Puschlav,
italienisch Vạl Poschiavo [-poski'aːvo], Talschaft des Poschiavino im Kanton Graubünden, Schweiz, auf der Alpensüdseite vom Berninapass (2 323 m über dem Meeresspiegel) bis zum Tal der Adda (Grenzort Campocolongo 553 m über dem Meeresspiegel), 25 km lang, vermittelt zwischen dem Engadin und dem Veltlin (Lombardei); umfasst den im Osten, Süden und Westen von Italien umgebenen Bezirk Bernina, 237 km2, 5 000 Einwohner, zu 92 % italienischsprachig, mit den Gemeinden Poschiavo (im Norden; im Hauptort alte Patrizierhäuser, im Palazzo Mengotti, 17.-19. Jahrhundert, u. a. Talschaftsmuseum, spätgotische Kirche) und Brusio (südlich des Lago di Poschiavo, 962 m über dem Meeresspiegel). Das Puschlav ist durch Talstufen gegliedert, der oberste der drei Abschnitte außerdem geteilt in das Val Laguné (mit dem Seitental Val di Camp), dem die Berninastraße folgt, und den Kessel von Cavaglia, den in zahlreichen Serpentinen die Berninabahn benutzt, mit der Alp Grüm (mit botanischem Garten) und dem Stausee Lago Bianco mit Kraftwerk am Pass. Wirtschaftlich wichtig sind Forst- (25 % bewaldet) und Landwirtschaft (v. a. Almwirtschaft) sowie sommerlicher Fremdenverkehr, außerdem auch Steinbrüche (Serpentin, Marmor), Weberei, Spielzeugherstellung und Weinkellereien (eigene Weinberge liegen im Veltlin). - Das Puschlav, seit 602 langobardisch, 774 in karolingischem Besitz gekommen, fiel im 10. Jahrhundert an den Bischof von Chur. 1408 schloss sich die Talschaft dem Gotteshausbund an. 1549 trat das Puschlav zur reformierten Lehre über.
Universal-Lexikon. 2012.