Tụrkvölker,
Sammelbegriff für alle Völker und Volksgruppen mit einer Turksprache. Sprachen dieser Familie sind vom Balkan bis nach China, vom Polarkreis bis zum südlichen Iran unter rd. 130 Mio. Menschen (1990) verbreitet. Es besteht keine Klarheit darüber, unter welchen abendländischen und chinesischen Bezeichnungen in früherer Zeit Turkvölker zu verstehen sind. Viele Forscher sind geneigt, in den Hunnen oder in Teilen von ihnen Vorfahren der Turkvölker zu sehen; mit einiger Wahrscheinlichkeit gehörten im 6./7. Jahrhundert Teile der Awaren 1) zu den Turkvölkern. Diese westlichen Ausläufer einer sich durch Innerasien bis nach China erstreckenden Völkergruppe lebten im pontisch-kaspisch-aralischen Steppengebiet, wo sich etwas später die sicher zu den Turkvölkern gehörenden Chasaren, Petschenegen und Ogusen finden; sie führen aber, außer den Ogusen, die Bezeichnung Turkvölker wohl ebenso wenig wie die Wolgabulgaren und deren Nachfahren, die Tschuwaschen. Auch die Turkvölker Sibiriens, z. B. die Kimäk (9./10. Jahrhundert in Westsibirien) und die vermutlich aus diesen hervorgegangenen und nach Westen gezogenen Kiptschak (zu denen die Kumanen gehören), scheinen sich nicht zu den Turkvölkern gerechnet zu haben.
Etwa 96 % der heutigen Turkvölker sind Muslime. Die Gagausen im westlichen Schwarzmeergebiet und (mehrheitlich) die Tschuwaschen sind orthodoxe Christen, ebenso kleinere Gruppen der Baschkiren (Nagaibak) und der Tataren (Krjaschen). Unter den Altaiern, Chakassen, Schoren, Tofalaren, Jakuten und den ursprünglich tungusischen Dolganen sind neben dem Christentum Traditionen des Schamanismus verbreitet. Die Tuwinen bekennen sich mehrheitlich zum Lamaismus. Eine Sonderstellung nehmen die turksprachigen Karäer (Karaimen) ein.
Universal-Lexikon. 2012.