Hogarth
['həʊgɑːθ], William, englischer Maler und Kupferstecher, * London 10. 11. 1697, ✝ ebenda 25. 10. 1764; trat nach einer Lehre bei einem Silbergraveur 1720 in London in die später »Saint Martin's Lane Academy« benannte Kunstakademie ein, die er ab 1735 leitete. 1743 und 1748 reiste er nach Paris. 1757 wurde er zum Hofmaler ernannt. - Hogarth war in den 1720er-Jahren zunächst als Kupferstecher tätig und schuf u. a. Buchillustrationen sowie Satiren zu sozialen und politischen Themen. 1729 trat er mit dem Bild »The beggar's opera« (fünf Fassungen, u. a. London, Tate Gallery) erstmals als Maler hervor. Daran anknüpfend entwickelte er eine neue Form der Genremalerei: humoristisch-satirische Zyklen anekdotenhaft aufgefasster Szenen aus dem zeitgenössischen Leben mit gesellschaftskritischer Tendenz. Sie fanden als Kupferstiche weite Verbreitung. Die erste Serie dieser Art schilderte den Lebenslauf einer Dirne (»A harlot's progress«, 1730-32; nur als Stiche erhalten), die zweite den Lebenslauf eines Wüstlings (»A rake's progress«, 1735; London, Sir John Soane's Museum), die dritte eine moderne Ehe (»Marriage-à-la-mode«, um 1743; London, National Gallery). In seiner letzten großen Folge, »An election« (um 1754; London, Sir John Soane's Museum), stellte er die korrupten Machenschaften einer Wahlkampagne bloß. Hogarth fasste seine Kompositionen, in die er Anregungen aus Renaissance und Barock, v. a. auch die Grazie des französischen Rokoko einfließen ließ, als Bühnenszenerie, die dargestellten Figuren als Schauspieler auf. Mit grafischen Serien wie »Industry and idleness« (»Fleiß und Faulheit«, 1747) und »The four stages of cruelty« (»Die vier Stationen der Grausamkeit«, 1751) sowie den beiden Blättern »Beer Street« (»Bierstraße«, 1751) und »Gin Lane« (»Schnapsgasse«, 1751) suchte er erzieherisch auf seine Zeitgenossen einzuwirken. Hogarth erwies sich auch als hervorragender Porträtist. Er gilt als Begründer der englischen Karikatur und wies der englischen Malerei den Weg zu einer profilierten Eigenständigkeit.
Weitere Werke: Captain Thomas Coram (1740; London, Thomas Coram Foundation for Children); Die Graham-Kinder (1742; ebenda, Tate Gallery); Das Krabbenmädchen (um 1745; ebenda, National Gallery); The roast beef of old England (auch Das Tor von Calais, 1748; ebenda); Hogarth's Diener (1750-55; ebenda, Tate Gallery).
L. Stainton: W. H. Werk-Verz. (a. d. Engl., 1981);
D. Dabydeen: H.'s Blacks. Images of Blacks in eighteenth century English art (Kingston-upon-Thames 1985);
Manners and morals. H. and British painting 1700-1760, bearb. v. E. Einberg, Ausst.-Kat. (London 1987);
W. H. Der Kupferstich als moral. Schaubühne, hg. v. H. Guratzsch u. a., Ausst.-Kat. (1987).
Universal-Lexikon. 2012.