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Portugal
Pọr|tu|gal; -s:
Staat im Südwesten Europas.

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Pọrtugal,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 92 389 km2
 
Einwohner: (2000) 10,008 Mio. Einwohner.
 
Hauptstadt: Lissabon
 
Amtssprache: Portugiesisch
 
Nationalfeiertag: 10. 6.
 
Währung: 1 Euro (EUR, ) = 100 Cents
 
Zeitzone: 1200 Lissabon = 1300 MEZ
 
amtlich portugiesisch Repụ́blica Portuguesa [-'gesa], Staat im Südwesten Europas, umfasst den Westteil der Iberischen Halbinsel, die Azoren und Madeira, insgesamt 92 389 km2, (2000) 10,008 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Lissabon, Amtssprache Portugiesisch. Währung: 1 Euro (EUR, ) = 100 Cents. Zeitzone: Westeuropäische Zeit (1200 Lissabon = 1300 MEZ). Zu Portugal gehörte (bis 1999) die überseeische Besitzung Macaos.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der am 25. 4. 1976 in Kraft getretenen Verfassung (mit Revisionen von 1982, 1989, 1992 und 1997) ist Portugal eine demokratische Republik. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Vorsitzender des Obersten Rats der nationalen Verteidigung (Aufsicht über die Militärgesetzgebung) ist der vom Volk auf fünf Jahre gewählte Präsident der Republik (einmalige Wiederwahl möglich). Ihm steht als Beratungsorgan der Staatsrat (10 Mitglieder) zur Seite. Die Gesetzgebung liegt bei der Versammlung der Republik (Assembleia da República), deren 230 Abgeordnete für vier Jahre im Verhältniswahlsystem gewählt werden. Die jüngste Verfassungsänderung sieht vor, die Zahl der Abgeordneten auf 180 zu reduzieren. Auch wurde ein Stimmrecht für im Ausland lebende Emigranten bei der Direktwahl des Staatsoberhaupts eingeführt. Der Präsident verfügt über ein begrenztes Vetorecht. Die Regierung besteht aus dem vom Präsidenten ernannten Ministerpräsidenten sowie aus Ministern und Staatssekretären, wobei der Ministerrat (Ministerpräsident und Minister) die wesentliche Regierungs-Aufgaben wahrnimmt. Die Regierung ist sowohl dem Parlament als auch dem Staatsoberhaupt gegenüber verantwortlich. Seit 1982 besteht ein Verfassungsgericht (13 Richter), das über die Zivilgesetzgebung wacht.
 
Parteien:
 
Einflussreichste Parteien sind der der rechtsliberale Partido Social Democrata (PSD, deutsch Sozialdemokratische Partei; gegründet 1974 als Partido Popular Democrático [PPD, der Partido Socialista (PS, deutsch Sozialistische Partei, gegründet 1973), deutsch Demokratische Volkspartei]), der konservativ nationalistische Centro Democrático Social-Partido Popular (CSD-PP, deutsch Demokratisch-Soziales Zentrum-Volkspartei, gegründet 1974 als Partido do Centro Democrático Social [CDS]) und der Partido Comunista Português (PCP, deutsch Kommunistische Partei Portugals, gegründet 1921), der mit dem Partido Ecologista »Os Verdes« (deutsch Grüne) das Wahlbündnis Coligação Democrática Unitária (CDU, deutsch Demokratische Einheitskoalition) bildet.
 
Gewerkschaften:
 
Die Gewerkschaftsbewegung ist in zwei konkurrierenden Dachverbänden organisiert. Der Confederação Geral dos Trabalhadores Portugueses - Intersindical Nacional (CGTP-IN; gegründet 1970, 1974 reorganisiert) gehören (2001) 107 Einzelgewerkschaften mit rd. 700 000 Mitgliedern an; sie steht unter dem Einfluss des PCP. Die sozialistisch orientierte União Geral dos Trabalhadores (UGT, gegründet 1978) umfasst rd. 950 000 Mitglieder.
 
Wappen:
 
Das Wappen zeigt in der Mitte einen weißen Schild, der kreuzweise mit fünf kleinen Schilden belegt ist. Diese ihrerseits sind mit je fünf Scheibchen in Form eines Diagonalkreuzes besetzt. Der Überlieferung nach symbolisieren die Scheibchen die fünf Wundmale Christi, in dessen Namen Alfons Heinrich (Alfons I.) gegen die Mauren zu Felde zog. Sie stehen der Legende nach aber auch für den Sieg über die Mauren 1139, wobei Alfons Heinrich fünf maurische Prinzen besiegt haben soll. Umzogen ist der Schild von einem breiten roten Schildrand. Auf diesem befinden sich sieben goldene Kastelle. Der Gesamtschild wurde 1910 mit einer goldenen Armillarsphäre unterlegt, die an Heinrich den Seefahrer und die Entdeckungen der portugiesischen Seefahrer erinnern soll.
 
Nationalfeiertage:
 
10. 6., mit dem man des Todes des Dichters Luís Vaz de Camões gedenkt.
 
Verwaltung:
 
Portugal ist in 18 Verwaltungsdistrikte (Festland) und zwei Autonome Regionen (Azoren und Madeira) mit eigenen Regionalversammlungen gegliedert; weitere Unterteilung in 305 Kreise (»conselhos« oder »municipios«) und 4 050 Gemeinden (»freguesias«).
 
Recht:
 
Das französische und italienisch beeinflusste Zivilrecht (1867) wurde 1966 reformiert und neu kodifiziert. Im Familienrecht ist das Scheidungsverbot für kanonisch geschlossene Ehen seit 1976 aufgehoben. Der Gerichtsaufbau ist dreistufig mit dem »Supremo Tribunal« in Lissabon an der Spitze; ferner gibt es Militär- und Verwaltungsgerichte sowie ein Verfassungsgericht. Das Staatsgebiet ist in Gerichtsbezirke (»comarcas«) für die Zivil- und Strafgerichtsbarkeit gegliedert. Das Richteramt ist unabhängig und gilt auf Lebenszeit.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeit 4-12 Monate) beträgt etwa 50 000 Mann, die der paramilitärischen Kräfte (Nationalgarde, Sicherheitspolizei, Grenzschutz) rd. 50 000 Mann. Das Heer (etwa 30 000 Soldaten) ist hauptsächlich gegliedert in die »1. unabhängige gemischte Brigade« (vergleichbar einer deutschen Panzergrenadierbrigade; kann der NATO direkt unterstellt werden) sowie in drei Infanteriebrigaden, eine Luftlandebrigade und eine leichte Brigade. Die Marine hat etwa 13 000, die Luftwaffe rd. 7 000 Mann. Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus etwa 90 Kampfpanzern, etwa 50 Kampfflugzeugen, sieben Fregatten, 10 Korvetten, drei U-Booten sowie 30 Kleinen Kampfschiffen. - Portugal ist Gründungsmitglied der NATO sowie seit 1988 (faktisch seit 1990) Mitglied der WEU und verwendet etwa 4 % der Staatsausgaben für die Verteidigung (ohne paramilitärische Kräfte). Ziel einer längerfristigen Reform ist eine größere Professionalisierung der Streitkräfte (u. a. Abschaffung der Wehrpflicht vorgesehen) bei gleichzeitiger Reduzierung der Gesamtstärke (etwa 40 000 Mann geplant).
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Portugal umfasst etwa ein Sechstel der Fläche der Iberischen Halbinsel. Es erstreckt sich bei einer Breite von etwa 150 km über 550 km von Norden nach S. Der Südrand des Portugiesischen Scheidegebirges bildet zusammen mit dem Tejo die Grenze zwischen dem gebirgigen atlantischen Nordportugal und dem flachen mediterranen Südportugal. Der Norden besteht aus dem Küstentiefland der Beira Litoral und Estremaduras, dem Portugiesischen Scheidegebirge sowie dem nördlich und östlich angrenzenden Hochportugal; Südportugal ist untergliedert in die Landschaftsräume Alentejo und Algarve. Die bis 1 991 m über dem Meeresspiegel herausgehobene Scholle der Serra da Estrêla im Portugiesischen Scheidegebirge bildet die höchste Erhebung von Festlandportugal. Weite, unterschiedlich hohe Rumpfflächen, in die sich die Flüsse eingeschnitten haben, bestimmen das Landschaftsbild Hochportugals (400-800 m über dem Meeresspiegel) und des Alentejo (unter 400 m). Häufige Erdbeben zeugen von der Fortdauer tektonischer Vorgänge im Bereich der Tejosenke und der Algarve. Die Küste besitzt wenige natürliche Hafenplätze; das Land grenzt entweder in geradlinigen Steilküsten oder seichten Anschwemmungsküsten ans Meer. Hauptflüsse sind (die Unterläufe von) Minho, Douro, Tejo, Guadiana; Sado und Mondego sind ausschließlich portugiesische Wasserläufe. Die jahreszeitlichen und episodischen Schwankungen in der Wasserführung dieser Flüsse zählen zu den höchsten der Erde.
 
Klima:
 
Das Klima ist durch seinen von Norden nach Süden zunehmenden mediterranen Charakter sowie durch die von Westen nach Osten zunehmende Kontinentalität gekennzeichnet. Das im Sommer weit nach Norden vorgeschobene Azorenhoch schützt vor Zyklonen, die erst im Winter, wenn Portugal in den Bereich der Westwindzone gerät, wetterwirksam werden. Der luvseitige, bergige Nordwesten erhält Steigungsregen von 1 500 bis über 3 000 mm pro Jahr, der im Regenschatten liegende Osten nur 500-1 000 mm Jahresniederschlag; im Süden sinkt der Niederschlag unter 400 mm. In den höheren Gebirgen bleibt im Winter der Schnee mehrere Wochen liegen. Die gesamte Westküste ist im Sommer verhältnismäßig kühl (Julimittel 17-20 ºC), da sie dann dem kräftigen Nordwest-Wind ausgesetzt ist. Die Temperaturen steigen gegen das Landesinnere (Julimittel 24-28 ºC).
 
Vegetation:
 
Portugal gehört zur natürlichen Waldregion. Laub werfende (besonders Eichenarten) im Nordwesten und immergrüne Arten (darunter Korkeichen) kennzeichneten die natürliche Waldvegetation. Die heutigen Wälder beschränken sich - mit Ausnahme des nordwestlichen Alentejo - im Wesentlichen auf die atlantisch beeinflussten Küsten- und Bergländer in der Nordwesthälfte des Landes und werden durch Kiefern und Eukalypten geprägt. Die südportische Haine aus weitständigen, immergrünen Stein- und Korkeichen (Montados) dienen der Viehweide und gelegentlich dem Feldbau. Die durch Degradation entstandenen Buschformationen enthalten im feuchten Nordwesten Stech- und Besenginster, Glockenheide und andere Heidekrautgewächse, im Süden und Osten Sträucher und aromatische Kräuter (Zistrosen, Erdbeerbusch, Kermeseiche; Thymian, Lavendel u. a.).
 
Bevölkerung:
 
Das portugiesische Volk ist heute ethnisch sehr einheitlich (Portugiesen). Außerhalb der Verdichtungsräume von Lissabon und Porto, auf die in jüngerer Zeit die Landflucht besonders stark gerichtet war und die bereits mehr als 35 % der Gesamtbevölkerung beherbergen, sind der Westen Nordportugals und ein Teil der Algarve sowie die Insel Madeira mit über 300 Einwohner je km2 am dichtesten besiedelt. Im Osten und Süden bleiben die Werte unter 50 Einwohner je km2. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung (1998: 37 %) lebt in Städten). 2000 waren 16,9 % der Einwohner unter 15 Jahren und 15,3 % 65 Jahre und älter. 1974-76 kamen über 600 000 Rückwanderer aus den ehemaligen afrikanischen Besitzungen ins Land.
 
Religion:
 
Es besteht Religionsfreiheit. Staat und Kirche sind seit 1911 gesetzlich getrennt. Alle Religionsgemeinschaften sind rechtlich gleichgestellt. Die in der Verfassung von 1933 de facto gegebene Stellung der katholischen Kirche als Staatskirche wurde durch die Verfassung von 1976 aufgehoben. - Über 95 % der Bevölkerung sind Christen: Rd. 94 % gehören der katholischen Kirche an, etwa 1 % anderen christlichen Kirchen (Pfingstler, Adventisten, Baptisten, Methodisten, Presbyterianer, Anglikaner u. a.). - Die katholische Kirche umfasst das Patriarchat Lissabon und die Erzbistümer Braga und Évora mit siebzehn Suffraganbistümern. Die einzige protestantische Kirche rein portugiesischer Tradition ist die 1880 gegründete »Lusitanische Katholische Apostolische Evangelische Kirche« (rd. 5 000 Mitglieder); sie gehört seit 1980 als Überseediözese unter der Oberhoheit des Erzbischofs von Canterbury der Anglikanischen Kirchengemeinschaft an. - Zentren der rd. 15 000 Muslime (Araber und afrikanische Übersiedler aus Guinea-Bissau und Moçambique) sind die Moschee und das Kulturzentrum der 1968 gegründeten »Islamischen Gemeinde« in Lissabon. Die Juden wurden nach ihrer Vertreibung aus Portugal (1496) erst 1892 wieder offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt. Heute bestehen jüdische Gemeinden in Lissabon und Porto; ihnen gehört die Mehrheit der rd. 1 000 portugiesischen Juden an. - Weitere Religionsgemeinschaften sind die Zeugen Jehovas (rd. 40 000) und die Mormonen (rd. 11 000).
 
Bildungswesen:
 
Es besteht allgemeine achtjährige Schulpflicht vom 7. bis 14. Lebensjahr bei unentgeltlichen Unterricht. Daran kann sich ein dreijähriger Besuch einer höheren Schule anschließen, der in der Regel nicht kostenfrei ist. Diese Schulen sind differenziert in verschiedene Zweige, die teils auf einen Hochschulbesuch und teils auf den Eintritt ins Berufsleben vorbereiten. Private Schulen unterstehen der Staatsaufsicht und werden zum Teil mit öffentlichen Mitteln unterstützt. Die Analphabetenquote beträgt 9,2 %. Es gibt 16 Universitäten und weitere Hochschuleinrichtungen.
 
Publizistik:
 
Presse: Die Pressefreiheit ist seit 1976 garantiert; 1988-91 fand die Reprivatisierung der sich in Staatsbesitz befindlicher Presse statt. Als wichtigste Tageszeitungen erscheinen in Porto das »Jornal de Notícias« (gegründet 1888, Auflage 90 000), in Lissabon »Correio da Manha« (1979, 85 000), »Público« (1990, 75 000), »Diário de Notícias (1864, 75 500) sowie die Sportblätter »A Bola« (1945, 180 000), »Record« (132 000) und »O Jogo« (Porto, 75 000). - Nachrichtenagentur: Aus der Fusion der 1975 gegründeten staatlichen »Agência Noticiosa Portuguesa« (ANOP) und der »Notícias de Portugal« (NP) entstand 1987 die »Agência Lusa de Informação« (LUSA). - Rundfunk: Der 1975 gegründete öffentlich-rechtliche Sender »Radiodifusão Portuguesa« (RDP) sendet drei nationale (»Antena 1«, »Antena 2« und »Antena 3«) und fünf regionale Inlandsprogramme (u. a. auf den Azoren und auf Madeira) und unterhält den Auslandssender »RDP/Radio Portugal International«. Daneben bestehen zahlreiche private Hörfunksender, u. a. der katholische Sender »Radio Renascença« (RR) mit neun Regionalstationen, der Nachrichtensender »Radio Commercial TSF« und 13 Musikkanäle. Die 1956 gegründete, 1975 verstaatlichte Fernsehanstalt »Radiotelevisão Portuguesa« (RTP) strahlt zwei Programme und den Auslandssender »RTP International« aus, daneben existieren seit 1992 zwei private Fernsehsender (»TVI«, »SCI«) und rd. 45 Kabelprogramme.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner von (1999) 11 401 US-$ gehört Portugal zu den Mitgliedländern der EG und der OECD mit einem niedrigen Entwicklungsniveau. Von der Weltbank wird Portugal zu den Ländern mit mittlerem Einkommen gezählt. Der Internationale Währungsfonds nahm Portugal 1989 in die Gruppe der Industrieländer auf.
 
Die Verfassung von 1976 propagierte mit weitgehenden Verstaatlichungsgeboten den Weg zum Sozialismus. 1989 wurde mit einer Verfassungsreform die Grundlage für eine Liberalisierung und Modernisierung gelegt, die nach dem EG-Beitritt (1986) den Aufholprozess des teilindustrialisierten Landes in Gang setzten. Wirtschaftspolitisch besonders wichtig ist die weitere Privatisierung öffentlicher Unternehmen (v. a. große Industrieunternehmen, Banken). Trotz der Anpassungshilfen der EU liegt das reale Wirtschaftswachstum mit (1995) 2,3 % unter dem EU-Durchschnitt (3,0 %); die Arbeitslosenquote ging von (1985) 8,5 % auf (2000) 4,0 % zurück. Die Inflationsrate konnte von Werten um (1975-85) jährlich 20 % auf (1999) 2,2 % gedrückt werden (EU-Durchschnitt: 2,3 %). Niedrige Löhne sind ein Standortvorteil Portugals im internationalen Wettbewerb. Dies führte u. a. zu ausländischen Direktinvestitionen im Gesamtwert von rd. 20 Mrd. US-$ zwischen 1991 und 1996. Trotz negativer Handelsbilanz führten Überschüsse aus der Dienstleistungsbilanz (z. B. aus dem Reiseverkehr) und aus der Übertragungsbilanz (z. B. EG-Hilfen) in den letzten Jahren zu einem positiven Saldo in der Leistungsbilanz. Der Schuldendienst für die (1988) 14,0 Mrd. US-$ öffentliche Auslandsschulden (1970: 485 Mio. US-$) beansprucht 29,3 % der Exporterlöse (1970: 6,8 %).
 
Landwirtschaft:
 
In der Landwirtschaft, Fortswirtschaft und Fischerei sind (1999) 12,7 % aller Beschäftigten tätig (1980: 27,3 %); ihr Beitrag zur Entstehung des BIP liegt bei 4,0 % (1980: 10,3 %). Da der Agrarsektor als relativ rückständig gilt, endete der Übergangsprozess zur vollen EU-Mitgliedschaft erst 1996. Schlechte Bodenqualität, niedrige Ernteerträge, geringe Betriebsgrößen (53 % der Betriebe bewirtschafteten 1999 1- 5 ha) und veraltete Bearbeitungsmethoden sind die wesentlichen Ursachen dafür, dass Portugal rd. die Hälfte seines Bedarfs an Nahrungsmitteln importieren muss (Selbstversorgungsgrad bei Getreide z. B. 42 %). Lediglich bei Wein, Olivenöl, Gemüse, Schweine-, Geflügel- und Schaffleisch sowie Butter, Käse und Milch ist das Land Selbstversorger. Ein spezielles Entwicklungsprogramm der EG soll die Eigentümer von Kleinstanbauflächen dazu bewegen, durch Zusammenlegung der Parzellen zu rentablen Bewirtschaftungsflächen überzugehen und die Verpachtung von Genossenschaftsland an Privatbauern ermöglichen. Daneben besteht in Südportugal weiterhin der Großgrundbesitz (insgesamt bewirtschaften 3,0 % der Betriebe über 50 ha 60,9 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche). Die landwirtschaftliche Nutzfläche von (1999) 3,863 Mio. ha setzt sich zusammen aus 1,7 Mio. ha Ackerland, 695 000 ha Dauerkulturen (v. a. Wein, Öl- und Obstbäume) und 1,4 Mio. ha Dauergrünland. Bewässerungsfähige Anbaugebiete liegen in küstennahen Senken, an Flüssen und Stauseen Südportugals. 1995 wurde der lange geplante Aufstau des Rio Guadiana bei Alqueva trotz massiver Proteste von Naturschützern in Angriff genommen. Der 2001 fertiggestellte Hauptstaudamm wird den Fluss zu einem 250 km2 großen See aufstauen, der insbesondere eine schrittweise bis 2025 neu zu schaffende Bewässerungsfläche von 110 000 ha versorgen soll. Im nordwestlichen Küstenbereich und im Gebiet des oberen Douro befinden sich auch die wichtigsten Weinbaugebiete (portugiesische Weine). Außerdem gedeihen hier Südfrüchte, Feigen, Pfirsiche und Mandeln. Weitere wichtige landwirtschaftliche Produkte sind Frischgemüse (v. a. Tomaten und Kohl), Kartoffeln, Mais, Weizen und Reis. Viehzucht (Bestand 1999: 3,5 Mio. Schafe und Ziegen, 2,4 Mio. Schweine, 1,4 Mio. Rinder) herrscht in den gebirgigen nördlichen und den trockenen östlichen Landesteilen vor.
 
Forstwirtschaft:
 
Die Waldfläche umfasst (1998) rd. 3,1 Mio. ha (das entspricht 34 % der Landfläche). Gewonnen werden überwiegend weniger wertvolle Holzarten für Papierindustrie und Bauwirtschaft (Holzeinschlag 1997: 9,08 Mio. m3) sowie Harz. Aufgrund des reichen Bestandes an Korkeichen ist Portugal der weltweit größte Produzent von Kork (circa 160 000 t jährlich).
 
Fischerei:
 
Die Fischereizone wurde 1977 auf 200 Seemeilen ausgedehnt. Förderprogramme der EG sehen eine Erneuerung der Flotte, die Verlagerung der Fangtätigkeit aus Küstenzonen in tiefe Gewässer und die Errichtung moderner Kühl- und Gefrieranlagen vor, um die Strukturkrise der traditionsreichen Seefischerei zu überwinden. Ein Viertel der jährlichen nationalen Fangmengen von 250 000 bis 400 000 t sind Sardinen.
 
Bodenschätze:
 
Portugal verfügt über nur wenige bedeutende Bodenschätze. Die Lagerstätten (z. B. von Eisen-, Kupfer-, Zinn-, Blei-, Mangan- und Zinkerz) sind meist klein und von geringem Ertrag. Lediglich in der Wolframproduktion (1997: 1 104 t) nimmt Portugal neben Österreich eine Spitzenstellung in Europa ein. Portugal besitzt große Uranerzvorkommen (geschätzte sichere Reserven: 8 700 t Konzentrat, Gewinnung 1997: 18 t Uran). Weiterhin wichtig ist der Abbau von Marmor und Granit sowie von Pyrit.
 
Energiewirtschaft:
 
Zur Deckung des Energiebedarfs ist Portugal weitgehend auf Importe angewiesen. Der Primärenergieverbrauch wird zu (1998) 75,7 % durch importiertes Erdöl abgedeckt, zu 18,9 % durch Steinkohle und Erdgas sowie durch Wasserkraft und Sonnenenergie. Aus Wasserkraftwerken (Stauseen am Cávado, Minho, Zêzere sowie am Douro) stammen (1997) 39 % der elektrischen Energie, 61 % aus Wärmekraftwerken, Erdwärme und Sonnenenergieanlagen.
 
Industrie:
 
Im sekundären Sektor (einschließlich Bergbau, Energie- und Bauwirtschaft) erwirtschaften (1999) 35,1 % der Erwerbstätigen 36,0 % des BIP (1980: 36,6 % beziehungsweise 40,2 %). Die verarbeitende Industrie ist vorwiegend in Nord- und Mittelportugal angesiedelt. Kleinindustrielle Betriebe und Handwerksbetriebe dominieren im Bereich der Textil- und Bekleidungsindustrie, der Lederverarbeitung, in der Schuhproduktion sowie in der Kork- und Keramikerzeugung. Großbetriebe überwiegen im Bereich des Schiff- und Maschinenbaus, in der Pkw-Montage und in der chemischen Industrie. Wichtigster Industriezweig ist die Textil- und Bekleidungsindustrie, die besonders auf die Distrikte Braga und Porto konzentriert ist, gefolgt von der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie (v. a. Herstellung von Fischkonserven, Gewinnung von Olivenöl, Erzeugung von Weinen und Spirituosen). Die Korkindustrie ist v. a. in Südportugal beheimatet. Nach der Errichtung von Erdölraffinerien bei Lissabon und Porto entwickelte sich auch die petrochemische Industrie (Zentrum ist Sines). Wichtig sind ferner Zellstofferzeugung, Schiffbau, Maschinen- und Dieselmotorenbau, Kraftfahrzeugmontage, Baustoff-, Elektro- und Lederindustrie. Mithilfe europäischer Förderprogramme soll v. a. eine Diversifizierung der industriellen Fertigung zum Aufbau eines leistungsfähigen Exportsektors erreicht werden.
 
Dienstleistungssektor:
 
Im Dienstleistungssektor sind (1999) 52,2 % aller Beschäftigten tätig (1980: 36,1 %); sein Beitrag zum BIP erreicht 60,0 % (1980: 49,5 %).
 
Tourismus:
 
Der Tourismus hat sich zu einem bedeutenden Wachstumsfaktor entwickelt; seine Deviseneinnahmen haben sich seit 1980 mehr als verdoppelt. Die (1999) 27,0 Mio. Auslandsgäste (einschließlich Tagesgäste) kommen überwiegend aus Spanien, mit 980 000 Gästen steht Deutschland an 3. Stelle. Der Fremdenverkehr konzentriert sich auf die Küste der Algarve, den Raum Lissabon mit den Badeorten Cascais und Estoril sowie auf Madeira.
 
Außenwirtschaft:
 
Portugals Außenhandel ist durch chronische Einfuhrüberschüsse gekennzeichnet; (Exportwert 1999: 23,0 Mrd. US-$, Importwert: 37,5 Mrd. US-$). Eingeführt werden v. a. Erzeugnisse des Maschinenbaus, der Elektrotechnik, Kraftfahrzeuge, mineralische Brennstoffe und Nahrungsmittel. Bei Ausfuhren dominieren Produkte aus der Textil- und Bekleidungsindustrie, Papierhalbstoffe, Lederwaren, Maschinenbauerzeugnisse, elektrotechnische Erzeugnisse, Fahrzeuge sowie Wein, Korkwaren und Keramikprodukte. Nach dem Beitritt zur EG nahm der Außenhandel mit deren Mitgliedländern sprunghaft zu. Zwei Drittel der Importe und über 70 % der Exporte entfallen auf EG-Länder. Bei den Importen dominiert Deutschland, bei den Exporten steht Frankreich an erster Stelle. Wichtig für den Ausgleich der Leistungsbilanz sind die Einnahmen aus dem Tourismus (1997: 4,3 Mrd. US-$) und die Überweisungen portugiesischer Arbeitnehmer im Ausland.
 
Verkehr:
 
Die Verkehrsinfrastruktur ist weitgehend auf die Küste orientiert und weist bis heute deutliche Lücken auf. Das Straßennetz umfasst rd. 69 000 km, davon 797 km Autobahn (1999). Wichtigste Verbindung ist die Nord-Süd-Autobahn von der spanischen Grenze über Porto nach Lissabon. Die Hauptstrecke der Eisenbahn führt von Porto nach Lissabon. Sie ist als einzige zweigleisig und durchgehend elektrifiziert. In Nordportugal sind 765 km Schmalspurstrecken in Betrieb; sonst besitzen alle Strecken die spanische Breitspur (Streckenlänge 1999 insgesamt 2 850 km, davon 22 % elektrifiziert).
 
Die Binnenschifffahrt auf den Unterläufen der großen Flüsse und die Küstenschifffahrt sind wenig entwickelt. Auch die Hochseeflotte hat viel von ihrer traditionellen Bedeutung eingebüßt (1998: 444 Einheiten mit einer Gesamttonnage von 1,131 Mio. BRT). Wichtigste Häfen sind Lissabon, Leixões (Porto), Setúbal, Aveiro und Sines. Dank umfangreicher Investitionshilfen der EG wurde Sines zu einem modernen Tiefwasserhafen ausgebaut.
 
Lissabon wird von mehr als 20 ausländischen Fluggesellschaften angeflogen. Ein neuer Flughafen soll in Ota (bei Alenquer) entstehen. Der Flughafen von Faro hat erhebliche Bedeutung für den Tourismus an der Algarve. Weitere internationale Flughäfen sind Porto, Funchal (Madeira 2000 ausgebaut) und Santa Maria (Azoren). Die nationale Fluggesellschaft TAP - Air Portugal soll schrittweise in eine AG umgewandelt werden.
 
 
Zu Vorgeschichte, Altertum und Frühmittelalter Iberische Halbinsel.
 
 Die Anfänge bis zur Errichtung des Königtums
 
Nach der römischen Herrschaft (Lusitania) gehörte der nördliche Teil des heutigen Portugal zum Königreich der Sweben (Hauptstadt: das heutige Braga), der Süden war Teil des spanischen Reiches der Westgoten, die 585 auch das swebische Gebiet eroberten. Nach der Zerstörung des westgotischen Reiches durch die arabischen und berberischen Muslime unter Tarik fiel das Gebiet des heutigen Portugal in den Besitz des arabischen Emirats (später Kalifats) von Córdoba.
 
Im Kampf gegen die arabische Herrschaft nahm Ferdinand I. von Kastilien-León um die Mitte des 11. Jahrhunderts das heutige Nordportugal in Besitz. Bereits im 9. Jahrhundert fanden sich auf Dokumenten die Namen Portugalensis Provincia und Portucale (nach dem Namen des heutigen Porto) für das Land zwischen Douro und Minho. Alfons VI. erhob das Gebiet 1095 zur Grafschaft (Portucalia, Portucale) und gab es seinem Schwiegersohn Heinrich von Burgund (* um 1069, ✝ 1112) zu Lehen. Heinrich betrieb eine Politik der Unabhängigkeit gegenüber Kastilien-León, die seine Frau Teresa nach seinem Tod als Regentin für den minderjährigen Sohn Alfons Heinrich fortsetzte. Sie musste sich jedoch 1127 wieder Kastilien unterwerfen. Dies nahm Alfons Heinrich zum Anlass, die Herrschaft an sich zu reißen (1128). Nach seinem Sieg über die Mauren bei Ourique (bei Beja) 1139 (1140?) nahm er als Alfons I. von Portugal den Königstitel an.
 
 Das Haus Burgund
 
1143 erkannte Alfons VII. von Kastilien-León die Unabhängigkeit Portugals unter der burgundischen Dynastie an, die sich der Lehnshoheit des Papstes unterstellte. Alfons I. erreichte die Befreiung des Südwesten von der maurischen Herrschaft (Einnahme von Lissabon mithilfe deutscher, englischer, flämischer und französischer Kreuzfahrer, 1147). Aber erst ein Jahrhundert später, mit der Rückgewinnung der Algarve und dem kastilischen Verzicht auf diese Provinz (1267, endgültige, bis heute geltende Grenzfestlegung mit Kastilien-León im Vertrag von Badajoz), konnte die territoriale Einheit Portugals vollendet werden, dessen Hauptstadt Lissabon wurde.
 
Wichtigste Aufgabe war die Wiederbesiedlung des Landes. Während im Norden bäuerlicher Kleinbesitz vorherrschte (noch auf die Aufteilung des Landes unter den Sweben zurückgehend), wurde im entvölkerten Süden durch die Übertragung großer Landstriche an den Adel, an weltliche und geistliche Ritterorden und Klöster der Großgrundbesitz bestimmend. Das Königreich Portugal kannte keine strikte Feudalordnung. Der König herrschte unmittelbar. Seine Macht war begrenzt durch die Stände (Cortes), in denen auch bürgerliche Vertreter der Städte zunehmend Sitz und Stimme erhielten. Es gab ein freies Bauerntum, daneben jedoch auch Leibeigenschaft.
 
Das 13. Jahrhundert war - neben der Eroberung der letzten maurischen Gebiete - gekennzeichnet durch Versuche der Könige, die Suprematie der Krone zu sichern und die Privilegien von Adel und Kirche einzuschränken. Das gelang unter heftigen Konflikten beim Adel, jedoch nicht bei der Kirche, die 1245 die Absetzung Sanchos II. durch Papst Innozenz IV. erreichte.
 
Eine der glanzvollsten Epochen der Geschichte Portugals war die Regierungszeit von König Dinis (1279-1325). Durch ein Konkordat mit Papst Nikolaus IV. entschärfte er 1289 den Streit mit der Kirche. Er ließ eine Handels- und Kriegsmarine aufbauen und förderte den Binnen- und Außenhandel mit Italien, Frankreich, Flandern und England; die engen Beziehungen zu England wurden 1308 durch einen Freundschaftsvertrag betont. 1290 wurde in Lissabon die erste portugiesische Universität gegründet. Alfons IV. (1325-57) schlug im Bündnis mit Kastilien 1340 am Salado de Morón den letzten maurischen Invasionsversuch zurück. Sein Sohn Peter I. (1357-67) setzte die königliche Gerichtsbarkeit gegen private und regionale Rechtsprechung durch, sorgte für eine gestufte Gerichtsbarkeit mit Appellationsgerichten, trennte Straf- und Zivilrecht. Mit Ferdinand I. (1367-83) starb das Haus Burgund in männlicher Linie aus. Durch sein Eingreifen in die kastilischen Thronwirren kam es in drei Kriegen zur Verwüstung Portugals; andererseits wurde 1373 durch einen Vertrag das Bündnis mit England bekräftigt, das die Geschichte Portugals für Jahrhunderte entscheidend mitbestimmte. Bei Ferdinands Tod (1383) machte der Gemahl seiner einzigen Tochter Beatrix (* 1372, ✝ nach 1409), Johann I. von Kastilien, seine Ansprüche auf Portugal geltend und überschritt die Grenzen. Er wurde dabei vom portugiesischen Hochadel unterstützt, der seine Privilegien auf Kosten der Krone wiedergewinnen und erweitern wollte. Stadtbürger und Landbevölkerung unterstützten dagegen den illegitimen Sohn Peters I., Johann, den Großmeister des Avisordens, der am 6. 4. 1385 von den Cortes als Johann I. zum König proklamiert wurde. Er begründete die Dynastie Avis.
 
 Das Haus Avis
 
Johann I. (1385-1433) errang den entscheidenden Sieg gegen Kastilien am 14. 8. 1385 bei Aljubarrota (bei Batalha) mit englischer Unterstützung. Das Bündnis mit England wurde 1386 durch den so genannten Windsorvertrag bekräftigt. Güter und Titel der nach der Schlacht geflüchteten Adligen wurden nach Verdienst an eine neu entstehende Adelsschicht bürgerlichen Ursprungs verteilt; sie durften nur an den ältesten legitimen Sohn vererbt werden und mussten jeweils bei Regierungsantritt eines neuen Königs bestätigt werden. Das Bürgertum wurde stärker an der Verwaltung des Staates und der größten Städte beteiligt. Unter Johann I. wurde die Vereinfachung, Vereinheitlichung und Veröffentlichung aller geltenden Gesetze begonnen, die als »Ordenações Alfonsinas« erschienen. Verbunden mit dem erneuten Ausbau der Handelsflotte war Lissabons Aufstieg zu einem der bedeutendsten Handelszentren Europas. 1415 wurde durch die Eroberung des reichen marokkanischen Handelsplatzes und Piratenstützpunktes Ceuta der Weg für afrikanische Küstenfahrten frei und damit der Grundstein für die außereuropäische Expansion Portugals gelegt.
 
Nach der Eroberung von Ceuta baute Johanns jüngster Sohn, Heinrich der Seefahrer, mit den Mitteln des Christusordens eine Flotte auf, heuerte italienische und portugiesische Seefahrer an, ließ bei Sagres Geographen, Kartographen, Astronomen und Mathematiker die Berichte portugiesischer Seefahrer und arabischer Informanten systematisch auswerten und veranlasste auf dieser Grundlage regelmäßige Erkundungsfahrten in den Atlantik und entlang der afrikanischen Küste. Zwischen 1419 und 1457 wurden Madeira, die Azoren und die Kapverd. Inseln entdeckt. Mit dem Tod Heinrichs verstärkte sich noch einmal das Engagement Alfons' V. in Marokko: 1471 eroberte er Tanger. Johann II. (1481-95) griff energisch gegen die Verschwörung des wieder erstarkten Adels durch und ließ Herzog Ferdinand II. von Bragança 1483 enthaupten. Planvoller noch als Heinrich der Seefahrer förderte er die Entdeckungsfahrten mit dem Ziel, den Seeweg nach Indien zu finden. 1488 umsegelte B. Diaz als Erster die Südspitze Afrikas. Die Entdeckungen wurden für den Handel genutzt. Das 1482 von D. Cão errichtete Fort Elmina an der Küste Guineas gab den Portugiesen den Zugriff auf das Gold der sudanesischen Minen frei. In diese Zeit reichen auch die Anfänge des portugiesischen-afrikanischen Sklavenhandels zurück, der erst 1850 abgeschafft wurde. In den Verträgen von Tordesillas (1494) und Saragossa (1529) einigten sich Portugal und Kastilien auf die Aufteilung der Welt in eine portugiesische und eine kastilische (spanische) Interessensphäre. Während der Regierung Emanuels I. (1495-1521) gelang es Vasco da Gama 1498 als Erstem, Indien auf dem Seeweg zu erreichen. In rascher Folge errichteten nun die zu Vizekönigen in Indien ernannten Eroberer F. de Almeida und A. de Albuquerque Handelsniederlassungen und besetzten strategisch wichtige Plätze. So kam der Gewinn bringende Gewürzhandel unter portugiesischer Kontrolle. 1507 wurde die Insel Sokotra eingenommen, die den Ausgang des Roten Meeres beherrschte. 1510 fiel Goa in Indien, 1511 Malakka, das den Weg zu den Molukken, den Gewürzinseln, öffnete. Mitte des 16. Jahrhunderts gründeten Portugiesen in Macao die erste europäische Niederlassung in China. Den Westen und Osten Afrikas kontrollierte Portugal durch Stützpunkte (Luanda, Moçambique, Mombasa). 1500 hatte überdies P. Á. Cabral Brasilien entdeckt, das 70 Jahre später, als der portugiesische Ostasienhandel zurückging, durch die Zuckerrohrverarbeitung zu der bedeutendsten Besitzung Portugals wurde. Die überseeischen Besitzungen waren Krongut und der Handel mit ihnen königliches Monopol. So flossen der Krone sehr große Reichtümer zu. Nicht alle Eroberungen konnte Portugal, dessen Bevölkerung im Lauf dieser Anstrengungen von 2 Mio. auf 1 Mio. zurückgegangen war, gegen die Konkurrenz von Spaniern, Niederländern, Engländern und Franzosen behaupten. Das Zeitalter der Entdeckungen war im Innern begleitet von einer künstlerischen und literarischen Blüte, in der sich die portugiesischen Besonderheiten mit den Einflüssen des europäischen Humanismus und der Reformation mischten. Durch die Einführung der Inquisition 1536 und die Gründung der Jesuiten-Universität Évora 1558 (bestand bis 1759) errang die Gegenreformation jedoch einen schnellen Sieg.
 
Unter König Sebastian (1557-78) scheiterten die Eroberungspläne in Marokko, die er, ermutigt durch den Papst, wieder aufgenommen hatte: Als es am 4. 8. 1578 zum Kampf gegen die Muslime unter Sultan Abd el-Malik (1576-78) bei Ksar el-Kebir kam, erlitten der König und der portugiesische Adel eine vernichtende Niederlage. Der Tod des Königs in der Schlacht wurde vom Volk nicht geglaubt, seine Wiederkehr war lange Zeit Gegenstand von Legenden. Nach dem Tod seines Nachfolgers, Kardinal Heinrichs (König 1578-80), besetzte Philipp II. von Spanien, durch seine Mutter ein Enkel Emanuels I., in einem kurzen Feldzug ganz Portugal; 1581 riefen die Cortes ihn als Philipp I. zum König von Portugal aus.
 
 Die Personalunion mit Spanien
 
Auch während der Personalunion mit Spanien bestand die portugiesische Eigenständigkeit fort. Portugiesisch blieb Amtssprache, unter Vizekönigen behielten Portugal und die Kolonien eine eigene Verwaltung, Staatsstellen waren Portugiesen vorbehalten. Bestehende Gesetze wurden geachtet, eine neue Gesetzessammlung, die »Ordenações Filipineas«, wurde veröffentlicht, die später Johann IV. bestätigte. Durch die Bindung an Spanien wurde Portugal jedoch auch in die spanischen Kriege hineingezogen. Die Folge war der Verlust der Molukken (1607), Malakkas (1641), Ceylons (1656). Nur der Nordosten Brasiliens wurde nach niederländischer Besetzung 1654 zurückgewonnen. Der hohe Steuerdruck zur Finanzierung der Kriegslasten, die Assimilierungspolitik des spanischen Ministers Graf von Olivares, die Agitationsarbeit französischer Agenten, die im Auftrag Kardinal Richelieus die Portugiesen gegen die spanischen Habsburger unterstützen sollten, führten im Dezember 1640 zu einer erfolgreichen Revolte. Ihr Führer, Johann II., Herzog von Bragança, wurde am 15. 12. 1640 als Johann IV. zum König gekrönt.
 
 Das Haus Bragança
 
Johann IV. (1640-56), Gründer der Dynastie Bragança, sicherte die Unabhängigkeit Portugals durch Verträge mit Frankreich, den Niederlanden und England, durch den Aufbau der Armee, der Flotte, den Ausbau der Festungen. Die von F. Graf von Schomberg reformierte Armee musste mit englischer und französischer Unterstützung noch bis 1668 kämpfen, ehe Spanien im Frieden von Lissabon die Unabhängigkeit Portugals anerkannte. Peter II. (1683-1706, seit 1667 Regent) versuchte, mithilfe einer merkantilistischen Wirtschaftspolitik Manufakturen aufzubauen und Portugal von Einfuhren unabhängiger zu machen. Der aus außenpolitischen Rücksichten 1703 geschlossene Methuenvertrag revidierte diese Politik, er sah die Einfuhr englischer Textilien im Austausch gegen portugiesischen Wein nach England vor.
 
Die Regierungszeit Johanns V. (1706-50) gilt als eine der glänzendsten in der portugiesischen Geschichte. Die aus Brasilien einströmenden riesigen Goldmengen erlaubten eine aufwendige Unabhängigkeits- und Neutralitätspolitik, die Forcierung des monarch. Absolutismus, die Förderung von Kunst, Literatur und Wissenschaft. Der Geldüberfluss zerstörte jedoch zugleich die Ansätze für den Aufbau einer eigenständigen gewerblichen Produktion. Mit der Bestellung des Marquis von Pombal zum Ersten Minister erreichte in der Regierungszeit Josephs I. (1750-77) der aufgeklärte Absolutismus in Portugal seinen Höhepunkt. Pombal schränkte die Macht der Kirche ein, vertrieb die Jesuiten aus Brasilien und Portugal, sorgte für die Einrichtung moderner Ausbildungsgänge in Schulen und Universitäten, baute das 1755 von einem Erdbeben zerstörte Lissabon wieder auf und versuchte, durch Handels- und Produktionsgesellschaften der Wirtschaft eine gesunde Selbstständigkeit zu verschaffen. Trotz der angestrebten Neutralitätspolitik wurde Portugal in den Siebenjährigen Krieg hineingezogen. Eine nach preußischem Muster modernisierte Armee konnte die spanische Invasion jedoch 1762 zurückschlagen. Nach dem Regierungsantritt Königin Marias I. (1777-1816) wurde Pombal ins Exil geschickt. 1792 übernahm Johann VI. (1816-26) für seine geisteskranke Mutter die Regentschaft.
 
Portugal blieb während der Französischen Revolution und der napoleonischen Herrschaft im Bündnis mit Großbritannien. Nach der Weigerung, sich der Kontinentalsperre anzuschließen, besetzte ein französisches Heer im Oktober 1807 Portugal; unter dem Schutz der britischen Flotte flüchtete der portugiesische Hof nach Brasilien und blieb auch noch dort, als ein britisches Heer Portugal 1811 befreit hatte. Johann kehrte erst nach der Revolution von 1820 nach Europa zurück. Der Thronfolger Dom Pedro (später Kaiser Peter I. von Brasilien) blieb als Regent in dem seit 1815 gleichberechtigten Königreich Brasilien und rief dort im September 1822 die Unabhängigkeit aus.
 
Die konstitutionelle Monarchie:
 
Am 1. 10. 1822 schwor Johann VI. auf die von den außerordentlichen Cortes ausgearbeitete Verfassung. Sie garantierte bürgerliche Freiheiten und räumte den Cortes weitgehende Rechte gegenüber dem König ein. Bei Johanns Tod 1826 trat sein ältester Sohn, Peter I. von Brasilien, das Erbrecht an seine älteste Tochter Maria II. da Glória ab und erließ eine neue, weniger demokratische Verfassung, die dem König gegenüber dem Zweikammerparlament weiter gehende Rechte einräumte und, nach Unterbrechungen, 1842-1910 in Kraft blieb. Auf Druck der Heiligen Allianz musste er 1827 seinen jüngeren Bruder Dom Miguel als Regenten einsetzen, der sich an der Spitze einer reaktionären Konterrevolution 1828 als Michael I. zum König ausrufen ließ. 1831 verzichtete Peter auf den brasilianischen Thron. 1834 besiegte er Michael mit britischer Unterstützung. In der Regierungszeit von Maria II. da Glória (1826/34-53) ließen ständige innere Wirren das Land nicht zur Ruhe kommen. Cartisten (nach der Verfassung von 1826) und Setembristen (nach der Verfassung von 1822) kämpften um die Macht. 1833-35 wurde der geistliche Grundbesitz säkularisiert, jedoch nicht dazu benutzt, eine ländliche Mittelschicht zu schaffen, sondern als Großgrundbesitz zugunsten der Staatskasse an Adel und reiches Großbürgertum verkauft. Die Niederschlagung des Volksaufstandes von 1846/47 mit Unterstützung Großbritanniens und Spaniens und die Militärrevolte von 1851 leiteten die Zeit der »Regeneration« ein. Die drei Parteien, die konservative Regenerationspartei, die Historische Partei und die Progressive Partei, wechselten einander in der Regierung ab. Unter Peter V. (1853-61), Ludwig I. (1861-89) und Karl I. (1889-1908) wurde das Straßen- und Eisenbahnnetz ausgebaut. 1867 trat das bürgerliche Gesetzbuch in Kraft, das u. a. die Zivilehe einführte und die Majorate abschaffte. Der Kolonialbesitz in Afrika wurde ausgedehnt. Wirtschaftlich aber blieb Portugal ein rückständiges Agrarland und musste 1892 sogar den Staatsbankrott anmelden.
 
Republikaner und Sozialisten konnten sich von den 1870er-Jahren an mit geringen Beschränkungen organisieren. Mit dem Erstarken der Republikaner zerfielen die traditionellen Parteien. Am 1. 2. 1908 fielen der König und der Thronfolger einem Attentat zum Opfer. Der zweite Sohn Karls I., Emanuel II. (1908-10), wurde durch die Ausrufung der Republik am 5. 10. 1910 entthront; erster Präsident wurde J. T. Fernandes Braga. Am 11. 6. 1911 verkündeten die Cortes formell die Abschaffung der Monarchie.
 
 Die Republik
 
Im April 1911 vollzog die neue Republik die Trennung von Staat und Kirche. Am 31. 8. trat die republikanische Verfassung in Kraft. Der Zerfall der Republikaner in drei rivalisierende Parteien und soziale Unruhen ließen keine Stabilisierung zu, die Lage der Wirtschaft blieb wegen einer Finanzkrise prekär. Die Beteiligung Portugals am Ersten Weltkrieg auf der Seite der Ententemächte (seit 1916) belastete das Land zusätzlich. Zwischen 1911 und 1926 gab es in Portugal 44 Regierungen unter acht Präsidenten. Die letzte parlamentarische Regierung wurde am 28. 5. 1926 durch den Militärputsch des Generals Manuel de Oliveira Gomes da Costa (* 1863, ✝ 1929) aus dem Amt vertrieben, die Verfassung wurde aufgehoben und das Parlament aufgelöst. Im Juli 1926 folgte General O. A. de Fragoso Carmona (Staatspräsident 1928-51); einen Aufstand, der 1927 das parlamentarische System wiederherstellen wollte, schlug er nieder.
 
Die Ära Salazar:
 
Carmona berief 1928 A. de Oliveira Salazar zum Finanzminister und 1932 zum Ministerpräsidenten. Dieser schuf durch die Verfassung von 1933 einen ständisch-autoritären Staat (Estado Novo). Mit dem Statut der Nationalen Arbeit (1933) wurden v. a. Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf korporativer Basis in ein staatlich kontrolliertes, hierarch. Zwangssystem eingebunden. Die von Salazar 1930 gegründete Nationale Union stellte ab 1934 alle Abgeordneten in der Nationalversammlung. Nach 1945 lockerte Salazar das Einparteiensystem ein wenig. 1968 wurde M. J. das Neves Alves Caetano Nachfolger des erkrankten Salazar; er bemühte sich um eine gewisse Liberalisierung, u. a. durch Lockerung der Pressezensur.
 
Gestützt auf das Bündnis mit Großbritannien sowie den Freundschafts- und Nichtangriffspakt mit Spanien (März 1939), blieb Portugal im Zweiten Weltkrieg neutral. 1949 trat es der NATO bei und räumte 1951 den USA Stützpunkte auf den Azoren ein. 1955 wurde Portugal Mitglied der UNO, 1960 der OECD und der EFTA. Obwohl die Kolonien 1951 zu Überseeprovinz erklärt wurden, setzten dort energische Unabhängigkeitsbestrebungen ein (portugiesische Kolonien); der Kolonialkrieg, mit dem die Gebiete gehalten werden sollten, belastete die innenpolitische Entwicklung stark.
 
Portugal seit der Revolution von 1974:
 
Am 25. 4. 1974 erfolgte durch die oppositionelle Offiziersgruppe Bewegung der Streitkräfte (Movimento das Forças Armadas, MFA) ein unblutiger Staatsstreich, der zum Sturz des Regimes führte (»Nelkenrevolution«). Unter General A. S. Ribeiro de Spínola formierte sich eine siebenköpfige Militärjunta, deren Ziel die Schaffung einer pluralistischen Demokratie und die Entkolonialisierung war. Politische Gefangene wurden freigelassen, die geheime Staatspolizei aufgelöst, die Neugründung von Parteien gefördert. Exilpolitiker kehrten zurück, so u. a. M. Soares und A. Barreinrinhas Cunhal. Die Überseeterritorien (außer Macao) wurden 1974-75 überstürzt in die Unabhängigkeit entlassen.
 
Unter dem prokommunistisch orientierten Ministerpräsidenten V. dos Santos Gonçalves (seit Juli 1974) wurden Bahnen und Großbetriebe verstaatlicht, auch Großgrundbesitz enteignet. Der seit Mai 1974 als Staatspräsident amtierende Juntaführer Spínola trat deshalb Ende September 1974 zurück, sein Nachfolger wurde F. da Costa Gomes. Im März 1975 scheiterte ein Putschversuch der gemäßigten Kräfte um General Spínola, der daraufhin ins Exil ging. Als Reaktion auf den Putschversuch wurde als institutionalisiertes Exekutivorgan des eigentlichen regierenden MFA ein »Revolutionsrat« installiert. Am 25. 4. 1975 fanden Wahlen für die Verfassunggebende Versammlung statt, genau ein Jahr später trat die Verfassung in Kraft. Nachdem die Gefahr einer kommunistischen Machtübernahme in Armee und Staat immer größer geworden war, setzten sich im September 1975 im Revolutionsrat die Gemäßigten durch; Gonçalves wurde abgesetzt, neuer Regierungschef wurde José Baptista Pinheiro de Azevedo (* 1917, ✝ 1983). Ein von extrem linken Gruppen im November 1975 unternommener Umsturzversuch schlug fehl. Bei den ersten Wahlen zur Nationalversammlung 1976 siegte der »Partido Socialista« (PS); Ministerpräsident wurde Soares, dessen Minderheitsregierung sich aber nur bis Juli 1978 halten konnte. Der 1976 direkt gewählte Staatspräsident A. dos Santos Ramalho Eanes ernannte eine nicht parteigebundene Regierung, die jedoch bereits im September 1978 gestürzt wurde und der zwei ebenso kurzlebige Regierung folgten. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im Dezember 1979 erlitten die Sozialisten eine schwere Niederlage. Ministerpräsident wurde Anfang Januar 1980 Francisco Sá Carneiro (* 1934, ✝ 1980 bei einem Flugzeugabsturz), Vorsitzender des »Partido Popular Democrático« (PPD).
 
Im August 1980 wurde das vom Parlament verabschiedete Autonomiestatut für Madeira von Verfassungs-Kommission und Revolutionsrat abgelehnt, dasjenige für die Azoren trat jedoch in Kraft. Die trotz der Wahlen von 1979 verfassungsgemäß notwendigen Neuwahlen vom Oktober 1980 bestätigten die Regierungskoalition, Ministerpräsident wurde F. Pinto Balsemão. Mit einer Verfassungsrevision vom 12. 8. 1982 wurde der Revolutionsrat abgeschafft, Verstaatlichungen und Enteignungen wurden rückgängig gemacht. Nach den Wahlen im April 1983 bildete die stärkste parlamentarische Kraft, der PS, mit dem PSD (vormals PPD) eine Koalition unter Führung von Soares. Am 12. 6. 1985 wurde das Abkommen über den Beitritt Portugals zur EG unterzeichnet. Aus den dadurch notwendig gewordenen Parlamentsneuwahlen im Oktober 1985 ging der PSD als Sieger hervor, er stellte mit A. Cavaco Silva den Ministerpräsident einer (Minderheits-)Koalition. Anfang 1986 wurde Soares zum Staatspräsidenten gewählt (Wiederwahl Januar 1991). Die Parlamentsneuwahlen nach einem Misstrauensvotum (1987) bestätigten die Politik Cavaco Silvas. Mit einer weiteren Verfassungsrevision (1989) wurden Kernbestimmungen der revolutionären Verfassung von 1976 gestrichen. Auch das Reprivatisierungsprogramm wurde weiter verfolgt. Am 14. 11. 1988 wurde Portugal Mitglied der WEU. Bei den Parlamentswahlen 1991 konnte der PSD seine absolute Mehrheit auf 50,4 % der Stimmen ausbauen. Das Parlament billigte im Dezember 1992 das Vertragswerk von Maastricht. 1995 musste der PSD die Regierungsverantwortung wieder an den PS abgeben, Ministerpräsident (einer Minderheitsregierung) wurde deren Vorsitzender A. M. Guterres. Bei den Präsidentschaftswahlen 1996 siegte der Sozialist J. F. Branco de Sampaio (im Januar 2001 im Amt bestätigt). Unter der sozialistischen Regierung, die in den Parlamentswahlen 1999 wiederum eine Mehrheit erhielt, setzte sich der Aufschwung der portugiesischen Wirtschaft fort (u. a. umfangreiches Privatisierungsprogramm). Besonders die Erreichung der Euro-Kriterien galt als großer Erfolg des einst rückständigen Landes, das aber angesichts einer stark nachlassenden Weltkonjunktur seit 2000 wieder mit zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu ringen hatte, die zusammen mit politischen Affären zum Ansehensverlust des sozialistischen Minderheitskabinetts führten (erfolglose Misstrauensvoten im Juli und September 2000, umfassende Regierungsumbildung im Juni 2001). Nach einer deutlichen Niederlage des PS bei den Kommunalwahlen im Dezember 2001 (Verlust der Mehrheit in Lissabon und allen bedeutenden Städten an den PSD) erklärte A. M. Guterres seinen Rücktritt vom Parteivorsitz (im Januar 2002 durch Eduardo Ferro Rodrigues abgelöst) und vom Amt des Regierungschefs. Die vorgezogenen Parlamentswahlen am 17. 3. 2002 entschied der rechtsliberale PSD mit 40,1 % Stimmenanteil für sich; er bildete unter seinem Parteivorsitzenden J. M. Durão Barroso als Ministerpräsidenten im April 2002 eine Koalitionsregierung mit dem CSD-PP.
 
Portugal bemüht sich um eine enge wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zusammenarbeit mit den anderen Ländern portugiesischer Sprache (Angola, Brasilien, Guinea-Bissau, Kap Verde, Moçambique, Saõ Tomé e Príncipe): 1996 wurde die lusophone Gemeinschaft Comunidade dos Países de Língua Portugesa gegründet. Das letzte Territorium des portugiesischen Kolonialreichs, die Überseeprov. Macau, wurde 1999 an China zurückgegeben.
 
 
 
P. Weber: P. Räuml. Dimension u. Abhängigkeit (1980);
 B. Freund: P. (21981);
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P. heute. Politik, Wirtschaft, Kultur, hg. v. D. Briesemeister u. A. Schönberger (1997).
 
 
E. G. Jacob: Grundzüge der Gesch. P.s u. seiner Übersee-Provinzen (1969);
 
G. Thomas: Lit.-Bericht über die Gesch. P.s, in: Histor. Ztschr., Sonderheft 3 (1969);
 
H. V. Livermore: The origins of Spain and P. (London 1971);
 
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Dicionário de história de P., hg. v. J. Serrão, 6 Bde. (Neuausg. Porto 1985);
 
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Spanien-Ploetz. Die Gesch. Spaniens u. P.s zum Nachschlagen, hg. v. K.-J. Ruhl u. a. (31993, Nachdr. 1996);
 
G. Kollert: Der Gesang des Meeres. Die port. Entdeckungen als Mythos der Neuzeit (1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Spanien und die Reconquista: Eine Großmacht entsteht
 
Portugal im Zeitalter der Entdeckungen: Der Weg ins Dunkle
 
Vereinigte Staaten von Amerika (1815 bis 1854): Expansion von Meer zu Meer
 
Entkolonialisierung: Das Ende der Kolonialherrschaft und die Bewegung der Blockfreien
 

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Pọr|tu|gal; -s: Staat im Südwesten Europas.

Universal-Lexikon. 2012.