Dünen,
durch Wind gebildete Sandanhäufungen (im Gegensatz zu flachen Flugsandfeldern), bestehen meist aus reinem Quarzsand und erreichen Höhen von wenigen Metern bis etwa 200 m. Nach dem Entstehungsort werden Stranddünen oder Küstendünen und Binnendünen, nach dem Bewegungsgrad ortsfeste Dünen und Wanderdünen unterschieden. Voraussetzung für ihre Entstehung sind ausreichende Sandmengen (v. a. in Wüsten), anhaltend gleiche Richtung der stärksten Winde sowie Hindernisse (Steine, Felsen, Grasbüschel, Sträucher u. a.), bei deren Überwehung der Wind den mitgeführten Sand ablagern muss. Kleine so gebildete Einzeldünen bezeichnet man als Kupsten (arabisch Nebka). Bei der Sandanhäufung wird der auf der flachen Luvseite sprungartig (Saltation) nach oben transportierte Sand an der steilen Leeseite in Schräg- oder Kreuzschichtung abgelagert. Die Quarzkörnchen (Durchmesser meist 0,1-0,5 mm) sind im Allgemeinen gut gerundet und haben matte Oberflächen, die durch Eisenoxidausscheidung gelb bis rötlich gefärbt sind. Auf der Sandoberfläche sind oft Rippeln ausgebildet.
Einfache Dünenformen sind flach gewölbte Sandhügel (Schilddünen) oder längliche Wälle mit zugeschärftem Grat, bei (jahreszeitlich) wechselnden Windrichtungen manchmal mit wellenförmigem Verlauf (Sifdünen). Stärker strukturiert sind die in den großen Sandwüsten bei weitem dominierenden, meist wenige Kilometer, aber auch bis 300-400 km langen, in Windrichtung gestreckten Strichdünen oder Längsdünen; sie liegen in der Regel trotz Sandbewegungen mehr oder weniger fest. Die zwischen ihnen liegenden Längsfurchen werden als Feidsch oder Gassi bezeichnet.
Wesentlich kleiner sind die quer zur Windrichtung gelagerten Querdünen oder Transversaldünen mit flacher Luv- und steiler Leeseite. Eine Sonderform der Querdünen bilden die auf ebenem, festem Untergrund am Rand, nicht im Innern der großen Sandmeere vorkommenden Barchane; sie sind typischen Wanderdünen. Die Wandergeschwindigkeit hängt von der Sandmasse ab: Nach Messungen in der Sahara verlagern sich 20 m hohe Barchane jährlich um 5 m, 5 m hohe um 20-25 km. Daneben gibt es komplexe Dünenformen ohne eindeutige Ausrichtung (vielleicht infolge wechselnder Windrichtungen), wie die hohen, oft an fest stehende Gesteinskörper gebundenen Hügel der Ghourd- oder Pyramidendünen, die manchmal ein regelmäßiges, sternförmiges Muster (Sterndünen) zeigen. Vielfach treten sie und die Barchane im Verband auf, der durch jahreszeitlich wechselnde Winde bestimmt ist (Netz- oder Aklédünen).
In humiden Gebieten wie Mitteleuropa wurden gegen Ende der letzten Eiszeit (Spätglazial) aus den großen Sander- und Talsandflächen durch die vorherrschenden Westwinde Sande ausgeblasen und zu Strichdünen sowie Parabeldünen oder Bogendünen aufgehäuft; diese haben einen ähnlichen Grundriss wie die Barchane, die Bogen sind aber in Windrichtung gewölbt, da die seitlichen Enden wegen der größeren Reibung am feuchteren Untergrund und der Tundrenvegetation in der Bewegung behindert wurden. Heute liegen diese Dünen durch Bewuchs fest, z. B. im Norddeutschen Tiefland.
In allen Klimaten können an flachen Sandstränden wellenartige, oft parabelförmige Querdünen gebildet werden, die aber meist schon in geringer Entfernung von der Küste durch Vegetation festgelegt werden und seltener als große Wanderdünen in Erscheinung treten, wie auf der Kurischen Nehrung (Bewegung früher jährlich bis 20 m), in den Landes Südwestfrankreichs oder auf Sylt bei List.
E. Pyritz: Binnen-D. u. Flugsandebenen im niedersächs. Tiefland (1972);
M. Mainguet: Dunes et autres édifices sableux éoliens (Paris (1978);
H. Besler: Die D.-Namib (1980).
Universal-Lexikon. 2012.