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Rhythmusgerät
Rhythmusgerät,
 
elektronisches Gerät zur automatischen Produktion rhythmischer Abläufe bzw. Begleitung mit klanglicher Anlehnung an das herkömmliche Schlaginstrumentarium. Rhythmusgeräte werden häufig in E-Orgeln oder andere Keyboards eingebaut, aber auch in vielen Varianten als Zusatzgerät angeboten. Die Palette reicht von kleinen Rhythmusmaschinen mit einer geringen Auswahl an fest vorgegebenen Klangeinstellungen und Grundrhythmen bis zum frei programmierbaren digitalen Drum-Computer. Einfachste Geräte weisen acht oder mehr, in der Regel an Standardtänzen orientierte Rhythmusmodelle auf, die sich nur im Tempo und in der Lautstärke verändern lassen. Darauf aufbauend verfügten auch kompliziertere analoge Rhythmusgeräte über zahlreiche weitere Klangmöglichkeiten, angefangen bei einer größeren Auswahl an Rhythmusinstrumenten (z. B. Tamburin, Bongos, Conga, Cowbell, Claves, Maracas, Handclaps) bis zur Hinzufügung von Breaks bzw. Fill-ins per Fußschalter oder Tastendruck. Dennoch konnten bis in die Achtzigerjahre hinein Rhythmusgeräte weder in klanglicher noch in spielpraktischer Hinsicht (z. B. drive) einen Schlagzeuger gleichwertig ersetzen. Die analog erzeugten, d. h. durch subtraktive Klangsynthese aus Rauschen oder anderen obertonreichen Schwingungsformen gewonnenen Klänge wichen teilweise erheblich vom originalen Schlagzeugklang ab. Außerdem offenbarte die exakte Einhaltung von Metrum und Tempo, verbunden mit einer konstanten Impulsfolge und Dynamik, den maschinellen Charakter. Diese Nachteile konnten durch Drum-Computer teilweise aufgehoben werden. Durch die digitale Speicherung (Sampling) originaler Klänge der einzelnen Rhythmusinstrumente gelingt es, bei der Wiedergabe einen naturgetreuen Schlagzeugsound zu erzielen. Die erweiterte Speicherkapazität lässt es zu, den rhythmischen Verlauf ganzer Musikstücke zu programmieren und zu speichern. Mithilfe eines Humanizers (Human Feeling) kann selbst das »unpräzise« Trommeln eines Schlagzeugers durch zufällig minimal verzögerte Schlagimpulse nachgeahmt werden. Die verschiedenen Ausführungen von Rhythmusgeräten dienen Alleinunterhaltern, kleineren Tanzcombos ohne Schlagzeuger und im Bereich des häuslichen Musizierens als rhythmisches Begleitinstrument (oft in Kombination mit einer Begleitautomatik). Mit ihrer technischen Weiterentwicklung fanden sie in zunehmendem Maße in der discoorientierten und elektronischen Rockmusik Verwendung. Als einer der stilprägenden Programmierer von Drum-Computern machte sich Phil Collins (* 1951) einen Namen. In seinem Titel »In the Air Tonight« (LP »Face Value« 1981) kombinierte er beispielsweise eine Roland Drum-Machine mit natürlichem Schlagzeug.
 
In den Achtzigerjahren haben in einigen Stilrichtungen der afroamerikanischen Popmusik (Hip-Hop, Rap, Dancefloor) Drum-Computer — hier auch als Beatbox bezeichnet — das traditionelle Schlagzeug ersetzt. Zu einer ähnlichen Entwicklung ist es im Bereich des Home-Recording gekommen. Zu den ersten kommerziell produzierten Rhythmusgeräten gehört der Side Man (produziert seit 1960 von Wurlitzer Company, Chicago). In der Folgezeit begannen zahlreiche Hersteller von E-Orgeln, Synthesizern oder traditionellen Perkussionsinstrumenten elektronische Rhythmusgeräte in ihre Produktion einzubeziehen. Anfang der Achtzigerjahre fanden dann Drum-Synthesizer und Electronic Drums Verbreitung. In modernen Drum-Computern verschmelzen Merkmale von Synthesizer, Sampler und Sequenzer.

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Rhỵth|mus|ge|rät, das: Rhythmusmaschine.

Universal-Lexikon. 2012.