Frịschlin,
Nicodemus, Humanist und Dichter, * Balingen 22. 9. 1547, ✝ Hohen-Urach 29. 11. 1590; Sohn eines protestantischen Pfarrers, studierte ab 1562 in Tübingen, wurde dort 1568 Professor für Dichtkunst und Geschichte und erfuhr die Gunst Herzog Ludwigs von Württemberg (1575 Hofpoet) und Kaiser Rudolfs II. (1576 Dichterkrönung), verfeindete sich jedoch seit 1580 durch aggressive Kritik mit der Universität und dem Adel. Nach Jahren des Exils (Schulrektor 1582-84 in Laibach/Krain, 1588/89 in Braunschweig) 1590 auf Burg Hohen-Urach inhaftiert, stürzte er beim Fluchtversuch zu Tode. Aus Frischlins vielseitigem Werk (lateinische Grammatik, Aristophanes-Übersetzungen, Bibelepos »Hebraeis«, »Carmina«) heben sich die lateinischen und deutschen Komödien durch Komik und Groteske heraus (8 von 15 Dramen wurden am Herzogshof aufgeführt, z. B. »Frau Wendelgard«, »Julius redivivus«); die 62 »Facetiae selectiores« (postum gedruckt Straßburg 1600) sind noch derber als die Fazetien von G. F. Poggio Bracciolini und von H. Bebel.
Universal-Lexikon. 2012.