Akademik

Zaubersprüche
Zaubersprüche,
 
Verse oder Formeln, die eine bestimmte magische Wirkung hervorbringen sollen. Zaubersprüche gehören zu den ältesten Zeugnissen der deutschen Literatur (Merseburger Zaubersprüche, Lorscher Bienensegen). Sie entsprechen in ihrer literarischen Struktur und ihrem inhaltlichen Material dem kultischen Segen und religiösen Gebeten, sodass die Grenzen zwischen magischem Textgebrauch und christliche Liturgie fließend sind. Biblischer Fluch und kirchliches Anathema benutzen die Macht des Wortes (Beschwörung) in gleicher Weise wie altgriechische Fluchtafeln. Im volkstümlichen Segensgut herrschen Heilanliegen für Mensch und Tier vor (besprechen). Daneben stehen Schutz- und Bitthoffnungen aller Art, z. B. Viehsegen, Ungezieferabwehr, Diebesbannung, Hexenvorbeugung, Waffensegen und Schutz vor Verletzung. Auf Papier notierte Zaubersprüche waren als Schutzbriefe seit dem 17. Jahrhundert sehr beliebt; dabei sind kirchliche Benediktion und Zaubersegen zum Teil auf dem gleichen Papier anzutreffen. Auch Amulette enthalten häufig aufgeschriebene Zaubersprüche (zum Teil auch chiffriert) oder Zauberformeln (der Übergang ist fließend).
 
Literatur:
 
I. Hampp: Beschwörung, Segen, Gebet. Unterss. zum Zauberspruch. .. (1961);
 G. Eis: Altdt. Z. (1964).
 

Universal-Lexikon. 2012.