Akademik

Mäander
Mä|ạn|der 〈m. 3
1. 〈Geogr.〉 regelmäßige, verschieden große Schlingen eines Flusses im Flachland
2. 〈Arch.〉 Zierform in rechtwinklig gebrochenen od. wellenförmigen Linien
[nach dem grch. Fluss Maiandros (heute Menderes) in Kleinasien, wegen der zahlreichen Windungen seines Unterlaufs]

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Mä|ạn|der, der; -s, - [lat. Maeander < griech. mai̓andros, nach dem Fluss Mäander]:
1. (Geogr.) (bei Wasserläufen) eine der Windungen, Schleifen, die in dichter Aufeinanderfolge den Verlauf des Fluss-, Bachbettes bestimmen.
2. (Kunstwiss.) Mäanderband.

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I
Mäạnder
 
[nach dem westanatolischen Fluss Mäander, heute Menderes] der, -s/-,  
 1) Geomorphologie: halb- bis fast vollkreisförmige Flussschlingen, in ebenen Talauen oder in bis mehrere 100 m tief eingeschnittenen Talwindungen. Kennzeichnende Formen sind flache Gleitufer (Gleithänge) und gegenüberliegende steile Prallufer (Prallhänge). Freie Flussmäander (Talbodenmäander, Wiesenmäander) sind durch die Dynamik des Fließvorgangs entstanden; das Streben nach Gleichgewicht zwischen der Bewegungsenergie des Gewässers und dem Bodenwiderstand führt zum Pendeln des Stromstrichs. Daher verändern sich freie Mäander ständig (u. a. entstehen Altwasserarme, bei tropischen Tieflandflüssen Dammuferseen und Umlaufseen). Zwangsmäander werden dagegen von außen her (durch Einmündung starker Nebenflüsse, wechselseitiges Auftreten von Schuttfächern u. a. m.) dem Fluss aufgezwungen.
 
Unter den Talmäandern sind nur wenige aus (in die Erdoberfläche eingesenkten) Flussmäandern entstanden; in den meisten Fällen sind die weit geschwungenen, hohen Hänge das Ergebnis sehr lang andauernder Hangabtragung, also flächenhafter Denudation (und nicht kurzfristiger Flusslaufveränderung wie bei Flussmäandern). Sie treten v. a. dort auf, wo Flüsse ihr normales Längsprofil (gegenüber härterem Gestein, Krustenbewegungen, Schicht- und Oberflächenneigungen) zu erhalten oder (gegenüber eiszeitlicher Talverschüttungen) wiederherzustellen trachten. Wird bei Talmäandern ein Schlingenhals durchstoßen, bleibt der ehemalige Talsporn als Umlaufberg stehen. Die schönsten Talmäander in Deutschland zeigen das Saar- und das Moseltal.
 
 2) Kunst: aus einer rechtwinklig gebrochenen fortlaufenden Linie gebildetes Ornament, das als Band oder flächenfüllend auftritt; verwandt ist das fortlaufende Spiralmotiv oder Wellenband, das im weiteren Sinn ebenfalls als Mäander bezeichnet wird (laufender Hund). Der älteste Beleg eines Mäanders findet sich als flächenfüllendes Muster schräg gestellt auf einem Elfenbeinarmband aus der späten Altsteinzeit in der Ukraine (Mezin), in der Jungsteinzeit sind Mäandermuster für Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. v. a. in Osteuropa belegt, geritzte Mäander zeigt v. a. die Theißkultur, Kerbschnitttechnik die Tonfigur aus Vǎdastra (Südwestrumänien). Seine klassische Form findet der Mäander in der geometrischen Kunst Griechenlands, wo der Mäander als beidseitig begrenztes Ornamentband (Vasenmalerei, Friese) variiert wird. Der wichtigste griechische Mäander ist der Hakenmäander, der gegenüber dem Zinnenmäander einen zusätzlichen Richtungswechsel aufweist, der konzentrische Mäander hat noch einen weiteren Richtungswechsel. Andere griechische (höhere) Formen sind der mehrstöckige, der Treppen-(Stufen-)Mäander und der mehrfache Mäander, bei dem zwei oder mehrere gleichartige Mäander kombiniert sind (ohne Überschneidungen). Der griechische Mäander beeinflusste die frühkeltische Kunst der Hallstattkultur sowie, im Hellenismus im Mittelmeerraum weit verbreitet, die arabisch-islamische Ornamentik und wurde im Mittelalter bis ins 12. Jahrhundert tradiert. Der Klassizismus griff den Mäander wieder auf.
 
In Altamerika ist v. a. die Form des Stufenmäanders vertreten, in Mesoamerika (z. B. Mitla) in Form von Steinmosaiken als Fassadendekoration, in Peru auch als Motiv der Gefäßmalerei (Recuay) oder der Verzierung von Metallgefäßen (Chimú).
II
Mäạnder
 
der, Fluss in der Türkei, Menderes.

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Mä|ạn|der, der; -s, - [lat. Maeander < griech. maíandros, nach dem Fluss Mäander]: 1. (Geogr.) (bei Wasserläufen) eine der Windungen, Schleifen, die in dichter Aufeinanderfolge den Verlauf des Fluss-, Bachbettes bestimmen. 2. (Kunstwiss.) Mäanderband.

Universal-Lexikon. 2012.