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Peer-Group
Peer-Group
 
(Gleichaltrigengruppe): v. a. in der Jugendsoziologie verwendete Bezeichnung für außerfamiliäre Gruppen etwa gleichaltriger Kinder und Jugendlicher. Den Peer-Groups kommt eine wichtige Funktion während der Ablösung von der Familie und die Orientierung in größeren sozialen Bezügen zu. Häufig ein Abbild hierarchischer Strukturen der Erwachsenenwelt beziehungsweise der gesellschaftlichen Realität, als deren Gegenpol sich Peer-Groups empfinden, bilden sie für die Mitglieder eine altersspezifische Subkultur.
 
Heute werden Peer-Groups meist als Kleingruppen (im Wohn- oder Schulbereich, in der Jugendverbandsarbeit oder als Bande), zum anderen als Sammelbegriff für alle Mitglieder bestimmter jugendlicher Teilkulturen (z. B. »Punker«, »Rocker«, »Skinheads«) oder Altersklassen ohne zwangsläufigen persönlichen Kontakt verstanden.
 
Die insbesondere von der Jugendbewegung vertretene und von führenden Pädagogen lange Zeit gestützte Annahme, Peer-Groups stellten eine jugendspezifische Erscheinung dar, ist durch neuere Forschungen zu einer »Kinderkultur« und dem Stellenwert kindlicher (zum Teil schon vorschulischer) Peer-Groups für die Entwicklung von Selbstständigkeit, Ich-Identität und die Übernahme sozialer Rollen relativiert worden. Auch die oft geäußerte Ansicht, dem Elternhaus und der Schule komme im Jugendalter eine vergleichsweise unbedeutende Sozialisationsfunktion zu, konnte empirisch nur bedingt belegt werden.
 
Als informelle Gruppen nehmen Peer-Groups einen wichtigen Rang hinsichtlich der Anerkennung, Vereinbarung und Befolgung sozialer Regeln und Normen ein. Den pädagogisch positiven, nicht von Erwachsenen aufgezwungenen oder gelenkten Möglichkeiten der Selbstfindung und des gemeinschaftlichen Handelns stehen jedoch auch negative Peer-Group-Phänomene wie die Gefahr der Verleitung zu Drogen- oder (übermäßigem) Alkoholkonsum (Drogenabhängigkeit), zu Delinquenz (Jugendkriminalität) und die Ausbildung eines nur durch die Werte beziehungsweise Normen der Peer-Group bestimmten Über-Ichs entgegen.

Universal-Lexikon. 2012.