Seevölker,
aus der Ägäis und vielleicht auch aus anderen Teilen des Mittelmeeres (Adria, Tyrrhen. Meer) kommende Völker, die in der Zeit der Völkerverschiebungen während des Übergangs von der späten Bronzezeit zur Eisenzeit (Ende 13.-12. Jahrhundert v. Chr.) die politischen Strukturen des östlichen Mittelmeerraumes zerstörten oder erschütterten. Seit der »Amarnazeit« (benannt nach der Residenz Amarna, Mitte 14. Jahrhundert v. Chr.) standen Scherdani oder Schardana genannte Seevölkerkrieger in ägyptischen Diensten. Kurz vor 1200 v. Chr. traten sie zunächst als kampfstarke Seefahrer auf, die u. a. das Handelszentrum Ugarit zerstörten. Der Hethiterkönig Suppiluliuma II. (um 1200 v. Chr.) versuchte vergeblich, ihr Vordringen durch eine Seeblockade in Lykien zu unterbinden. Für die bald darauf erfolgte Zerstörung des Hethiterreiches waren die Seevölker aber nur mittelbar mitverantwortlich. Größere Gruppen von Seevölkern setzten sich an der südlichen Levante fest, darunter die Peleset (Philister), deren Name sich im Landesnamen »Palästina« gehalten hat. Pharao Ramses III. besiegte 1175 v. Chr. die Seevölker, die von Palästina her Ägypten bedrohten, in einer See- und Landschlacht im östlichen Nildelta. Es ist ungewiss, ob die aus ägyptischen Quellen bekannten Seevölkergruppen der Schardana und Schekelesch mit Sardinien und Sizilien, die der Turuscha und Danuna mit Tyrsenern und Danaern in Zusammenhang stehen.
I. Velikovsky: Die S. (a. d. Amerikan., 1978);
N. K. Sandars: The sea peoples (Neuausg. London 1987).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Ägypten zur Zeit der Pharaonen
Phöniker: Ein Volk von Händlern
Universal-Lexikon. 2012.