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Zentralbau
Zen|tral|bau 〈m.; -(e)s, -ten〉
1. Bau, bei dem sich alle Teilräume um einen sie beherrschenden Mittelraum gruppieren
2. runder od. achteckiger Bau aus nur einem Raum
Die Buchstabenfolge zen|tr... kann in Fremdwörtern auch zent|r... getrennt werden.

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Zen|t|ral|bau, der <Pl. -ten> (Archit.):
Bauwerk mit annähernd gleichen Hauptachsen bzw. mit Teilräumen, die um einen zentralen Raum gleichmäßig angeordnet sind.

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Zentralbau,
 
ein Bau, bei dem im Gegensatz zum Langhausbau (z. B. einer Basilika) alle Teile auf einen Mittelpunkt bezogen sind. Der Grundriss kann aus einem Kreis, einem Vieleck, meist Achteck (Oktogon), auch einer Ellipse entwickelt sein. Den oberen Abschluss des Raums, dessen Unterbau durch Anbauten (Umgang, Kreuzarme, Apsiden u. a.) erweitert sein kann, bildet meist eine Kuppel.
 
Keimzelle des Zentralbaus stellt der Rundbau dar, wie er in Vorgeschichte und Altertum für den Grabbau typisch ist: Dolmen, bronzezeitliche Hügelgräber und Kurgane, etruskische Tumuli, ägäische Tholosgräber und Kuppelgräber, römische Mausoleen (Grabmal). Die griechische Tholos, ein Rundbau mit ringsum laufender Säulenstellung, beeinflusste den römischen Rundtempel, z. B. den Vestatempel auf dem Forum Romanum, die Rundtempel auf dem Forum Boarium oder dem Largo Argentina; eine neuartige Konzeption eines Zentralbaus stellt das weltberühmte Pantheon dar. Der Zentralbau kam auch in der römischen Thermen- und Palastarchitektur vor, spätantike Beispiele sind die ausgegrabenen Paläste des Lausos (5./6. Jahrhundert) und Antiochos in Konstantinopel. Dort entstand mit der Hagia Sophia der zweite weltberühmte Zentralbau der römischen Architektur, jetzt als christliches Bauwerk. Seine Voraussetzungen sind offenbar auch bei seldschukischen Grabbauten zu suchen. An diesen komplizierten Bau schließen mit sehr unterschiedlichen Lösungen die als Zentralbauten konzipierten Moscheen des osmanischen Baumeisters Sinan an.
 
Die frühchristliche Kunst wählte den für die kirchliche Baukunst des Abendlands entscheidenden Typus der Basilika, den antiken Zentralbau übernahm sie v. a. für Baptisterien und Grabkirchen (z. B. die Grabeskirche in Jerusalem mit der »Anastasis«-Rotunde oder Martyrien wie Santo Stefano Rotondo in Rom, Sergios-und-Bakchos-Kirche in Konstantinopel und San Vitale in Ravenna). Der mehrräumige Zentralbau ist seit dem 4. Jahrhundert nachzuweisen (Umgangskirchen).
 
Im Kirchenbau des christlichen Ostens setzte sich der Zentralbau durch, und zwar als so genannter Kreuzbau über dem Grundriss eines griechischen oder lateinischen Kreuzes (Kreuzkuppelkirche). Er blieb im Bereich des orthodoxen Christentums vorherrschend.
 
In der mittelalterlichen Baukunst des Westens gehören größere Zentralbauten zu den Ausnahmen: Oktogon des Aachener Münsters (um 800 geweiht), Klosterkirche zu Ottmarsheim (1049 geweiht), Christusritterkirche in Tomar (1162), Liebfrauenkirche in Trier (um 1235 ff.), Klosterkirche Santa Marien in Ettal (um 1370 geweiht), Karlshofer Kirche in Prag (1377 geweiht). Bei Taufkirchen hielt man am Zentralbau fest, so auch bei Grabkirchen und Mausoleen: Michaelskirche in Fulda (820-822), Olafs-Rotunde in Trondheim (Ende 13. Jahrhundert), die Capelas Imperfeitas in Batalha (1433 ff.) u. a. kapellenartige Bauten (Heiliges Grab).
 
In der Renaissance lebte der Zentralbaugedanke wieder auf; während F. Brunelleschi und L. B. Alberti Zentralbau und Langhausbau zumeist verbanden, verwirklichte Bramante die Idealvorstellung eines Zentralbaus in dem kleinen Rundtempel im Hof von San Pietro in Montorio in Rom (vollendet 1502[?]). Weitere bedeutende Zentralbauten schufen G. da Sangallo in Prato (Santa Maria delle Carceri, 1484-95) und A. da Sangallo der Ältere in Montepulciano (San Biagio, 1518 ff.). - Auch für profane Zwecke wurden im Mittelalter gelegentlich Zentralbauten errichtet (Castel del Monte), ebenso in der Neuzeit (Villa »La Rotonda« bei Vicenza von A. Palladio, 1566/67 ff.).
 
Der Neubau der Peterskirche in Rom vollzog sich in der Auseinandersetzung zwischen Vertretern des Zentralbaus und des Langhausbaus. Im Barock wurden neben Zentralbauten über kreisförmigem Grundriss (z. B. Santa Maria della Salute in Venedig, begonnen 1631 von B. Longhena; Frauenkirche in Dresden, 1726-34 von G. Bähr) Zentralbauten über elliptischen Grundriss besonders beliebt (z. B. Karlskirche in Wien, 1716 ff. von J. B. Fischer von Erlach). Außerdem wurde im Barock vielfach, z. B. von G. Guarini, C. und K. I. Dientzenhofer oder J. B. Neumann, eine Verschmelzung von Zentralbau und Langhausbau angestrebt. Der Klassizismus griff zum Teil auf den reinen Zentralbau nach Vorbild des Pantheons in Rom zurück (z. B. Nikolaikirche in Potsdam, 1830-37 von K. F. Schinkel). Im Kirchenbau des 20. Jahrhunderts herrscht der Zentralbau in vielfältigen Variationen vor, wobei häufig Zeltdachkonstruktionen bestimmend sind. - Neue Aufgaben boten dem Zentralbau im 19. und 20. Jahrhundert moderne Zweckbauten, wie Planetarien, Sport-, Kultur- und Ausstellungshallen (u. a. Sport- und Kulturzentrum »Globe Arena« in Stockholm, 1986-89; Kölnarena, 1998 eröffnet; Multifunktionshalle »Millennium Dome« in London, 1997-99 ).
 
Literatur:
 
U. Kahle: Renaissance-Z. in Oberitalien (1982);
 M. Untermann: Der Z. im MA. (1989);
 
Zentralbauten u. Zentralräume, bearb. v. K. Geipel (31992; Bibliogr.);
 M. Kling: Roman. Zentralbauten in Oberitalien (1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Pantheon und Engelsburg: Der Zentralbau
 
Renaissancearchitektur in Italien: Kuppel und Zentralbau
 

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Zen|tral|bau, der <Pl. -ten> (Archit.): Bauwerk mit annähernd gleichen Hauptachsen bzw. mit Teilräumen, die um einen zentralen Raum gleichmäßig angeordnet sind: Langhausbau und Z. finden gleicherweise Verwendung (Bild. Kunst III, 34).

Universal-Lexikon. 2012.