Robinson Crusoe
['rɔbɪnsn 'kruːsəʊ], Held des Reise- und Abenteuerromans »The life and strange surprizing adventures of Robinson Crusoe, of York, mariner. ..« (1719; deutsch u. a. als »Robinson Crusoe«; Fortsetzungen: »The farther adventures of Robinson Crusoe«, 1719, deutsch »Die weiteren Abenteuer von Robinson Crusoe«; »Serious reflections during the life and surprizing adventures of Robinson Crusoe«, 1720, deutsch »Ernste Überlegungen während des Lebens und der erstaunlichen Abenteuer von Robinson Crusoe«) von D. Defoe, der damit die populäre Gattung der Robinsonade begründete. Angeregt wurde der Roman durch den Bericht »A cruising voyage round the world« (1712; deutsch »Eine Kreuzfahrt rings um die Welt«) des Kapitäns Woodes Rogers (✝ 1732) über das Leben des ausgesetzten schottischen Matrosen A. Selkirk 1704-09 auf der menschenleeren Juan-Fernández-Insel Más a Tierra (seit 1966 Isla Robinsón Crusoe). Robinson Crusoe verbringt nach einem Schiffsuntergang 28 Jahre auf einer Insel in der Orinokomündung, bevor er gerettet wird und nach England zurückkehrt. Von seinem Schiff kann er Bibel und Werkzeuge bergen, wird zum Jäger, Bauern, Hirten und Handwerker und findet in dem als »edlen Wilden« (Exotismus) gezeichneten Kannibalen Freitag einen getreuen Diener. Defoe folgte mit der Geschichte des religiös geläuterten, zu Gott und auf den »mittleren Weg« bürgerlicher Pragmatik zurückfindenden Helden dem Vorbild der puritanischen geistigen Autobiographie (z. B. J. Bunyan, »Grace abounding«, 1666) und legte mit seiner minutiösen, auf der empirischen Philosophie J. Lockes aufbauenden Wirklichkeitsdarstellung den Grundstein für den bürgerlichen Roman des Realismus. Die Popularität des schon bald vielfach übersetzten Buches gründete in Defoes Zeichnung eines Menschen, der im Naturzustand fern von den schädlichen Einflüssen der Zivilisation seine Sittlichkeit entwickelt und der gleichzeitig der Mentalität des tatkräftigen Unternehmers entspricht.
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Robinson Crusoe: Der Bürger als Leser
Universal-Lexikon. 2012.