Klausenburg,
rumänisch Cluj-Napoca ['kluʒna'poka], bis 1974 Cluj, ungarisch Kolozsvár ['koloʒvaːr], Hauptstadt des Kreises Cluj (Klausenburg), Rumänien, in Nordwestsiebenbürgen, 345 m über dem Meeresspiegel, am Ostrand des Westsiebenbürgischen Gebirges, am Kleinen Szamos, 331 500 Einwohner (mit größerem ungarischen Bevölkerungsanteil); Mittelpunkt der in Rumänien lebenden Ungarn; Sitz eines rumänisch-orthodoxen, eines reformierten und eines unitarischen Bischofs; Universität (gegründet 1872), polytechnische, landwirtschaftliche Hochschule, Kunsthochschule, Konservatorium, Hochschule für Medizin und Pharmazie, Zweigstelle der Rumänischen Akademie, Hygieneinstitut der Akademie für Medizinwissenschaften; zoologisches Museum, Museen für die Geschichte und für die Volkskunde Siebenbürgens, Kunstmuseum, drei Theater, Philharmonie, zwei Opern; botanischer Garten. Industriezentrum mit Schweranlagen-, Fahrzeugbau (Schienen- und Straßenfahrzeuge), elektrotechnische, pharmazeutische, Möbel-, Schuh-, Bekleidungs- und Nahrungsmittelindustrie; Verkehrsknotenpunkt, Flughafen.
Das bedeutendste Baudenkmal des Mittelalters ist die gotische Kirche Sankt Michael, eine vierjochige, dreischiffige Hallenkirche (begonnen um 1350, Renaissanceportal an der Sakristei von 1528). Die ehemalige Minoritenkirche, heute reformierte Kirche, wurde 1486 gegründet unter dem ungarischen König Matthias I. Corvinus, dessen spätgotisches Geburtshaus heute Museum ist. Die reformierte Kirche (1494 vollendet, im 17. Jahrhundert restauriert) ist die größte spätgotische Saalkirche Siebenbürgens (Renaissancekanzel von 1646). Erhalten sind auch Reste der Stadtbefestigung des 15. Jahrhunderts mit Schneiderbastei (ursprünglich 1475, jetziger Zustand von 1629). Das Rathaus entstand im 16.-18. Jahrhundert Frühester siebenbürgischer Barockbau ist die ehemalige Jesuitenkirche (1718-24). Im spätbarocken Bánffy-Palast (1773-85) befindet sich heute das Kunstmuseum. Das Nationaltheater (1903) und die orthodoxe Kathedrale (1923-33) gehören zur historistischen Architektur der Stadt.
In der Nähe des in einer dakischen Siedlung angelegten römischen Militärlagers Napọca entstand im 12. Jahrhundert um die Komitatsburg Klausenburg (Cạstrum Clus) eine überwiegend deutsche Siedlung (seit 1405 königlich-ungarische Freistadt), die sich auch unter türkischer Oberherrschaft (seit 1541) zum politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum Siebenbürgens entwickelte. Seit 1569 Sitz des Landtags des Fürstentums Siebenbürgen, wurde Klausenburg im 16. Jahrhundert überwiegend reformiert-unitarisch und dadurch magyarisiert (bis 1945 Mittelpunkt der siebenbürgischen Magyaren). 1790-1848 und 1861-67 war Klausenburg Hauptstadt des Kronlandes Siebenbürgen. Nach dem Anfall an Rumänien (1. 12. 1918), im Vertrag von Trianon (1920) bestätigt, wurde Klausenburg im 2. Wiener Schiedsspruch wieder Ungarn zugeschlagen (1940-44) und im Pariser Frieden (1947) der Verbleib bei Rumänien bestätigt.
Universal-Lexikon. 2012.