Tomar
[tu'mar], Stadt im Distrikt Santarém, Portugal, am Nabão, 14 000 Einwohner; Textil- (Baumwolle) und Papierindustrie.
Den Mittelpunkt des Baukomplexes der Ordensburg mit seinen sieben Kreuzgängen bildet die Christusritterkirche. Ihr Kern ist ein Zentralbau (Templerkirche), der aus einem achteckigen Mittelteil mit sechzehneckigem Umgang (1162) besteht und mit Fresken niederländischer Maler (1510) geschmückt ist. Am stärksten wurde der Bau Anfang des 16. Jahrhunderts unter König Emanuel I. durch J. de Castilho und D. de Arruda im Emanuelstil mit seinem bizarren Formenreichtum geprägt: An die Rotunde wurde ein zweigeschossiger Bau angefügt, der im Untergeschoss den Kapitelsaal (von Arruda), im Obergeschoss den Hochchor (von Castilho) birgt. Castilho schuf auch reichen Baudekor (Chorportal, Kapitelsaalfenster). König Johann III. ließ nach 1523 nach der Umwandlung des Ritterordens in einen Mönchsorden die Klosteranlage vergrößern; 1557 begann D. de Torralva den erst um 1580 von F. Terzi vollendeten Kreuzgang (Claustro dos Filipes) in den Formen der italienischen Hochrenaissance. Der gesamte Komplex wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. - In der Stadt die Kirche São João Baptista (um 1520), die Renaissancekirche Nossa Senhora da Conceição (um 1550) sowie die ehemalige Templerkirche Santa Maria do Olival (um 1540 umgebaut, Sitz des großen Ordenskapitels).
An der Stelle einer Römersiedlung errichtete der Templerorden auf dem Bergrücken über dem Flusstal nach 1159 eine Burg, bei der sich die Stadt entwickelte; ab 1356 Sitz des Christusordens.
Universal-Lexikon. 2012.