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Frankfurt
Frankenfurt (umgangssprachlich); Bankfurt (umgangssprachlich); Frankfurt am Main; Mainmetropole (umgangssprachlich); Mainhatten (umgangssprachlich); Frankfurt/Oder; Frankfurt an der Oder

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Frạnkfurt,
 
Name von geographischen Objekten:
 
 1) Frạnkfurt, von 1952 bis 1990 DDR-Bezirk, heute der östliche Teil des Bundeslandes Brandenburg.
 
 2) Frạnkfurt am Main, kreisfreie Stadt im Regierungsbezirk Darmstadt, beiderseits des unteren Mains, mit 643 800 Einwohner größte Stadt Hessens. Frankfurt liegt am Übergang vom Mainzer Becken zur Wetterau, 98 m über dem Meeresspiegel, im Zentrum des Rhein-Main-Gebiets und damit im Kreuzungspunkt der Verbindungslinien von Norden nach Süden und Osten nach W.Frankfurt ist Sitz des Europäischen Währungsinstituts und mehrerer Bundesbehörden: Bundesamt für Ernährung und Forstwirtschaft, Deutsche Bundesbank, Bundesrechnungshof, Bundesdisziplinargericht, Hauptverwaltung der Deutschen Bahn, Bundesanstalt für Flugsicherung, Bundesanstalt für landwirtschaftliche Marktordnung, Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit, Amt für Verteidigungslasten sowie Institut für Angewandte Geodäsie. Regionalbehörden in Frankfurt sind u. a.: Landeszentralbank, Oberfinanzdirektion, OLG; ferner ist Frankfurt Sitz des Hessischen Rundfunks. Fast alle großen deutschen und viele ausländischen Banken sowie die wichtigste deutsche Wertpapierbörse haben hier ihren Sitz; ferner Devisen- und Goldbörse, Immobilienbörse, Getreide- und Produktenbörse. Über 20 % der deutschen Bankgeschäfte werden in Frankfurt abgewickelt. Viele in- und ausländische Wirtschafts- und Industrieverbände sowie über 100 Versicherungsgesellschaften sind in Frankfurt vertreten, ebenso Konsulate, Generalkonsulate und Handelsmissionen. - Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen, Staatliche Hochschule für Bildende Künste (Städelschule), Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Fachhochschulen, Akademie der Arbeit, Akademie für Welthandel, Hessenkolleg, Deutsche Buchhändlerschule u. a. Fachschulen. Neben den Forschungsinstituten der Universität gibt es Max-Planck-Institute für europäische Rechtsgeschichte, für Biophysik und für Hirnforschung; Gmelin-Institut für anorganische Chemie, Paul-Ehrlich-Institut, Sigmund-Freud-Institut, Frobenius-Institut, Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Gesellschaft für Information und Battelle-Institut. Weitere kulturelle Einrichtungen: Stadt- und Universitätsbibliothek mit Senckenberger Bibliothek, die Deutsche Bibliothek und die Bibliothek des Freien Deutschen Hochstifts; Rundfunkarchiv, Institut für Stadtgeschichte, Opern- und Schauspielhaus, Alte Oper, Kammerspiel, mehrere Privattheater, Zoologischer Garten, Palmengarten sowie zahlreiche Museen. Die Universität heißt (seit 1932) nach dem berühmtesten Sohn der Stadt Johann-Wolfgang-Goethe-Univerität; sie wurde auf der Grundlage einer Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften (gegründet 1901) 1912 als kommunale Universität eröffnet, 1967 vom Land Hessen übernommen und hat (1993/94) 37 000 Studierende. Wichtigste Sportanlagen sind das Waldstadion, die Ballsporthalle Höchst, die Trabrennbahn Niederrad und die Eissporthalle.
 
Wirtschaft:
 
Als Kernstadt des zweitgrößten deutschen Ballungsraums ist Frankfurt wichtigster Industriestandort Hessens. Mit Abstand führen die Gruppen Chemie, Elektrotechnik und Maschinenbau. In erster Linie bestimmt jedoch der Dienstleistungssektor das Gefüge der Stadt. Selbst von den Industriebeschäftigten ist nur die Hälfte in der Produktion, die andere Hälfte in Management, Verwaltung, Forschung und Entwicklung tätig. Innerhalb der Werbebranche ist Frankfurt eine der deutschen Hochburgen. Als Handels- und Messestadt richtet Frankfurt zahlreiche internationale Messen aus, u. a. Internationale Frühjahrs- und Herbstmessen, Internationale Pelzmesse, internationale Buchmesse (größte der Welt), Internationale Automobil-Ausstellung.
 
Verkehr:
 
Die Stadt verdankt ihre Entwicklung v. a. der einzigartigen Verkehrslage (Frankfurt war nur kurz Residenz- und nie Landeshauptstadt). Sie ist heute wichtigster Verkehrsknotenpunkt Deutschlands. Südwestlich des Stadtzentrums treffen im Frankfurter Kreuz die Autobahnen von Köln, Hannover, Karlsruhe und Würzburg zusammen. Seit der Kanalisierung des unteren Mains (1883-86) und der Errichtung des Osthafens (1907-12) hat sich der Hafen zu einem bedeutenden Binnenhafen entwickelt (Umschlag 1994: 4,5 Mio. t). Der Hauptbahnhof, seit preußischer Zeit bedeutender Bahnknotenpunkt, ist einer der größten europäischen Bahnhöfe: 1 550 Züge (einschließlich Süd-Bahn) verkehren hier täglich. Mit dem Bau einer U-Bahn (seit 1963) wurde in den letzten Jahren das Konzept einer schienenfreien Innenstadt verwirklicht. Eine zentrale Stellung im internationalen Luftverkehr nimmt der Flughafen Frankfurt Rhein-Main ein. Im Luftfrachtaufkommen (1994: 1,3 Mio t) liegt er an erster Stelle in Europa, im Passagieraufkommen (29,6 Mio. Fluggäste) an zweiter Stelle (hinter London Heathrow).
 
Stadtbild:
 
Die karolingische Pfalz (heute »Archäologischer Garten« vor dem Domturm) ist Ausgangspunkt für die mittelalterliche Stadtentwicklung. Von der Stadtbefestigung blieb u. a. der Eschenheimer Turm (1400-28 als Ersatz eines Turmes von 1346) erhalten. Sakrale Bauten, zum Teil nach den Kriegszerstörungen 1943/44 stark verändert wieder aufgebaut, sind u. a. der »Dom« Sankt Bartholomäus (auf Vorgängerbauten, um 1250-1369) mit seinem Westturm (»Pfarrturm«, 1415 von M. Gerthener begonnen); Sankt Leonhard (1219 begonnen, im 15./16. Jahrhundert Neubau); Sankt Nikolai (1290 geweiht, im 15. Jahrhundert umgestaltet); Liebfrauenkirche (1344 geweiht, im 15. Jahrhundert umgestaltet); Katharinenkirche (1678; 14 Glasfenster von C. Crodel) und Westend-Synagoge (ursprünglich 1910 errichtet; 1988-94 restauriert). Das Kirchenschiff des ehemaligen Karmeliterklosters (13.-16. Jahrhundert) und die Annenkapelle bilden mit dem Neubau von J. P. Kleihues (1989 eröffnet) das Architekturensemble des Museums für Vor- und Frühgeschichte. Der Freskenzyklus des J. Ratgeb (1514-17) im gotischen Kreuzgang blieb erhalten. Der in seiner Fassade wiederhergestellte Römer, der als Rathaus aus verschiedenen Patrizierhäusern entstand (um 1405), ist Wahrzeichen der Stadt; nahebei das Steinerne Haus (1464). Gegenüber vom Römer wurde 1981-83 eine Häuserzeile unter Anlehnung an die historische Bebauung wiedererrichtet. Zwischen Römer und Dom liegt die Kunsthalle Schirn (1984-86). Die Paulskirche wurde 1789-1833 errichtet (1987/88 restauriert; in der Wandelhalle monumentales Wandbild von J. Grützke »Der Zug der Volksvertreter«, 1987-90). Auf der Sachsenhausener Mainseite liegt die Deutschordenskommende, die Kirche wurde 1309 geweiht (vorgeblendete Fassade, 1747-51), das Komturgebäude entstand 1709-15; im ehemaligen Refektorium (Umbau durch O. M. Ungers) das Ikonenmuseum (1990 eröffnet).
 
Auf dem ehemaligen Paradeplatz liegt die Hauptwache, ein Bau von 1729-30. Unter den Bauten der Gründerjahre sind u. a. die Alte Oper (1873-80, Wiederaufbau 1981 vollendet), die Neue Börse (1874-79), der Hauptbahnhof (1882-88) und das Gesellschaftshaus im Palmengarten (1869-70, 1929 Umbau von E. May und M. Elsaesser). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden die Gebäude der Adlerwerke (1906-12), der Cassella AG (1913) sowie die Großmarkthalle (1926-28) von M. Elsaesser, ein Bau im Stil der Neuen Sachlichkeit. Das erste Hochhaus Frankfurts ist die ehemalige Mouson-Seifenfabrik (1923-26, heute Künstlerhaus), ein wichtiges Beispiel des Backsteinexpressionismus; im Stil des Funktionalismus baute H. Poelzig 1928-31 das Verwaltungsgebäude der I. G. Farbenindustrie AG. Zu den wegweisenden Bauten zwischen den beiden Weltkriegen zählen u. a. die verschiedenen Wohnsiedlungen von E. May (Römerstadt, 1927/28, die Siedlung Praunheim, 1926-30) und die Siedlung Hellerhof von M. Stam (1929-31). Beispiele modernen Kirchenbaus sind u. a. die Frauenfriedenskirche in Bockenheim von J. Herkomer (1927-29) und Sankt Michael im Nordend von R. Schwarz (1953/54).
 
Die heutige »Skyline« von Frankfurt wird durch zahlreiche Hochhäuser von Banken und Verwaltungen geprägt: u. a. Bank für Gemeinwirtschaft (1969-77), Hessische Landesbank (1972-77), Doppeltürme der Deutschen Bank (1979-84), Büroturm der Deutschen Genossenschaftsbank (1990-93) und »Trianon«-Hochhaus der Deutschen Bank (1993). Das Hochhaus der Commerzbank (1994-97) von Lord N. Foster ist mit 258,7 m Höhe (mit Antenne fast 300 m hoch) höchster Büroturm Europas. Höchstes Bauwerk der Stadt ist mit 331 m der Fernmeldeturm (1976-78). Zu den ausdrucksvollen Bauten der Bürostadt Frankfurt-Niederrad gehört das Ausbildungszentrum der Deutschen Olivetti (1969-72, E. Eiermann). Auf dem Messegelände setzte O. M. Ungers mit der Messehalle 9 und der »Galleria« (1980-83) sowie dem »Torhaus« (1983-85) wesentliche Akzente. H. Jahn fügte 1985-91 mit dem Bürohochhaus »Messeturm« (256,5 m hoch) ein weiteres markantes Bauwerk hinzu. Er baute auch die Eingangshalle City und die Messehalle 1 (1989 vollendet) auf dem Messegelände.
 
Am Schaumainkai, dem »Museumsufer«, reihen sich die folgenden Museen: Liebieghaus, Museum alter Plastik, seit 1909 in einer ehemaligen Villa; Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, 1874-78 von O. Sommer; Deutsches Architekturmuseum (DAM), 1981-84 von O. M. Ungers, unter Einbeziehung einer ehemaligen Villa; Deutsches Filmmuseum, 1982-84 von Bofinger & Partner in einer ehemaligen Villa; Deutsches Postmuseum (Neubau 1990, von Behnisch & Partner unter Einbeziehung einer ehemaligen Villa, die das ehemalige Bundespostmuseum beherbergte); Museum für Völkerkunde; Museum für Kunsthandwerk, 1979-85 von R. Meier, unter Berücksichtigung einer klassizistischen Villa. - Im weiteren Stadtgebiet: Jüdisches Museum (im klassizistischen Rothschildpalais und seinem Nachbargebäude, 1988 eröffnet); Museum Judengasse (1992 eröffnet); Museum für Moderne Kunst (1991 eröffnet) von H. Hollein; am Großen Hirschgraben das Goethehaus mit Freiem Deutschen Hochstift - Frankfurter Goethemuseum; Naturmuseum Senckenberg; Historisches Museum, ab 1954 im Saalhof, seit 1972 im angrenzenden Neubau.
 
Geschichte:
 
Durch einen Horst aus tertiären Sedimenten beiderseits des Mains ist das Maintal im heutigen Stadtgebiet stark eingeengt. Die günstigen Übergangsmöglichkeiten führten bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit zur Besiedlung. Im heutigen Stadtteil Höchst entstand unter römischer Herrschaft am Zusammenfluss von Main und Nidda ein Kastell, im späten 1. Jahrhundert n. Chr. wurde im heutigen Stadtteil Heddernheim ein weiteres Kastell angelegt. Die nach 110 entstandene römische Zivilsiedlung Nida wurde im 3. Jahrhundert und - nach Rückfall an die Römer um 350 - im späten 5. Jahrhundert von Alemannen in Besitz genommen, die die Besiedlung betrieben.
 
Um 500 fränkischer Königshof, entwickelte sich auf der Maininsel wohl im 6./7. Jahrhundert eine merowingische Siedlung und Pfalz; archäologische Funde von 1993/94 unterstützen die Annahme, dass Frankfurt älter ist als die ersten urkundlichen Belege von vermutlich 764/65, sicher 794 (Reichssynode Karls I., des Großen; Anlass zur 1200-Jahr-Feier 1994), in denen Frankfurt als Frạnconovurd (»Furt der Franken«) erwähnt wird. Die karolingische Königspfalz, im 9. Jahrhundert bevorzugter Aufenthaltsort der Herrscher, wurde vor 1000 samt der Pfalzsiedlung befestigt. In staufischer Zeit (12./13. Jahrhundert) entstand am Mainufer die neue Pfalz (Saalhof). Anstelle der alten entwickelte sich eine bereits Mitte des 12. Jahrhunderts ummauerte Marktsiedlung, die vor 1200 zur Stadt wurde (eigene Stadtrechtsfamilie; aufgezeichnet erst 1297) und seit 1147 (bestätigt 1356 durch die Goldene Bulle) Wahlort der Römischen Könige war (seit 1562 der Dom auch Stätte der Kaiserkrönung). Zu der seit dem 12. Jahrhundert bezeugten Herbstmesse trat 1330 die Frühjahrsmesse; im 15.-17. Jahrhundert war die Frankfurter Buchmesse bedeutend (erneut seit 1949). Mit dem Kauf des bis dahin verpfändeten Schultheißenamtes erlangte die Stadt, die 1333 ihr Stadtgebiet gemäß kaiserlicher Genehmigung mehr als verdoppelte, 1372 ihre Reichsunmittelbarkeit. 1535 bekannte sich Frankfurt zum protestantischen Glauben, im Schmalkaldischen Krieg 1546-47 stand es anfänglich auf protestantischer Seite; niederländische Flüchtlinge brachten bis dahin unbekannte Gewerbe in die Stadt und begründeten v. a. Frankfurts Geltung als Banken- und Börsenplatz. Im »Fettmilch-Aufstand« (1612-16) scheiterte der Versuch der Zünfte, Anteil am Stadtregiment zu erlangen. 1792 und 1796 besetzten französische Truppen die Stadt, die 1806 die reichsstädtische Unabhängigkeit verlor und bei Gründung des Rheinbunds an Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg fiel. 1810-13 Hauptstadt des neugeschaffenen Großherzogtums Frankfurt, das das Amt Aschaffenburg, Wetzlar, die Fürstentümer Fulda und Hanau umfasste, wurde Frankfurt 1813/15 Freie Stadt und 1815 Mitglied des Deutschen Bundes sowie Sitz des Deutschen Bundestags. Der »Frankfurter Wachensturm« (1833) sollte eine Erhebung zur Abschüttelung der alten Staatssysteme in Deutschland auslösen. Die 1848/49 in der Paulskirche tagende Frankfurter Nationalversammlung trug die Hoffnungen des liberalen und demokratischen Bürgertums (18. 9. 1848 Niederschlagung eines Aufstandes). Nach dem Deutschen Krieg 1866 annektierte Preußen Frankfurt. Mit der Auflösung des Deutschen Bundes und der Gründung des Deutschen Reichs 1871 verlor Frankfurt seine im 17. Jahrhundert v. a. von den Familien Bethmann und Rothschild begründete Stellung als Banken- und Börsenmetropole an Berlin, gewann aber gleichzeitig dank der zentralen Lage als Industriestadt an Bedeutung. Die steigende Bevölkerungszahl (1817: 41 500 Einwohner; 1866: 78 000 Einwohner; 1871: 91 000 Einwohner; 1900: 289 000 Einwohner; 1933: 556 000 Einwohner) verband sich mit ausdehnender Besiedlung sowie umfangreichen Eingemeindungen, z. B. Bornheim 1877, Bockenheim 1895, Höchst und Fechenheim 1928, Bergen-Enkheim 1977. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Altstadt fast völlig zerstört (besonders am 22. 3. 1944).
 
Literatur:
 
A. Krenzlin: Werden u. Gefüge des rheinisch-main. Verstädterungsgebietes, in: Festschrift zur 125-Jahrfeier der Frankfurter Geograph. Gesellschaft (1961);
 
Das Rhein-Main-Gebiet, bearb. v. R. Ladwig (1981);
 C. Mohr u. Michael Müller: Funktionalität u. Moderne. Das neue F. u. seine Bauten 1925-1933 (1984);
 
F.-Chronik, hg. v. W. Kramer (31986);
 
Reclams Kunstführer Dtl., Bd. 4: Hessen (61987);
 H.-O. Schembs: Kaiserkrönungen im histor. F. (1987);
 E. Mack: Von der Steinzeit zur Stauferstadt. Die frühe Gesch. von F. am Main (1994);
 
F. am Main. Die Gesch. der Stadt in neun Beiträgen, hg. v. derFrankfurter Histor. Kommission (21994).
 
 3) Frạnkfurt (Oder), kreisfreie Stadt in Brandenburg, um 25 m über dem Meeresspiegel, am Westufer der mittleren Oder, durch Brücken mit der gegenüberliegenden polnischen Stadt Słubice (früher der zu Frankfurt gehörende Stadtteil Dammtor) verbunden, (1999) 73 800 Einwohner (1939: 83 700, 1950: 52 800 Einwohner); Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftszentrum der Oderregion mit wichtiger Brückenfunktion im Verkehr mit Polen u. a. osteuropäischen Staaten; Europa-Universität »Viadrina« (1991 neu gegründet), Institut für Halbleiterphysik, Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte, Museum »Viadrina« mit historischen und Kunstsammlungen, Kleist-Theater, Freilichtbühne und Konzerthalle; Landgericht, Fachmessen, Technologie- und Handelszentrum (World Trade Center); Halbleiterwerk, Baustoff-, Metall verarbeitende, Holz-, Nahrungsmittelindustrie und Orgelbau; Eisenbahnknotenpunkt, Oderhafen, Eisenbahn-, Straßen- und Autobahnübergang (besonders für Lkw) nach Polen.
 
 
Der mittelalterliche Stadtkern links der Oder wurde 1945 fast völlig zerstört. Die spätgotische Marienkirche (nach 1253 begonnen, Chorerweiterung, 1360/70; äußere Seitenschiffe des Langhauses, 15. Jahrhundert; 1828-30 Restaurierung unter K. F. Schinkel), eine fünfschiffige Backsteinhallenkirche, ist bereits in Teilen wiederhergestellt (weiterer Wiederaufbau im Gange). Erhalten sind die Friedenskirche (früher Sankt Nikolai), eine dreischiffige Hallenkirche (Ende 13./Anfang 14. Jahrhundert auf Vorgängerbau, umgebaut und erweitert im 15. Jahrhundert; 1881 verändert, u. a. neugotische Zweiturmfassade), die ehemalige Franziskanerkirche (ursprünglich nach 1270 begonnen; Chor um 1300, Hallenschiff 1516-25 anstelle des ursprünglichen zweischiffigen Langhauses; 1966 zur Konzerthalle umgebaut) und die Gertraudenkirche, ein neugotischer Backsteinbau (1878 vollendet, 1978-80 durch Zwischendecke verändert) an der Stelle der 1368 gegründeten Kapelle der Gewandschneider. Wieder aufgebaut ist das spätgotische Backsteinrathaus (13.-15. Jahrhundert, verändert 1607-09), das in seiner Erdgeschosshalle seit 1966 die Galerie Junge Kunst (Sammlung zeitgenössischer Kunst) beherbergt. Im ehemaligen »Junkerhaus« (1675-78, im Innern qualitätvolle Stuckdecken) befindet sich das Museum »Viadrina«. Im Westteil der Stadt blieb eine kleine Gartenvorstadt von 1922-24 erhalten.
 
 
Frankfurt wurde 1253 durch Markgraf Johann I. von Brandenburg (* um 1213, ✝ 1266) neben einer vermutlich seit 1226 bestehenden, von fränkischen Kaufleuten an einer der wichtigen West-Ost-Handelsstraßen angelegten Handelssiedlung gegründet und in planmäßiger gitterförmiger Anlage zur Stadt erweitert. Es entwickelte sich rasch zum Stapelplatz im Oderhandel und gehörte 1368-1518 der Hanse an. Neben den seit 1502 in Frankfurt heimischen Buchdruck traten besonders im 17. und 18. Jahrhundert, bis zum Aufstieg Leipzigs, die Handelsmessen (Ursprünge im 14. Jahrhundert). Die 1506 eröffnete brandenburgische Universität »Viadrina« wurde 1811 mit der Breslauer »Leopoldina« zusammengelegt; 1991 erfolgte ihre Neugründung. 1719 wurde Frankfurt Garnisonstadt, 1815 Sitz der preußischen Regierung für die Neumark und die Niederlausitz. Anfang 1945 zur »Festung« erklärt, wurde die bis dahin kaum zerstörte Stadt in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges zu über 90 % zerstört. 1952-90 war Frankfurt Verwaltungssitz (Bezirksstadt) des Bezirkes Frankfurt/Oder.
 
 
H. Köhler: F., Oder (Leipzig 1980);
 
Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bd.: Bez. F./O., bearb. v. H. Trost u. a. (Berlin-Ost 1980);
 E. Badstübner u. H. Sachs: Kirchen in F. an der Oder (Berlin-Ost 1987);
 
F. (Oder), bearb. v. W. Mausolf u. S. Griesa (1993).
 

Universal-Lexikon. 2012.