Stadtbaukunst,
Aufgabenbereich der Architektur, der die gestaltende Ordnung räumlicher und baulicher Entwicklungen größerer Ansiedlungen zum Gegenstand hat. Bis zur Entwicklung des Städtebaus als Planungsdisziplin und Lehrfach (seit dem späten 19. Jahrhundert) sprach man in der Kunstwissenschaft von Stadtbaukunst. Seit der Antike (griechische und röm. Kolonistenstädte nach hippodamischem System) ist das Schachbrettraster aufgrund seiner Funktionalität eines der Grundmuster der Stadtbaukunst. Deutsche Stadtgründungen des 12./13. Jahrhunderts, besonders im Nordosten, benutzten ein ähnliches Schema, allerdings mit abgerundeten und befestigten Rändern; Markt und Kirche bildeten das Zentrum. Die Stadtbaukunst der Renaissance ist von der Theorie der Idealstadt geprägt und betont die Festungsbaukunst. Im Barock sind die Beziehungen zwischen Schloss und Stadt durch die Axialität des Straßensystems ausschlaggebend. Es entstanden dabei radiale (Karlsruhe) und rasterförmige (Mannheim) Grundmuster. Bezeichnend für die Stadtbaukunst des 19. Jahrhunderts sind die Schleifung der mittelalterlichen Befestigungen (Wien, Frankfurt am Main, Leipzig) und die darauf folgenden Stadterweiterungen. Dabei wurde neben den radialen und rasterförmigen Straßensystemen als Neuheit die Ring- und die Diagonalstraße eingeführt. Als Reaktion auf diese als starr empfundenen Schemata nutzte man in der Gartenstadt um die Wende zum 20. Jahrhundert gewundene und geschwungene Straßen, wie man sie aus mittelalterlichen Städten kannte. In der Stadtbaukunst des 20. Jahrhunderts wurden gestalterische und ästhetische Ansprüche durch verkehrstechnische und wohnungspolitische Probleme überlagert, deren Lösung Aufgabe des modernen Städtebaus ist.
Literatur: Stadt.
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Stạdt|bau|kunst, die: Baukunst, die die gestaltende Ordnung, die räumliche u. bauliche Entwicklung größerer Ansiedlungen zum Gegenstand hat.
Universal-Lexikon. 2012.