Taktarten,
die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Taktes. Der (gerade) Zweiertakt resultiert aus dem Wechsel von betont/unbetont, der (ungerade) Dreiertakt aus der Folge betont/unbetont/unbetont. Diese beiden Grundformen im Notenbild:
Bilden zwei Zweiertakte eine metrische Einheit, so spricht man von zusammengesetzten Taktarten. Dabei erhält die Zählzeit 1 die Hauptbetonung, die erste Zählzeit der zweiten Takthälfte eine Nebenbetonung z. B.:
Bei einem zusammengesetzten Dreiertakt schwächt sich die Betonungsstärke ebenfalls ab:
In der populären Musik dominiert der Zweiertakt. Im 2/4-Takt werden meist Polka, Ragtime, Tango (4/8) und Habanera notiert ; im 2/2-Takt (Alla-Breve-Takt = »in Halben«) stehen z. B. schneller Foxtrott, die raschen Spielarten von Rumba, Samba, Mambo, Bossa nova u. a. lateinamerikanischen Tänzen. Die häufigste Taktart ist jedoch der 4/4-Takt, nicht nur in der Tanzmusik, sondern auch in Blues, Jazz und Rockmusik. Die Geradtaktigkeit hat z. B. im frühen Jazz bedingt durch den Einfluss des Marsches (Marching Jazz ) fast Ausschließlichkeitsanspruch. Selbst im Modern Jazz überwiegt eindeutig der 4/4-Takt (Fourbeat). Der 3/4-Takt verbindet sich zunächst mit dem Walzer und seinen vielfältigen regionalen Modifikationen. Doch die Gegenüberstellung der Grundrhythmen von Walzer und Mazurka oder Paso doble (3/4-Form) belegt die Variabilität des Dreiermetrums.
Durch Zusammenfügen von Zweier- und Dreiertakten ergeben sich die kombinierten Taktarten, z. B. 7/4, 5/4 u. a.
»Take Five« (Paul Desmond, 1959)
Die bisher besprochenen einfachen, zusammengesetzten und kombinierten Taktarten werden als gleichmäßige Taktarten bezeichnet, da — wie aus der Unterteilung in kleinere Notenwerte ersichtlich — die einzelnen Taktzeiten in gleichem Verhältnis zueinander stehen (1:1). Es gibt aber auch Lied- und Tanzbeispiele, in denen Taktzeiten »gedehnt« werden (z. B. 1:1 1/2, in Noten:
= 5/8), beispielsweise in der Balkan-Folklore. Im Unterschied zum gleichmäßigen, kombinierten 5/4-Takt bezeichnet man diesen 5/8-Takt, dessen gedehnte Taktzeit nicht gezählt, sondern »gefühlt« wird, als ungleichmäßig. Im Jazz und im Rock wurde in Anlehnung an die Folklore wiederholt auch mit diesen ungleichmäßigen Taktarten experimentiert, z. B. durch Dave Brubeck (* 1920) und Don Ellis (1934-1978).
»Blue Rondo à la Turk« (Dave Brubeck, 1960)
Universal-Lexikon. 2012.