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Rezitativ
Re|zi|ta|tiv 〈n. 11Sprechgesang in Oper, Oratorium, Kantate, auch als Einleitung einer Arie [<ital. recitativo „Sprechgesang“]

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Re|zi|ta|tiv, das; -s, -e [ital. recitativo, zu: recitare < lat. recitare, rezitieren]:
solistischer, instrumental begleiteter Sprechgesang (in einer Oper[ette], Kantate, einem Oratorium).

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Rezitativ
 
[italienisch, zu italienisch und lateinisch recitare »vortragen«] das, -s/-e, italienisch Recitativo [retʃi-], musikalische Vortragsweise von Sprechtexten, die sich auch in rhythmischer Hinsicht möglichst dem Sprechen anpasst. Das Rezitativ entstand mit der Oper Ende des 16. Jahrhunderts aus der am affektbetonten Sprechen orientierten Monodie. Aus dem einfachen, lediglich durch stützende Akkorde von Laute oder Cembalo begleiteten Sprechgesang der frühen Oper (»Stile recitativo«) entwickelte sich das Arioso und später durch weitere Verselbstständigung des musikalischen Gehalts die Arie. Im Bereich der Oper bevorzugte v. a. die venezianische Opernschule seit etwa 1640 (F. Cavalli, M. A. Cesti) im Anschluss an die Spätwerke C. Monteverdis eine klare Scheidung von Rezitativ und Arie. In Italien entwickelte sich das Rezitativ in Richtung auf einen der italienischen Sprache gemäßen Parlandocharakter; mit dem Aufkommen der Opera buffa entstand ein Konversationsstil ohne musikalischer Eigenständigkeit. Besonders in der Opera seria bildete sich das eigentliche Rezitativ einerseits zum Recitativo secco (Seccorezitativ, Kurzbezeichnung Secco), in dem der meist formelhafte Prosasprechgesang nur durch das Cembalo begleitet wird, andererseits zu dem vom Orchester begleiteten und reicher gestalteten Recitativo accompagnato (Accompagnato) aus. Beide Arten dienten der Einleitung und Verbindung der lyrischen Nummern (das Rezitativ führt meist die Handlung weiter, die während der Arie stagniert). - Im 18. und 19. Jahrhundert blieb das Rezitativ wesentlicher Bestandteil der Oper; im Accompagnato erfuhr der Anteil des Orchesters zunehmend Erweiterung. Diese Entwicklung gipfelte in den Opern R. Wagners, der das Accompagnato-Rezitativ als eine den gesamten Handlungsverlauf integrierende unendliche Melodie gestaltete. Das Secco-Rezitativ lebte nur in der komischen Oper fort.
 
Das instrumentale Rezitativ ist in seinem redenden Charakter, seinen Formeln und Wendungen dem vokalen Rezitativ nachgebildet. Besonders nennenswert sind die Rezitative von C. P. E. Bach (1. Preußische Sonate, 1742) und L. van Beethoven (Klaviersonate d-Moll Opus 31, 2 [1804]; 9. Sinfonie, 1824).
 
Literatur:
 
F.-H. Neumann: Die Ästhetik des R. (1962);
 K. Wichmann: Vom Vortrag des R. u. seiner Erscheinungsformen (Leipzig 1965);
 P. Mies: Das instrumentale R. (1968);
 Reinhard Müller: Der stile recitativo in Claudio Monteverdis Orfeo (1984);
 H. Melchert: Das R. der Bachschen Johannespassion (1988).
 

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Re|zi|ta|tiv, das; -s, -e [ital. recitativo, zu: recitare < lat. recitare, ↑rezitieren]: solistischer, instrumental begleiteter Sprechgesang (in einer Oper[ette], Kantate, einem Oratorium): ein dramatisches R.; als Nächstes hören wir R. und Arie von Ännchen aus der Oper „Der Freischütz“.

Universal-Lexikon. 2012.