kalken/tünchen;
eine w. gekalkte/getünchte/gestrichene Wand;
-es (unbeschriebenes) Papier;
er ist w. geworden (hat weiße Haare bekommen);
-e Blutkörperchen (Med.; Leukozyten);
-es (das ganze sichtbare Spektrum umfassendes) Licht;
die Wäsche w. waschen;
<subst.:> das Weiße im Ei/des Eis;
Weiß (der Spieler, der die weißen Figuren hat) eröffnet das Spiel.
2.
a) sehr hell aussehend:
-er Pfeffer;
-e Bohnen, Johannisbeeren;
-es Mehl;
-es Brot (Weißbrot);
-es Fleisch;
-er Wein (Weißwein);
<subst.:> ein Glas von dem Weißen (ugs.; von dem Weißwein);
b) von heller Hautfarbe:
die -en Amerikaner;
die -e Minderheit;
Menschen -er Hautfarbe;
der -e Mann (die 2Weißen);
der Vater ist w.

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I
Weiß,
 
Bezeichnung für die hellsten Körperfarben der Unbuntreihe (Grau) mit einer Dunkelstufe D ≦ 1 (ideales Weiß: D = 0); auch Bezeichnung für jede Farbempfindung, die durch weißes Licht, d. h. Licht mit einer energiegleichen Verteilung im sichtbaren Spektralbereich, oder durch eine Normlichtart hervorgerufen wird. Als Weiß werden Oberflächen mit spektralen Remissionsgraden über etwa 0,7 im ganzen sichtbaren Spektralbereich empfunden (etwa weißes Schreibpapier oder Neuschnee). Anstriche aus reinem Bariumsulfat (Barytweiß) oder Magnesiumoxid erreichen spektrale Remissionsgrade bis zu 0,97 im gesamten sichtbaren Spektrum.
 
Weiß gilt in der Farbensymbolik als Farbe des Lichts und der Reinheit (z. B. Farbe des Brautkleids spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts), der Offenbarungsträger und Opfertiere, der Unschuld und Sündlosigkeit (die Seligen stehen in weißen Gewändern vor Gottes Stuhl), früher und in anderen Kulturkreisen aber auch der Trauer, z. B. in China. Als Symbolfarbe wurde Weiß von politischen Gruppen verwendet, die eine hergebrachte »legitime« Ordnung verteidigten und Träger einer Gegenrevolution waren; so standen den kommunistischen Rotgardisten die Weißgardisten gegenüber, Angehörige konterrevolutionärer Armeen 1918-21 in Sowjetrussland.
 
II
Weiß,
 
1) Bernhard, evangelischer Theologe, * Königsberg (heute Kaliningrad) 20. 6. 1827, ✝ Berlin 14. 1. 1918, Vater von 5); seit 1852 Professor für Neues Testament in Königsberg, seit 1863 in Kiel, 1877-1908 in Berlin, dort zugleich Oberkonsistorialrat, Berater des Kultusministeriums und Präsident des Zentralausschusses der Inneren Mission. Theologisch befasste er sich v. a. mit der Textkritik des Neuen Testaments und der Erforschung der Synoptiker.
 
Werke: Lehrbuch der biblischen Theologie des Neuen Testaments (1868); Das Leben Jesu, 2 Bände (1882); Lehrbuch der Einleitung in das Neue Testament (1886); Das Neue Testament Textkritische Unterss. und Textherstellung, 3 Bände (1894-1900).
 
Autobiographie: Aus neunzig Lebensjahren (herausgegeben 1927).
 
Literatur:
 
Zum Gedächtnis von Dr. Dr. B. W.,. .., hg. v. W. Scheffen (1918).
 
 2) Christian Samuel, Mineraloge, * Leipzig 26. 2. 1780, ✝ Eger 1. 10. 1856; ab 1808 Professor in Leipzig, ab 1810 in Berlin. Weiß führte die Kristallelemente und -systeme ein und formulierte das Rationalitätsgesetz (kristallographische Grundgesetze) und das Zonenverbandsgesetz. Sein System zur Kennzeichnung von Kristallflächen (weißsche Symbole oder Indizes, millersche Indizes) ist kaum noch gebräuchlich.
 
Literatur:
 
P. Groth: Entwicklungsgesch. der mineralog. Wissenschaften (1926, Nachdr. 1970).
 
 3) Emil Rudolf, Buchkünstler, Maler und Grafiker, * Lahr (Schwarzwald) 12. 10. 1875, ✝ Meersburg 7. 11. 1942; begann 1895 als Mitarbeiter an der Zeitschrift »Pan«; 1907-33 Professor an der Vereinigten Staatsschule für bildende Künste in Berlin; gab mit seinen vom Jugendstil geprägten Arbeiten der deutschen Buchkunst entscheidende Impulse.
 
 
Literatur:
 
E. R. W. 1875-1942. Malerei, Graphik, Buch- u. Schriftgestaltung, bearb. v. B. Stark, Ausst.-Kat. Galerie der Stadt Sindelfingen (1992);
 B. Stark: E. R. W. 1875-1942. Monographie u. Katalog seines Werkes (1994).
 
 4) Ernst, Schriftsteller, * Brünn 28. 8. 1882, ✝ (Selbstmord) Paris 15. 6. 1940; studierte Medizin in Prag und Wien, bis 1920 Tätigkeit als Arzt u. a. in Wien und Berlin; lebte danach als freier Schriftsteller in München, ab 1923 in Berlin, wo er v. a. auch als Literaturkritiker tätig war. 1933 Emigration nach Prag (Prager Kreis), 1934 nach Paris, wo er nach dem Einmarsch der deutschen Truppen Selbstmord beging. Dramatiker und Erzähler, der in seinen Frühwerken, so besonders in dem Debütroman »Die Galeere« (1913), Anklänge an den Expressionismus zeigt; oft schilderte er Ausnahmesituationen am Rande der gesellschaftlichen Existenz sowie Menschen in psychischen Extrem- und Entscheidungssituationen (so in »Georg Letham, Arzt und Mörder«, 1931). Die Mitautorschaft am Roman seiner Lebensgefährtin Rahel Sanzara (eigentlich Johanna Bleschke, * 1894, ✝ 1936), »Das verlorene Kind« (1926), ist umstritten; auch Übersetzungen, v. a. aus dem Französischen.
 
Weitere Werke: Romane und Erzählungen: Der Kampf (1916, 1919 unter dem Titel Franziska); Tiere in Ketten (1918); Mensch gegen Mensch (1919); Die Feuerprobe (1923); Daniel (1924); Der Fall Vukobrankovics (1924); Männer in der Nacht (1925); Boëtius von Orlamünde (1928, 1931 unter dem Titel Der Aristokrat); Dämonenzug (1928); Der Gefängnisarzt oder Die Vaterlosen (1934); Der arme Verschwender (1936); Der Verführer (1938); Der Augenzeuge (herausgegeben 1963, auch unter dem Titel Ich - der Augenzeuge).
 
Dramen: Tanja (1919); Olympia (1923).
 
Ausgaben: Der zweite Augenzeuge u. a. ausgewählte Werke, herausgegeben von K.-P. Hinze (1978); Gesammelte Werke, herausgegeben von P. Engel u. a., 16 Bände (1982).
 
Literatur:
 
K.-P. Hinze: E. W. Bibliogr. der Primär- u. Sekundärlit. (1977);
 
E. W., hg. v. H.-L. Arnold (1982);
 
E. W., hg. v. P. Engel (1982);
 F. Haas: Der Dichter von der traurigen Gestalt. Zu Leben u. Werk von E. W. (1986);
 M. Pazi: Schicksal u. Werk eines jüd. mitteleurop. Autors in der ersten Hälfte des 20. Jh. (1993).
 
 5) Johannes, evangelischer Theologe, * Kiel 13. 12. 1863, ✝ Heidelberg 24. 8. 1914, Sohn von 1); ab 1890 Professor für Neues Testament in Göttingen, ab 1895 in Marburg, ab 1908 in Heidelberg; Mitbegründer der religionsgeschichtlichen Schule; betonte im Ergebnis seiner exegetischen Arbeit gegen seinen Lehrer und Schwiegervater A. Ritschl den futurisch-eschatologischen Charakter der Reich-Gottes-Verkündigung Jesu.
 
Werke: Die Predigt Jesu vom Reiche Gottes (1892); Der 1. Korintherbrief (1910); Das Urchristentum, 2 Bände (1914-17).
 
Literatur:
 
B. Lannert: Die Wiederentdeckung der neutestamentl. Eschatologie durch J. W. (1989).
 
 6) Konrad, Schriftsteller, * Rauhenbretzingen (heute zu Michelbach an der Bilz, Landkreis Schwäbisch Hall) 1. 5. 1880, ✝ München 4. 1. 1940; war 1905-20 Redakteur der Zeitschrift »Hochland«, ab 1920 Kunstkritiker der »Münchner Neuesten Nachrichten«; u. a. befreundet mit R. Borchardt, K. Caspar, T. Haecker und H. von Hofmannsthal. Die Heilsgeschichte des Menschen und die Behandlung geschichtsphilosophischer Themen in betont katholischer Sicht stehen im Mittelpunkt v. a. seiner Gedichte; daneben entstanden auch Dramen und Essays.
 
Ausgabe: Dichtungen und Schriften, herausgegeben von F. Kemp (1961).
 
 7) Konrad, Filmemacher und Publizist, * Lauban 17. 2. 1942; arbeitete 1969-89 als Regisseur beim DEFA-Studio für Dokumentarfilme in Berlin (über 50 Filme, v. a. für Kinder und Jugendliche sowie zum Zeitgeschehen); engagierte sich u. a. bei »Aktion Sühnezeichen«. Im Herbst 1989 beteiligte er sich maßgeblich an der Gründung der Bürgerrechtsgruppe »Demokratie Jetzt«, die er auch von Dezember 1989 bis März 1990 am »Zentralen Runden Tisch« vertrat. Weiß war von März bis Oktober 1990 Abgeordneter der Volkskammer (Fraktion Bündnis 90/Grüne) und 1990-94 Mitglied des Bundestages.

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Weiß, das; -[es], -: 1. weiße Farbe, weißes Aussehen: ein strahlendes W.; die Braut trug W. (ein weißes Hochzeitskleid); das W. ihrer Augen; in W. heiraten; Das ... Fachblatt „Gault-Millau“ musste mitunter schon vor Gericht aus der Küche plaudern, und die Männer in W. (die Köche) nehmen es sich zu Herzen (Spiegel 9, 1982, 72); Er kann ... seine Zuhörer mit dem weißesten W. entzücken (Dierichs, Männer 199). 2. <o. Pl.> etw. Weißes: das durchs Fenster einsickernde W. (der weiße Schein) des Mondlichts (Stern, Mann 332); Auf den Zäunen lag noch dünner Raureif. Aber die Sonne schmolz das pelzige W. (Lentz, Muckefuck 21); alles liegt unter dickem W. (unter einer dicken Schneedecke; Grass, Unkenrufe 188).

Universal-Lexikon. 2012.