Dẹbrecen
[-tsɛn], slowakisch Dẹbreczin [-tsiːn], Stadt in Ungarn, im nördlichen Theißtiefland, 203 600 Einwohner; bildet verwaltungsmäßig einen Stadtbezirk (446 km2) und ist außerdem Verwaltungssitz des Bezirks Hajdú-Bihar. Debrecen ist geistiges, wirtschaftliches und Verkehrszentrum Nordostungarns; Sitz des katholischen Bistums Debrecen-Nyíregyháza; Lajos-Kossuth-Universität, medizinische sowie agrarwissenschaftliche Universität; Kraftfahrzeug- und Maschinenbau, chemische und Textilindustrie, traditionelle Nahrungsmittel-, Tabak- und Möbelindustrie; Thermalbad; Flugplatz.
Reformierte »Großkirche« (1805-19), über mittelalterlichem Vorgängerbau errichtet, Fassade reich gegliedert; in der Bibliothek des Kollegiums (Neubau nach Brand 1804-06) finden sich neben einer Bibelsammlung wertvolle Handschriften sowie Inkunabeln. Bemerkenswert auch die Kleine Reformierte Kirche (1726, 1870 umgebaut), das klassizistische Rathaus (1842/43), das historistische Csokonai-Theater (1861-65) sowie Bauten aus der Übergangsphase vom Historismus zum Jugendstil; Déri-Museum (ostasiatische und antike Kunst, Volkskunst, Kunst des 15.-20. Jahrhunderts).
Debrecen, erstmals 1211 erwähnt, erhielt 1360 Stadtrecht. Als Zentrum der kalvinistischen Reformation in Südosteuropa wurde es als »kalvinistisches Rom« bezeichnet. Von Januar bis Juli 1849 war Debrecen Sitz der Revolutionsregierung L. Kossuths, der hier am 14. 4. 1849 die Unabhängigkeit Ungarns ausrief, vom Dezember 1944 bis März 1945 Sitz der provisorischen Regierung (B. Dálnoki-Miklós).
Universal-Lexikon. 2012.