Schul|dra|ma 〈n.; -s, -dra|men; Lit.〉 Drama des Humanismus u. Barock, das in pädagog. Absicht eigens zur Aufführung an Schulen u. Universitäten verfasst wurde, zunächst in latein. Sprache, im 17. Jh. bes. von den Jesuiten gepflegt
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Schul|drama,
das an den deutschen Humanistenschulen des 15. bis 17. Jahrhunderts gepflegte lateinische (seit dem 2. Drittel des 16. Jahrhunderts auch deutschsprachige) Drama, dessen Aufführung (wenigstens ursprünglich) eine primär pädagogisch-didaktische Zielsetzung verfolgte. Die erste Phase des Schuldramas wurde durch das lateinische Humanistendrama repräsentiert, das in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Dienst der Reformation trat; es gab den eigentlichen Anstoß zur Ausbildung eines deutschsprachigen Schuldramas, bei dem die reformatorischen Ziele und die Grundsätze einer protestantischen Ethik im Mittelpunkt des Interesses standen. Die Zentren dieses Reformationsdramas lagen in Sachsen (u. a. P. Rebhun, G. Rollenhagen, J. Agricola). Von dort aus strahlte es in die reformierten Gebiete Norddeutschlands, nach Nürnberg und Württemberg (N. Frischlin), aber auch in den katholischen Westen und Südosten aus. In der Schweiz (S. Birck) und im Elsass (J. Wickram) verband es sich mit der Tradition der schweizerischen Bürger- und Volksschauspiele. Die Stoffe des reformatorischen Schuldramas stammten v. a. aus der Bibel. Daneben wurden häufig allegorische Stoffe (z. B. Jedermann) behandelt. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts entwickelte sich aus dem lateinischen Schuldrama der Humanisten das gegenreformatorische Tendenzen verfolgende lateinische Jesuitentheater. Im 17. Jahrhundert erlebte das deutschsprachige Schuldrama einen zweiten Höhepunkt im Kunstdrama der schlesischen Dichterschule. Den Abschluss der Tradition bildete gegen Ende des 17. Jahrhundert das Schuldrama des Zittauer Schulrektors C. Weise, das die primär pädagogische Zielsetzung des Schuldramas erneut herausstellte.
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Reformationsdrama und Jesuitentheater: Propaganda, Belehrung und Erziehung
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Schul|dra|ma, das (Literaturw.): [in lateinischer Sprache verfasste] für Schüler zur Aufführung an Schulen bestimmte, erzieherischen Zwecken dienende dramatische (1) Dichtung des Humanismus u. Barocks.
Universal-Lexikon. 2012.