Moralitäten,
französisch Moralités [mɔrali'te], englisch Moralities [mə'rælɪtɪz], Schauspiele religiösen oder moralisch-lehrhaften Charakters im Spätmittelalter, mit realistisch dargestellten menschlichen Gestalten und allegorischen Figuren (Personifizierungen der Tugend, des Lasters, des Glücks, des Todes), meist im Widerstreit um die Seele der als Typus dargestellten Zentralfigur. Sie waren besonders in England (»The king of life«, 1400), den Niederlanden, in Frankreich und Italien beliebt, v. a. das Spiel vom Jedermann. In Deutschland fanden die Moralitätenstoffe Eingang v. a. in das Schuldrama des 16. Jahrhunderts; auch nach der Reformation hielten sich die Moralitäten einige Zeit als theologisch-polemische Schauspiele, besonders in England.
Universal-Lexikon. 2012.