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München
bayerische Landeshauptstadt; Minga (bayerisch); bayerische Metropole

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Mụ̈n|chen:
Landeshauptstadt von Bayern.

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Mụ̈nchen,
 
1) Hauptstadt Bayerns, an der Isar, mit (1999) 1,194 Mio. Einwohner drittgrößte Stadt Deutschlands; kreisfreie Stadt und Verwaltungssitz des Landkreises München und des Regierungsbezirks Oberbayern. Die Stadtregion (Planungsregion) München besteht aus München und acht umliegenden Landkreisen mit 186 Gemeinden (2,4 Mio. Einwohner).
 
München liegt 530 m über München auf der flachen Schotterebene, die sich sanft von den Moränen des eiszeitlichen Würmgletschers im Süden gegen das aus Sanden und Tonen aufgebaute, mit Löss bedeckte Tertiärhügelland im Norden abdacht, am Austritt der Isar aus ihrem Engtal in die Weite des Erdinger Mooses. Mehr als die geographische Lage haben jedoch historische Ereignisse den Aufstieg Münchens bewirkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde München eine der am schnellsten wachsenden Städte Deutschlands. Seine Anziehungskraft verdankt es neben dem wirtschaftlichen Aufstieg auch seiner geistigen Atmosphäre, in der Bewahrung alter Tradition und drängender Fortschritt ihren Platz haben, seinem kulturellen Leben, seiner Gastronomie und der reizvollen Umgebung. Nach Schätzungen ist etwa ein Drittel der Einwohner in München geboren, über 20 % sind Ausländer.
 
München ist Sitz des Erzbischofs von München und Freising. Die Ludwig-Maximilians-Universität München wurde 1472 durch Herzog Ludwig IX., den Reichen, von Bayern-Landshut auf der Grundlage einer päpstlichen Bulle von 1459 als Hohe Schule in Ingolstadt geschaffen; 1510 wurde J. Eck berufen; 1556-1772 unter starkem jesuitischem Einfluss, Hochburg der Gegenreformation; 1800 wurde die Universität unter Kurfürst Maximilian IV. nach Landshut (erhielt 1802 den Namen Ludwig-Maximilians-Universität) und 1826 durch König Ludwig I. nach München verlegt. Weitere Bildungseinrichtungen sind: TU (gegründet 1868), Ukrainische Freie Universität (gegründet 1921), Universität der Bundeswehr (zum Teil in Neubiberg), Hochschule für Philosophie und für Politik, Fachhochschule München, Staatliche Hochschule für Musik, Akademie der bildenden Künste, Theaterakademie (am Prinzregententheater), Akademie des Deutschen Buchhandels, Schauspielschule, Katholische Stiftungsfachhochschule (für Sozialberufe), Deutsche Journalistenschule, Hochschule für Fernsehen und Film, private Fachhochschulen, Bayerische Beamtenfachhochschule, Forschungs- und Technologiezentrum der Deutschen Bahn AG, Wirtschaftsakademie u. a. Fachakademien, Fachschulen (u. a. Meisterschule für Mode). München ist Sitz der Max-Planck-Gesellschaft und des Goethe-Instituts sowie der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste u. a. wissenschaftliche Gesellschaften, des Europäischen Patentamtes und verschiedener Behörden und Institutionen des Bundes (Deutsches Patentamt, Bundespatentgericht, Bundesfinanzhof); Bayerisches Oberstes Landesgericht, Oberlandes-, Landgericht, Bayerischer Verfassungsgerichtshof, Bayerischer Verwaltungsgerichtshof. Wichtige kulturelle Institutionen sind die zahlreichen Museen (u. a. Bayerische Staatsgemäldesammlungen in der Alten und der Neuen Pinakothek, Bayerisches Nationalmuseum, Deutsches Museum, Prähistorische Staatssammlung, Völkerkundemuseum, Stadtmuseum, Glyptothek, Antikensammlung, Alpines Museum); Bayerische Staatsbibliothek u. a. Bibliotheken; Deutsches Bucharchiv München; Bayerische Staatsoper, Bayerisches Staatsschauspiel, zahlreiche Theater; Bayerischer Rundfunk, mehrere private Rundfunk- und Fernsehanstalten, Filmstudios; Botanischer Garten, Tierpark Hellabrunn, Pferderennbahn Daglfing. Höhepunkte der in München stattfindenden Veranstaltungen sind die Opernfestspiele (seit 1875 Sommerfestspiele), die Schlosskonzerte und das Filmfest München (seit 1983).
 
Wirtschaft:
 
Das Wirtschaftszentrum München steht nach Größe, Bedeutung und Vielseitigkeit nur hinter Hamburg und Berlin. 1995 zählte München 780 000 Beschäftigte. Vorherrschende Industriezweige sind die elektronische Industrie, Elektrotechnik, Maschinen- und Fahrzeugbau, feinmechanische, optische, Nahrungs- und Genussmittelindustrie (mit sieben Brauereien; Bierausstoß 1995: 5,5 Mio. hl), ferner chemische und Textilindustrie sowie Verlagswesen, daneben Papier-, Kautschuk- sowie Lederindustrie und Holzverarbeitung. Große Bedeutung hat München als Umschlagplatz für Getreide sowie für Obst und Gemüse aus Italien und Südosteuropa; bedeutendes Handels- (jährlich verschiedene internationale Ausstellungen und Messen) und Bankenzentrum (Börse); wichtigstes Zentrum der deutschen Versicherungswirtschaft. Ungewöhnlich stark ist das Handwerk vertreten mit 15 000 Betrieben und 116 000 Beschäftigten. Mit (1996) 6,2 Mio. Fremdenübernachtungen liegt München hinter Berlin in Deutschland an zweiter Stelle; eine große Rolle spielt neben Kongressen und Messen (Messegelände auf der Theresienhöhe; neues Messegelände auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens München-Riem, 1998 eröffnet) das Oktoberfest (1996: 6,9 Mio. Besucher). Zentrum des tertiären Wirtschaftsbereichs ist die zu einer Fußgängerzone umgestaltete Altstadt am linken Isarufer zwischen Marienplatz, Karlsplatz und Hofgarten. In der Altstadt arbeiten auf 0,5 % der Stadtfläche etwa 10 % der Beschäftigten, wohnt aber nur rd. 1 % der Bevölkerung. Die Industrie siedelte sich v. a. im nördlichen und nordöstlichen Stadtrandgebiet an. Im Stadtteil Schwabing entwickelte sich ein Künstler- und Vergnügungsviertel.
 
Verkehr:
 
München ist ein bedeutender Schnittpunkt des Verkehrs. Mehrere Fernstrecken der Eisenbahn und fünf Autobahnen treffen hier zusammen. Dem Nahverkehr dienen Schnell-Bahn (acht Schnell-Bahnlinien mit insgesamt 510 km, davon 4,2 km Tunnelstrecke; 40 Schnell-Bahnhöfe in München) und U-Bahn (98 km in Betrieb); Straßenbahn- und Omnibuslinien besorgen den Tangenten- und Verteilerverkehr. Ein äußerer Autobahnring für den Kraftfahrzeug-Fernverkehr, der München vom Durchgangsverkehr entlasten soll, ist zum Teil fertig gestellt. Der ausgebaute Mittlere Ring soll den innerstädtischen Verkehr kanalisieren; der Altstadtring hält den Fernverkehr von der Innenstadt fern und ermöglichte den Ausbau einer Fußgängerzone (1972). - Der neue Flughafen München im Erdinger Moos ist seit 1992 in Betrieb und wurde 1996 von 15,7 Mio. Passagieren genutzt.
 
Stadtbild:
 
Der Alte Hof (14./15. Jahrhundert), die erste Stadtresidenz der Wittelsbacher, zeigt trotz erheblicher baulicher Veränderungen des 19. und 20. Jahrhunderts noch den Charakter eines wehrhaften Stadtschlosses. Ein umfangreicher Gebäudekomplex entstand mit den 1560 begonnenen Residenzbauten: Das Antiquarium (1569-71) ist der größte profane Renaissancebau nördlich der Alpen. Unter Kurfürst Maximilian I. wurde die Residenz zu einer mächtigen Schlossanlage ausgebaut (1601-19), Anlage des Hofgartens 1613-17. Eine neue Bauperiode ließ die Rokokoräume (1730-37, von F. de Cuvilliés dem Älteren entworfen, von J. B. Zimmermann u. a. ausgeführt), z. B. Reiche Zimmer, Ahnen- und Grüne Galerie, Altes Residenztheater (1750-53, Museum), entstehen. Unter König Ludwig I. gab L. von Klenze der Residenz ihr endgültiges Aussehen: Königsbau (1826-35), darin Schatzkammer und Nibelungensäle (Fresken von J. Schnorr von Carolsfeld, 1827-67, Teil des Residenzmuseums), Allerheiligenhofkirche (1826-37) und Festsaalbau (1832-42).
 
Zentrum der Altstadt ist neben der Residenz der Marienplatz: Er wird beherrscht vom gotischen Alten Rathaus (1470-80) mit dem »Unteren Tor« und vom Neuen Rathaus (1867-1908 von G. J. Hauberrisser in Anlehnung an flandrische Gotik) mit seinem 80 m hohen Turm; Mariensäule (1638). Älteste Pfarrkirche ist Sankt Peter (13./14. Jahrhundert, im 17./18. Jahrhundert barock umgestaltet) mit reicher Ausstattung von der Spätgotik bis zum Klassizismus. Das Wahrzeichen der Stadt, die spätgotische Frauenkirche (1468-88, 1989-93 renoviert), ist die größte Hallenkirche Süddeutschlands (109 m lang); die markanten »welschen Hauben« der Doppelturmfassade kamen in der Renaissance (1525) hinzu. In der ehemaligen Augustinerkirche (13.-15. Jahrhundert, 1618-21 barockisiert) das Deutsche Jagdmuseum. Als schönstes Haus der Spätgotik gilt die ehemalige Stadtschreiberei, heute Weinstadl (1551/52); die Alte Münze (1563-67) ist ein Hauptwerk süddeutscher Renaissance. Die Jesuitenkirche Sankt Michael (1583-97, Chor und Querhaus von F. Sustris), ein mächtiger, tonnengewölbter Wandpfeilersaal, führte den Manierismus in Süddeutschland ein; westlich die Alte Akademie (1585-90). Erster Großbau des Hochbarock in Deutschland ist die Theatinerkirche Sankt Kajetan (1663-75, von A. Barelli und E. Zuccalli, Tambourkuppel 1688 vollendet). Der Bürgersaal (Schutzengelgruppe, 1763, von I. Günther) wurde für die Marianische Kongregation 1709/10 durch G. A. Viscardi erbaut, von ihm auch die Dreifaltigkeitskirche (1711 ff., 1718 geweiht). Die Brüder C. D. und E. Q. Asam wirkten in der gotischen Heiliggeistkirche am Viktualienmarkt (1392 vollendet, 1723-27 barockisiert), in der Damenstiftskirche Sankt Anna (1732-35; das anschließende Stiftsgebäude frühklassizistisch 1784/85), in der Sankt Anna-Klosterkirche am Lehel (1727-30, von J. M. Fischer) und in der Johann-Nepomuk-Kirche (»Asam-Kirche«, 1733-46, seltenes Beispiel eines Privatkirchenbaus bürgerlicher Künstler) samt Asam-Haus und schufen hervorragende Rokokostuckaturen. Zu den reichsten Palais des bayerischen Rokoko zählen das Palais Porcia (1693, von Zuccalli, 1737 durch Cuvilliés den Älteren umgestaltet), das Palais Preysing (1723-28, von J. Effner, Prunktreppe mit Stuck von J. B. Zimmermann) und das Palais Holnstein (jetzt Erzbischöflicher Palais, 1733-37, von Cuvilliés dem Älteren). Der Englische Garten mit zahlreichen Gebäuden (Chinesischer Turm 1789/90, Rumfordhaus 1791, Monopteros 1833) ist einer der frühesten Landschaftsgärten in Deutschland.
 
Vier Straßen wurden im 19. Jahrhundert zu Prachtstraßen ausgebaut: die Brienner Straße mit Karolinen-, Wittelsbacher- und Königsplatz, Letzterer mit der Glyptothek (1816-30, von Klenze), der Staatlichen Antikensammlung (1838-48, von G. F. Ziebland) und den Propyläen (1846-62, von Klenze); die Ludwigstraße (1817-27 durch Klenze, 1828-50 durch F. von Gärtner) mit Bauwerken im Stil der italienischen Renaissance, im Süden Feldherrnhalle (1841-44), anschließend der Odeonsplatz mit Klenzes Leuchtenbergpalais (1816-21), in einem klassizistisch umgedeuteten Neurenaissancestil, ferner Kriegsministerium (1827-30), Staatsbibliothek (1832 bis 1843), Ludwigskirche (1829-44), Universität (1835 bis 1840) und Siegestor (1843-50) im N; die Maximilianstraße (1853-75), ausgehend vom Nationaltheater (1811-18, nach Brand von Klenze 1823-25 wieder aufgebaut) und ehemaliges Palais Törring (1747-58, 1836-39 von Klenze zur Hauptpost umgebaut), mit Schauspielhaus (1900/01, von M. Littmann und R. Riemerschmid), Regierung von Oberbayern (1856-64), Völkerkundemuseum (1858-65) und Maximilianeum (1857-74) als oberem Abschluss; die Prinzregentenstraße (1891 begonnen), beginnend am klassizistischen Prinz-Karl-Palais (1803-11), mit dem Haus der Kunst (1933-37, von P. L. Troost; 1991-94 saniert und modernisiert), dem historistischen Prachtbau des Bayerischen Nationalmuseums (1894-1900), Schack-Galerie (1907-09), Villa Stuck (1897-98, nach Entwürfen des Malers F. von Stuck, Atelierflügel 1914, Jugendstilmuseum), Prinzregententheater (1900/01). Postamt am Goetheplatz von R. Vorhoelzer (1931-32); das Theater am Gärtnerplatz (1864/65) entstand als verkleinerte Nachbildung des Nationaltheaters; Rondellbebauung am Karlsplatz von G. von Seidl (1899-1902); der Justizpalast am Lenbachplatz (1887-97, von F. von Thiersch) ist ein Werk des Späthistorismus (Neubarock); Erlöserkirche (Ungererstraße) von T. Fischer (1902).
 
Zu den architektonisch wichtigsten Bauten der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gehören u. a.: die Rekonstruktion der Maxburg an der Pacellistraße (1956-57, von S. Ruf); Anlage und Sportbauten für die Olympischen Spiele 1972 von G. Behnisch (1967-72, mit F. Otto); das BMW-Verwaltungsgebäude (1970-73, von Karl Schwanzer); die Neue Pinakothek (1973-81, von A. von Branca); das Hypobankgebäude am Arabellapark (1975-81, von Walter und Bea Betz); der »Kunstbau« der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in der U-Bahnstation Königsplatz (1994 eröffnet, von Uwe Kiessler); das neue Verwaltungsgebäude der Max-Planck-Gesellschaft (1997-99, von Rudolf Graf, Michael Streib, Angelika Popp); der Neubau für die Münchner Kammerspiele (2001 eröffnet, vonG. Peichl); die Pinakothek der Moderne (Staatsgalerie für moderne Kunst) von S. Braunfels(1996-2003); zahlreiche Passagen (u. a. Kaufinger Tor, 1994 eröffnet, von Heinz Hilmer und Christoph Sattler).
 
Spätgotische Bauwerke bieten die Stadtteile Blutenburg (Schloss 1439 vollendet, Kirche 1488), Untermenzing (Martinskirche 1499) und Pipping (Wolfgangskirche 1478-80 mit vollständiger Ausstattung). Sankt Michael in Berg am Laim ist einer der bedeutendsten spätbarocken Kirchenbauten (1735-42, von J. M. Fischer, Stuck und Fresken von J. B. Zimmermann, Altäre von J. B. Straub). In der Georgskirche in Bogenhausen (spätgotischer Chor, sonst Neubau 1766-68) Hochaltar von Straub und Kanzel von I. Günther (1733). Nahe bei Sankt Maria in Thalkirchen, einem barockisierten Bau um 1400, das Asam-Schlösschen (1729/30 mit bemalter Fassade). Ramersdorf hat eine der ältesten Marienwallfahrtskirchen Altbayerns (der Neubau des 15. Jahrhunderts wurde 1675 barockisiert). In Fürstenried ein Jagdschloss von J. Effner (1715-17). Im Westen der Stadt Schloss Nymphenburg.
 
Geschichte:
 
Das Stadtgebiet von München war bereits im jüngeren Neolithikum besiedelt. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. gehörte die Gegend des heutigen München zum Gebiet der keltischen Vindeliker. In der Römerzeit berührten zwei wichtige Straßen das heutige Stadtgebiet: Eine kreuzte, von Wels kommend, bei Oberföhring die Isar und vereinigte sich mit einer von Kempten nach Augsburg führenden.
 
Schon vor der eigentlichen Gründung (1158) des planmäßig angelegten München hatte eine Siedlung Mụnichen (»bei den Mönchen«) bestanden. - Die Geschichte des vorwelf. Siedlungskerns ist noch ungeklärt. Die Vorläuferin der Pfarrkirche Sankt Peter stammt nach Ausgrabungsbefunden (nach 1945) aus der Mitte des 11. Jahrhunderts - Herzog Heinrich der Löwe von Bayern und Sachsen hatte 1157/58 die freising. Zollbrücke in Oberföhring zerstört und den dortigen Markt gegen Abfindung in das isaraufwärts gelegene München verlegt, was einen Streit zwischen Heinrich und Bischof Otto von Freising begründete. In seinem Schiedsspruch auf dem Reichstag in Augsburg (14. 6. 1158 billigte Kaiser Friedrich I. Barbarossa, mit dem Herzog und dem Bischof verwandt, die Aufhebung von Markt, Münze und Brücke im bischöflichen Oberföhring, bestimmte jedoch, dass der Bischof ein Drittel der Münz- und Zolleinnahmen aus München erhalten sollte. Bis 1803 ging diese Abgabe an Freising, dann bis 1852 an den bayerischen Staat. Durch ein Fürstengericht beim Reichstag in Regensburg am 13. 7. 1180 wurde die Verlegung des Marktes nach München zwar widerrufen, es traten jedoch keine Veränderungen ein, ausser das die Stadt 1180 an das Bistum Freising kam. 1239 erreichte die Bürgerschaft eine gewisse Autonomie, 1240 fiel München nach schweren Auseinandersetzungen an die Wittelsbacher (1255-1918 deren Residenz). 1280 bekam die Stadt durch König Rudolf I. von Habsburg großzügige Handelsfreiheiten. 1294 erhielt München sein erstes Stadtrecht. Auf Kaiser Ludwig IV., den Bayern, gehen die kaiserlichen Stadtfarben Schwarzgelb zurück. Er verlieh der Stadt auch das zweite Stadtrecht. Mit ihm wird die Stadterweiterung in Zusammenhang gebracht. In München wirkten damals Marsilius von Padua und Wilhelm von Ockham, die Parteigänger Ludwigs des Bayern im Streit mit der Kurie.
 
Seit 1317/18 sind ein Äußerer und ein Innerer Rat nachweisbar. Herzog Maximilian I. machte München zum Zentrum des Katholizismus in Deutschland (1609 Gründung der katholischen Liga in München). Nach der kampflosen Übergabe der Stadt an Gustav II. Adolf von Schweden (1632) musste eine hohe Kriegskontribution entrichtet werden. - Der Dreißigjährige Krieg (1618-48) brachte München auf einen wirtschaftlichen Tiefpunkt. Im Spanischen Erbfolgekrieg nach der Niederlage von Höchstädt (1704) bis 1715 von österreichischen Truppen besetzt, erhob sich 1705 die Bevölkerung in der »Sendlinger Mordweihnacht« gegen die Österreicher. Auch im Österreichen Erbfolgekrieg war München zwischen 1742 und 1744 mit Unterbrechungen von österreichischen Truppen besetzt. Zwischen 1600 und 1750 wurden zahlreiche Kirchen und Klöster gegründet.
 
1801 wurde das Einbürgerungsverbot für Protestanten aufgehoben, 1802/03 Gericht und Polizei verstaatlicht, 1810 der Magistrat aufgehoben. Seit 1818 hatte München wieder Selbstverwaltung (mit zwei Bürgermeistern und zwei Ratskollegien). 1818 wurde München auch Sitz des Erzbischofs von München und Freising. Unter König Ludwig I. (1825-48) entwickelte es sich zu einem Zentrum der Künste und der Künstler, unter Maximilian II. Joseph (1848-64) zu einer Pflegestätte der Wissenschaften. Ludwig II. (1864-86) förderte besonders die Musik R. Wagners. Im 19. Jahrhundert wirkten in München Gelehrte (J. von Görres, J. von Liebig, M. von Pettenkofer, F. X. von Baader, I. von Döllinger, J. A. Möhler u. a.), Techniker (J. von Fraunhofer, G. von Reichenbach, A. Senefelder), der Stenograf F. X. Gabelsberger und viele Maler (M. von Schwind, C. Spitzweg u. a.). Wirtschaft und Technik sowie das Braugewerbe blühten auf. 1841 wurde in München die erste Lokomotive gebaut. Unter Prinzregent Luitpold (1886-1912) erlebte die Stadt eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Der Stadtteil Schwabing wurde um 1900 Künstlerviertel.
 
Im November 1918 wurde München Hauptstadt des von K. Eisner proklamierten Freistaats Bayern; nach dessen Ermordung wurde am 7. 4. 1919 eine kurzzeitige Räterepublik ausgerufen. Aus der 1919 in München gegründeten »Deutsche Arbeiterpartei« ging die NSDAP hervor (Neugründung 1925). Am 9. 11. 1923 scheiterte vor der Feldherrnhalle der Hitlerputsch; so wurde München früh zum Zentrum des Nationalsozialismus (NS-offiziell »Hauptstadt der Bewegung«); am 8. 11. 1939 missglückte ein Attentat (G. Elser) auf Hitler.
 
Im Zweiten Weltkrieg wurde fast die Hälfte der Stadt zerstört (Bombardements ab 1943 und v. a. 7./8. 1. 1945). 1957 überschritt die Einwohnerzahl die Millionengrenze (1850: 89 000, 1900: 490 000, 1950: 824 000). 1972 war München Austragungsort der Olympischen Sommerspiele. (Münchener Abkommen)
 
Literatur:
 
M.s Kirchen, hg. v. N. Lieb u. a. (1973);
 J. Thinesse-Demel: Münchner Architektur zw. Rokoko u. Klassizismus (1980);
 E.-M. Wasem: Die Münchner Residenz unter Ludwig. Bildprogramme u. Bildausstattungen in den Neubauten (1981);
 
Museen in M., hg. v. M. Goedl (1983);
 
M. Ein sozialgeograph. Exkursionsführer, hg. v. R. Geipel u. a. (1987);
 
M., Weltstadt in Bayern, hg. v. J. Birkenhauer u. a. (1987);
 S. Fisch: Stadtplanung im 19. Jh. Das Beispiel M. bis zur Ära Theodor Fischer (1988);
 K. Gallas: M. (91988);
 N. Lieb: M., die Gesch. seiner Kunst (41988);
 H. F. Nöhbauer: M. Eine Gesch. der Stadt u. ihrer Bürger, 2 Bde. (1-21989-92);
 
Soziale Räume in der Urbanisierung. Studien zur Gesch. M.s im Vergleich 1850 bis 1933, hg. v. W. Hardtwig u. a. (1989);
 
Denkmäler in Bayern, hg. v. M. Petzet, Bd. 1 (Tl. 1: Landeshauptstadt M. 21990);
 G. Fischer: Architektur in M. seit 1900. Ein Wegweiser (1990);
 N. Huse: Kleine Kunstgesch. M.s (1990);
 
M. Gesch. einer Stadt, bearb. v. A. Bauer u. E. Piper (Neuausg. 1996).
 
 2) Landkreis im Regierungsbezirk Oberbayern, 667 km2, 289 700 Einwohner.
 

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Mụ̈n|chen: Stadt an der Isar; Landeshauptstadt von Bayern.

Universal-Lexikon. 2012.