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Siegfried
I
Siegfried,
 
mittelhochdeutsch Sîfrit, Sîvrit, jüngere Form Seyfrid, Seifrid, germanischer Sagenheld, steht im Mittelpunkt des ersten Teils des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes. Der Zusammenhang der Siegfriedgestalt mit Ereignissen im merowingischen Königshaus des 6. Jahrhunderts und ihre archetypisch-mythische Ableitung bleiben hypothetisch; die im Nibelungenlied erwähnte Heimatstadt Xanten bewahrt sonst keine Überlieferung. Siegfried wird als kühn, unbesiegbar und arglos dargestellt. Sein Vertrauen in die Treue der mit ihm verschwägerten Burgunden wird ihm zum Verhängnis; Hagen tötet ihn hinterrücks.
 
Im deutschen Sprachgebiet ist das Nibelungenlied (um 1200) die älteste erhaltene Siegfrieddichtung. Das erst aus dem 16. Jahrhundert erhaltene »Lied vom Hürnen Seyfrid«, das auf Vorlagen wohl des 13. Jahrhunderts zurückgeht und Siegfrieds Jugend behandelt (Drachenkampf, Bad im Drachenblut zum Erlangen der Unverwundbarkeit, Erwerb des Nibelungenhorts, Befreiung Kriemhilds), zeigt die Wandlung der alten Heldendichtung zum Abenteuerroman. Auf ihm beruhen die Dramatisierung durch H. Sachs (»Der hürnen Seufrid«, 1557) und das »Volksbuch vom gehörnten Siegfried« (ältester erhaltener Druck 1726).
 
In der nordischen Überlieferung erscheint der Name Siegfried als Sigurd (Sigurdlieder); hier wird das Hauptgewicht auf die Beziehung zwischen Siegfried und Brünhild gelegt. Das 19. Jahrhundert knüpfte daran an, so auch R. Wagner in seinem Musikdrama »Siegfried« (3. Werk beziehungsweise »Zweiter Tag« des »Rings des Nibelungen«, Uraufführung am 16. 8. 1876 in Bayreuth). Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde Siegfried als typisch germanisch-deutscher Held zur nationalen Identifikationsfigur stilisiert, auch für nationalsozialistische Ideale missbraucht.
 
Literatur:
 
Der Schatz des Drachentöters, hg. v. W. Wunderlich (1977);
 W. Hoffmann: Das S.-Bild in der Forschung (1979);
 H. Münkler u. W. Storch: Siegfrieden. Politik mit einem dt. Mythos (1988).
 
II
Siegfried,
 
Hermann, schweizerischer Oberst und Kartograph, * Zofingen 14. 2. 1819, ✝ Bern 5. 12. 1879; ab 1865 Chef des Generalstabs und des Eidgenössischen Topographischen Bureaus. Anfänglich unter seiner Leitung entstanden die Karten des »Topographischen Atlas der Schweiz« (Siegfriedkarten): mehrfarbige Höhenlinienkarten im Maßstab 1 : 25 000 (10-m-Isohypsen; 444 Blätter) und 1 : 50 000 (Hochgebirgsdarstellung mit 30-m-Isohypsen; 122 Blätter) auf der Grundlage von Messtischaufnahmen.
 

Universal-Lexikon. 2012.