Akademik

Urkundenlehre
Diplomatik

* * *

Ur|kun|den|leh|re 〈f. 19; unz.〉 Lehre von der Entstehung, Überlieferung u. von den Arten der geschichtl. Urkunden; Sy Diplomatik

* * *

Urkundenlehre,
 
Diplomatik die, -, eine historische Hilfswissenschaft, die die Arten, Überlieferung, Entstehung, Datierung, Besiegelung und Echtheit der Königs-, Kaiser-, Papst- und Privaturkunden (Diplom 1)) behandelt und den Zweck hat, deren Wert als Grundlage geschichtlicher Interpretation zu bestimmen und sie in kritische Ausgaben zugänglich zu machen.
 
Als Begründer der modernen wissenschaftlichen Urkundenlehre gilt der Benediktiner J. Mabillon; der Name Diplomatik entstand in Anlehnung an sein Werk »De re diplomatica libri VI« (1681), das sich besonders mit der Paläographie der Urkunden beschäftigt. In Frankreich setzt seit 1821 die École des chartes die von Mabillon begründete Tradition fort. In Deutschland wurde die Urkundenlehre durch C. H. Eckhard (* 1716, ✝ 1751) in den Universitätsunterricht eingeführt (»Introductio in rem diplomaticam«, 1742). Förderung erfuhr sie durch die Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde unter Führung von G. H. Pertz und J. F. Böhmer. Das 1854 gegründete Institut für Österreichische Geschichtsforschung wurde v. a. unter der Leitung (1869-91) von T. von Sickel, der sich hauptsächlich der Urkundenkritik widmete, zum Ausgangspunkt der Urkundenlehre im deutschen Kulturbereich.
 
Literatur:
 
W. Erben u. a.: U., 2 Bde. (1907-11);
 L. Bittner: Die Lehre von den völkerrechtl. Vertragsurkunden (1924);
 A. de Bouard: Manuel de diplomatique française et pontificale, 4 Bde. (Paris 1929-48);
 
Archiv für Diplomatik, Schriftgesch., Siegel- u. Wappenkunde (1955 ff.);
 F. Dölger: Byzantin. Diplomatik (Ettal 1956);
 
Münchener Histor. Studien, Abt. Geschichtl. Hilfswiss.en, hg. v. P. Acht (1961 ff.);
 G. Tessier: La diplomatique (Paris 31966);
 H. Bresslau: Hb. der U. für Dtl. u. Italien, 2 Bde. (41968-69);
 H. Fichtenau: Das Urkundenwesen in Österreich vom 8. bis frühen 13. Jh. (Wien 1971);
 L. Santifaller: Urkundenforschung (41986).
 

* * *

Ur|kun|den|leh|re, die: 1. <o. Pl.> Wissenschaft, die sich mit der Bestimmung des Wertes von Urkunden als historischen Zeugnissen u. mit der Feststellung ihrer Echtheit od. Unechtheit befasst; Diplomatik. 2. Lehrbuch der ↑Urkundenlehre (1).

Universal-Lexikon. 2012.