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Papyrus
Pa|py|rus 〈m.; -, -py|ri〉
1. aus dem in Streifen geschnittenen u. kreuzweise übereinandergeklebten Stängelmark der ägyptischen Papyrusstaude gewonnenes, papierähnliches Schreibmaterial
2. Schriftstück daraus
[<lat.; → Papier]

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Pa|py|rus, der; -, …ri [lat. papyrus, Papier]:
1. Papyrusstaude.
2. (im Altertum) aus dem Mark der Papyrusstaude gewonnenes, zu Blättern, Rollen verarbeitetes Schreibmaterial.
3. Rolle, Blatt aus Papyrus mit Texten aus dem Altertum.

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Papyrus
 
[lateinisch] der, -/...ri, griechisch Pạpyros, Beschreibstoff in Rollen-, Blatt- und Buchform, hergestellt aus der Papyrusstaude.
 
Nach dem Bericht Plinius' dem Älteren (»Naturalis historia« 13, 11-13) wurde das entrindete Stängelmark der Staude, in dünnste Streifen geschnitten, in zwei Schichten so übereinander gepresst, dass die Markfibern beider senkrecht zueinander verliefen. Durch den stärkehaltigen Zellsaft entstanden fest verklebte Doppelschichten, die egalisiert, getrocknet und poliert, in beliebiger Zahl aneinander geleimt und zu Ballen (scapi) gerollt, lange Bahnen zu Rollen (volumina) oder Einzelblättern (folia) lieferten. Meist wurde nur die Fläche der Horizontalfibern (recto) beschrieben, doch wurde auch die Rückseite (verso) oft benutzt (opistrographe Papyrus). Die Qualität reichte von der feinen Charta regia bis zum Packpapier (emporica). Die ursprüngliche elfenbeinerne Farbe wandelte sich durch Alter und ungeeignete Lagerbedingungen zu gelblichen bis braunen Tönen, während sich die mit Lösungen von Ruß (schwarz), auch mit Zinnober (rot) ausgeführte Schrift im Allgemeinen vorzüglich hielt; die späteren Sepia- und Metalltinten bewährten sich weniger. Zum Schreiben diente ein schräg gekappter Binsenhalm, seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. der Rohrhalm mit gespaltener Spitze (kalamos).
 
Papyrus lässt sich als Beschreibstoff in Ägypten für den Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. nachweisen. Vermutlich im 6. Jahrhundert v. Chr. kam die Papyrusrolle über Ionien nach Griechenland; Hauptausfuhrhafen ägyptischem Papyrus war der phönikische Hafen Gebal (Byblos). Mit dem griechischen Kultureinfluss nach Italien gekommen, wurde Papyrus im gesamten Römischen Reich bekannt. Der Beschreibstoff kam ausschließlich aus Ägypten, wo seine Fabrikation unter Ptolemäern und Römern besonders besteuert wurde und zum Teil Staatsmonopol war. Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. verdrängte allmählich das Pergament den Papyrus, die päpstliche Kanzlei hielt jedoch bis Mitte des 11. Jahrhunderts an ihm fest.
 
Beschriftete Papyri (Papyrustexte) haben sich in Ägypten in Bodenschichten erhalten, die dem Grundwasser unerreichbar blieben. Sie stammen aus Gräbern, aus den Schutthügeln und Müllhalden antiker Siedlungen; auch die Mumienhüllen bestehen zum Teil aus Papyrusmakulatur. Die ältesten und besterhaltenen sind die hieroglyph. Rollen, unter ihnen der 40 m lange Große Papyrus Harris (im Britischen Museum), ein Taten- und Rechenschaftsbericht Ramses' III. Eine medizinische Rezeptsammlung enthält der Papyrus Ebers (von G. Ebers entdeckt, stammt aus der Zeit um 1500 v. Chr. und gibt einen Überblick über die in Ägypten verwendeten Gewürze, Drogen und Pflanzen; Leipzig, Universitätsbibliothek), ein chirurgisches Handbuch der Papyrus Edwin Smith (New York, Historical Society). Texte zum Jenseits enthalten die Totenbücher. Eine bedeutende Gruppe bilden ferner die Papyri literarischen, religiösen und juristischen Inhalts in demotischer Schrift. Aus der Spätzeit Ägyptens überliefern Papyri in koptischen Dialekten juristische und theologische Dokumente, darunter das in Faijum gefundene Gesamtwerk des Mani in koptischer Übersetzung aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., ferner zum Teil noch unveröffentlichte gnostische Schriften (Nag Hammadi) und magische Texte. In weit frühere Zeit (470-411 v. Chr.) gehören die für die Kunde des Judentums wichtigen aramäischen Papyri von der Nilinsel Elephantine. Für phönikische und kanaanäische Kursive liegen Einzelbelege vor (4./3. Jahrhundert v. Chr.), unter den wenigen hebräischen Papyri geht der Papyrus Nash (die Zehn Gebote) ins 2. Jahrhundert v. Chr. zurück. In reicher Menge liegen arabische Papyri vor. Weitaus bedeutender und zahlreicher als alle anderen sind die griechischen Papyri, die seit Alexander dem Großen Zeugnis geben für das folgende Jahrtausend des griechisch-römisch-byzantinisch beherrschten Nillandes vom Beginn der Ptolemäerzeit (4. Jahrhundert v. Chr.) bis über die arabische Eroberung (640/641 n. Chr.) hinaus. Lateinische Papyri gibt es nur wenige.
 
Die Papyri und Papyrusfragmente scheiden sich inhaltlich in die zwei Gruppen der literarischen Texte und der im weitesten Sinne »urkundlichen«, nichtliterarischen Dokumente. In den größeren und kleinen Bruchstücken dieser literarischen (griechisch) Papyri begegnen fast alle »klassischen« griechischen Autoren, z. B. Homer, Demosthenes, Platon, Euripides, teils Werke, die vollständiger in viel späteren Pergamenthandschriften enthalten sind, teils Literaturwerke, die bislang als verloren gegolten hatten.
 
Religionsgeschichtlich bedeutsam für die Spätantike (Mithrasliturgie) und das Frühchristentum sind: etwa 85 Papyri für das Neue Testament, apokryphe christliche Literatur (Worte Jesu, Taten des Paulus, unkanonische Evangelien); viele Bruchstücke des Alten Testaments (Septuaginta).
 
Die urkundlichen Papyri, nicht zuletzt die Briefe, spiegeln das gesamte öffentliche und private Leben des griechisch-römischen Ägypten; kaum ein Zweig der staatlichen Verwaltung und sozialen Organisation fehlt. Die antike Paläographie wurde durch die literarischen und urkundlichen lateinischen und griechischen Papyri, Ostraka und Wachstafeln grundlegend umgestaltet. - Außerhalb Ägyptens wurden Papyri besonders in Italien (Herculaneum), Mesopotamien (Dura-Europos) und Palästina gefunden.
 
Literatur:
 
W. Wattenbach: Das Schriftwesen im MA. (31896, Nachdr. Graz 1958);
 L. Mitteis u. U. Wilcken: Grundzüge u. Chrestomathie der P.-Kunde, 4 Bde. (1912, Nachdr. 1963);
 W. Schubart: Einf. in die P.-Kunde (1918, Nachdr. Zürich 1980);
 A. Grohmann: Allg. Einf. in die arab. Papyri nebst Grundzügen der arab. Diplomatik (Wien 1924);
 
Wb. der griech. P.-Urkunden, begr. v. F. Preisigke, hg. v. E. Kiessling, auf mehrere Bde. ber. (1924 ff.);
 
Akten des 13. Internat. Papyrologenkongresses, hg. v. E. Kiessling:u. a. (1974);
 E. J. Knudtzon: Die Wiederbelebung der internat. Papyrologie (Berlin-Ost 1950);
 W. Schubart: Das Buch bei den Griechen u. Römern (31962);
 E. G. Turner: Greek papyri (Oxford 1968);
 E. von Druffel: Papyrolog. Studien zum byzantin. Urkundenwesen im Anschluß an P. Heidelberg 311 (21970);
 K. Galling: Tafel, Buch u. Blatt, in: Near Eastern studies in honor of William Foxwell Albright, hg. v. H. Goedicke (Baltimore, Md., 1971);
 
Repertorium der griech. christl. Papyri, hg. v. K. Aland (1976);
 R. Drenkhahn in: Lex. der Ägyptologie, Bd. 4 (1982);
 B. Bischoff: Paläographie des röm. Altertums u. des abendländ. MA. (21986);
 H.-A. Rupprecht: Kleine Einf. in die P.-Kunde (1994).

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Pa|py|rus, der; -, ...ri [lat. papyrus, ↑Papier]: 1. Papyrusstaude. 2. (im Altertum) aus dem Mark der Papyrusstaude gewonnenes, zu Blättern, Rollen verarbeitetes Schreibmaterial. 3. Rolle, Blatt aus Papyrus mit Texten aus dem Altertum.

Universal-Lexikon. 2012.