Hẹrsfeld,
Bad H., Kreisstadt des Landkreises Hersfeld-Rotenburg, Hessen, in einer Talweitung am Zusammenfluss von Haune und Fulda, 209 m über dem Meeresspiegel, 31 000 Einwohner; nach Fulda bedeutendstes städtisches Zentrum in Osthessen; Nordhessische Landesbühne, jährliche Festspiele (seit 1951) in der Ruine der Stiftskirche, Museum; chemische und Bekleidungsindustrie, Bau von Maschinen und Apparaten. In dem Staatsbad Hersfeld werden Natrium-Calcium-Chlorid-Sulfat-Quellen gegen Erkrankungen der Leber, der Gallenwege und des Stoffwechsels angewendet.
Die Kirche der ehemaligen Benediktinerabtei ist ein Hauptwerk salischer Baukunst (1144 geweiht) und, obwohl Ruine, von großartiger Wirkung; einmalig ist der Westbau in seiner Verbindung von Doppelturmfassade, Chor und Eingangshalle. Mächtiges Renaissancerathaus (um 1597); gotische Stadtkirche (14. Jahrhundert); im Stadtbild noch zahlreiche Stein- und Fachwerkhäuser des 15.-17. Jahrhunderts. In der Nähe das Wasserschloss Eichhof (14./16. Jahrhundert), heute staatliche Versuchsanstalt für Grünlandwirtschaft und Futterbau.
Das Benediktinerkloster Hersfeld, 769 durch den Bonifatiusschüler Lullus gegründet, seit 775 Reichsabtei, hatte großen Besitz in Hessen, Thüringen und Sachsen. Bis zur Stauferzeit war Hersfeld ein Mittelpunkt des Reichsmönchtums. Die Marktsiedlung beim Kloster wurde 1170 erstmals als Stadt genannt und ab 1230 ummauert. Die schweren Kämpfe der Stadt um ihre Unabhängigkeit vom Abt (Vitalisnacht 1378) führten 1430 zur hessischen Schutzherrschaft über beide. Seit 1606 hatte Hessen einen Administrator in Hersfeld. 1648 wurde das »Fürstentum Hersfeld« mit der Landgrafschaft Hessen vereinigt.
Universal-Lexikon. 2012.