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Totenbuch
Totenbuch,
 
1) eine altägyptische Sammlung von Sprüchen, die sich auf das Leben nach dem Tod und auf die Überwindung jenseitiger Gefahren beziehen. Seit dem Neuen Reich wurden sie dem Toten ins Grab gelegt. Die Sprüche gehen zum Teil auf die älteren Pyramidentexte zurück; sie hatten ursprünglich keine feste Ordnung und wurden erst später in eine gültige Reihenfolge gebracht. Die Überlieferung des Totenbuchs reicht bis in die römische Zeit Ägyptens. - Totenbücher waren oft mit Bildern geschmückt, die den Inhalt eines Spruches zusammenfassen.
 
Ausgaben: Das Todtenbuch der Aegypter nach dem hieroglyph. Papyrus in Turin, herausgegeben von R. Lepsius (1842, Nachdruck 1969); Das Totenbuch der Ägypter, übersetzt von E. Hornung (1979, Nachdruck 1990); Die Unterweltsbücher der Ägypter, übersetzt von demselben (31989, Nachdruck 1992); Ägyptische Totenbücher, übersetzt von G. Kolpaktchy (71980); Die Totenbuch-Hss. der 18. Dynastie im Ägyptischen Museum Cairo, bearbeitet von I. Munro, 2 Bände (1994).
 
Literatur:
 
K. Sethe: Die Totenlit. der alten Ägypter (1931);
 A. Champdor: Das ägypt. T. (a. d. Frz., Neuausg. 1997).
 
 2) Tibetisches Totenbuch, tibetanisch Bardo Thödröl, Text aus einer von Padhmasambhava (8. Jahrhundert) verfassten Sammlung buddhistischer Unterweisungen; er wird dem gerade Verstorbenen von einem Lama verlesen, um seinen Geist auf das im Todesaugenblick aufleuchtende gleißende, weiße Licht, »hell wie 1 000 Sonnen«, sowie die folgenden Erscheinungen von fried- und zornvollen Gottheiten, Lichtern und Klängen vorzubereiten, die ihm im »Bardo«, im Zwischenzustand zwischen Tod und Wiedergeburt, begegnen. Die essenzielle Lehre des Totenbuchs ist, dass alle Erscheinungen lediglich karmische Trugbilder sind, deren illusionäre, letztendlich »leere« Natur es zu durchschauen gilt, um Befreiung zu erreichen. Wird diese Erkenntnis nicht gewonnen, erfolgt eine Wiedergeburt.
 
Ausgaben: Das tibetanische Buch der Toten, herausgegeben von E. K. Daryay (41984); Das tibetanische Totenbuch oder die Nachtod-Erfahrungen auf der Bardo-Stufe, herausgegeben von W. Y. Evans-Wentz (181993).
 
Literatur:
 
D.-J. Lauf: Geheimlehren tibet. Totenbücher (41994).

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To|ten|buch, das (Völkerk.): a) mit Sprüchen beschriftete od. bemalte Papyrusrolle, die im alten Ägypten einem Verstorbenen mit ins Grab gegeben wurde; b) Text aus einer Sammlung buddhistischer Unterweisungen, den ein 2Lama einem gerade Verstorbenen vorliest, um seinen Geist auf die Erscheinungen zwischen Tod u. Wiedergeburt vorzubereiten.

Universal-Lexikon. 2012.