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Charta 77
Charta 77,
 
eine 1976/77 unter Berufung auf die KSZE-Schlussakte von Helsinki (1975) gegründete Menschen- und Bürger(rechts)bewegung in der Tschechoslowakei; wies in zahlreichen regelmäßig veröffentlichten Dokumenten und Stellungnahmen besonders die Verletzung der Menschen- und Bürgerrechte entgegen geltendem tschechoslowakischem Recht nach. Hervorgegangen aus dem »Manifest für Bürgerrechte« einer Gruppe von Intellektuellen (u. a. J. Patočka, J. Hájek [im »Prager Frühling« 1968 Außenminister], V. Havel, Z. Mlynář, P. Kohout, Jiří Dienstbier [* 1937; 1979-82 inhaftiert], J. Gruša) von Ende 1976, veröffentlicht am 1. 1. 1977, dessen Übergabe an staatlichen Behörden am 6. 1. 1977 misslang, entwickelte sich die Charta 77 trotz repressiver staatlicher Maßnahmen zur bekanntesten Dissidentengruppe im Ostblock (242 Erstunterzeichner, Ende 1977 über 800, 1989 etwa 1 800 Unterzeichner; jährlich wechselnde drei Sprecher). Als nicht explizit politische informelle Vereinigung verlor die Charta 77 Ende der 80er-Jahre mit der Entstehung neuer Oppositionsgruppen an Bedeutung; führende Vertreter der Charta 77 wurden 1989 zu Mitbegründern des Bürgerforums beziehungsweise anderer politischen Gruppierungen. Im Frühjahr 1990 offiziell als Verein konstituiert, stellte sie im November 1992 ihre Tätigkeit ein.

Universal-Lexikon. 2012.