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Magyaren
Magyaren
 
[ma'dʒaːrən], Madjaren, ungarisch Magyarok ['mɔdjɔrok; wohl aus Megyer (Name eines Stammes der Magyaren)], die Ungarn, das etwa 13,5 Mio. zählende Volk im mittleren Donautiefland und dessen Randgebieten. Sprachlich der östlichen Gruppe der finnougrischen Völker zugehörig (ungarische Sprache), neben den etwa 10,4 Mio. Magyaren in Ungarn leben etwa 1,6 Mio. in Rumänien (zusammen mit den Szeklern; Rumänienungarn), 0,6 Mio. in der Slowakei, 0,1 Mio. in den GUS-Staaten, 0,5 Mio. in Serbien (Wojwodina) und zum kleineren Teil in Kroatien (Slawonien) sowie etwa 0,3 Mio. in anderen europäischen Ländern und in Übersee.
 
Geschichte:
 
Die im 9. Jahrhundert aus dem Gebiet zwischen Ural und Wolga einwandernden und landnehmenden Magyaren assimilierten bald die im Karpatenbecken sesshaft gebliebenen Stammesreste (Germanen, Slawen, Dakoromanen), später auch u. a. die Kumanen. Streif- und Beutezüge führten nomadisierende Magyaren im 9. Jahrhundert ins Großmährische Reich, im 10. Jahrhundert v. a. in ostfränkisch-deutschen Gebiete (»Ungarneinfälle«). Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts blieben die Magyaren im alten Ungarn in der Minderheit. Durch die Assimilierung von in Ungarn lebenden Nationalitäten (Magyarisierung), besonders nach 1848, vergrößerte sich der Anteil der Magyaren erheblich.
 
Brauchtum:
 
In ihrem Kulturgut bewahrten die Magyaren nachweislich noch lange finnougrische Traditionen, die in Relikten an ihre früheren Nachbarn im Wolga- und Kamagebiet erinnern. Für das meist aus gestampftem Lehm erbaute Bauernhaus war Dreiräumigkeit die Regel (Flur und Küche zwischen Arbeitsraum und »guter Stube«). Die Volkstrachten sind ebenso wie der Tanz (Csárdás) im Aussterben begriffen, an ihre Stelle traten - wie auch im Liedgut - folklorisierte Formen. Als besonders farbenprächtig galten die Trachten von Mezőkövesd, Sánköz, Kalocsa, der Pálóc, in den Puszten wichen sie nach Stand und einzelnem Dorf oft erheblich voneinander ab. Die Magyaren Ungarns, die sich mehrheitlich als »religiös« bezeichnen, sind (1997) zu rd. 64 % katholische und rd. 24 % protestantische (19,7 % reformierte, 4,3 % lutherische).
 
Literatur:
 
T. Dömötör: Ungar. Volksbräuche (a. d. Ungar., Budapest 21977);
 I. Balassa u. G. Ortutay: Ungar. Volkskunde (a. d. Ungar., 1982).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Ungarn: Von der Geißel Europas zum Vorposten des Abendlandes
 

Universal-Lexikon. 2012.