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Monumenta Germaniae Historica
Monumẹnta Germaniae Historica,
 
Abkürzung MGH, die größte und bedeutendste Sammlung mittelalterlicher Quellentexte zur deutschen und europäischen Geschichte, zugleich Name der Vereinigung damit befasster Gelehrter in einer Körperschaft öffentlichen Rechts. Träger war zunächst die vom Reichsfreiherrn K. vom und zum Stein 1819 gegründete »Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde«. Sie wurde durch die deutschen Bundesstaaten finanziert. Ziel war für Stein eine durch Studium der Geschichtsquellen vermittelte nationale Selbstbesinnung. Seit Erscheinen des ersten Bandes 1826 setzten die hier entwickelten editorischen Methoden internationale Standards und begründeten wesentlich den Ruf der deutschen Mediävistik. 1823-73 wurde die MGH durch G. H. Pertz, zeitweise zusammen mit Johann Friedrich Böhmer (* 1795, ✝ 1863), geleitet. 1875 erfolgte eine grundlegende Umstrukturierung in eine Zentraldirektion aus Vertretern der preußischen, der österreichischen und der bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie zugewählten Fachleuten (viele der führenden Mediävisten). Die Leitung besaßen 1875-86 G. Waitz, 1886-88 W. Wattenbach, 1888-1902 Ernst Dümmler (* 1830, ✝ 1902), 1902-06 Oswald Holder-Egger (* 1851, ✝ 1911), 1906-14 Reinhold Koser (* 1852, ✝ 1914), 1919-35 P. F. Kehr. Nach der Umwandlung in ein »Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde« (Präsident 1937-41 Edmund E. Stengel [* 1879, ✝ 1968], 1941-45 Theodor Mayer [* 1883, ✝ 1945]) wurde 1946 die Zentraldirektion als »MGH Deutsches Institut für Erforschung des Mittelalters« wieder gegründet (Sitz zunächst Berlin, seit 1948 München). Präsident der MGH waren seitdem Friedrich Baethgen (1947-58, * 1890, ✝ 1972), H. Grundmann (1959-70), Horst Fuhrmann (1971-94); 1994 übernahm Rudolf Schieffer (* 1947) dieses Amt.
 
Die ursprüngliche Gliederung der Editionen umfasst die fünf Abteilungen Scriptores (erzählende Quellen; heute über 150 Bände), Leges (Gesetze; u. a. Germanenrechte, Kapitularien, Konzilstexte, Kaisergesetze), Diplomata (Urkunden der deutschen Könige und Kaiser), Epistolae (Briefe) und Antiquitates (u. a. lateinischer Dichter, Toten- und Memorialbücher). Durch neue Reihen immer weiter aufgefächert und zusehends auch spätmittelalterliche Quellen einbeziehend (Staatsschriften, Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters), umfassen die MGH heute rd. 320 Bände Dazu treten Hilfsmittel und eine Reihe von Monographien, veröffentlicht als »Schriften der MGH« (seit 1938).
 
Die Vorarbeiten der MGH wurden seinerzeit dokumentiert im »Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde« (1820-74, 12 Bände). Weiterhin berichtete die Nachfolgezeitschrift »Neues Archiv für ältere deutsche Geschichtskunde« (1876-1935, 50 Bände), gefolgt vom heutigen Publikationsorgan »Deutscher Archiv für Erforschung des Mittelalters« (Name ab Band 8, 1951; 1937-44 unter dem Titel »Deutsches Archiv für Geschichte des Mittelalters«), mit regelmäßigen Forschungsberichten.
 
Literatur:
 
H. Bresslau: Gesch. der M. G. H. (1921, Nachdr. 1976);
 
M. G. H. 1819-1969, hg. vom Dt. Institut für Erforschung des MA. (1969, Nachdr. 1979).

Universal-Lexikon. 2012.