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Thomismus
Tho|mịs|mus 〈m.; -; unz.; Philos.〉 Lehre des Thomas von Aquin

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Thomịsmus
 
der, -, Sammelbezeichnung für philosophische und theologische Positionen und Schulrichtungen, die sich auf Thomas von Aquino und seine Lehre berufen und diese zum Teil stark verändert haben. Einer der bedeutendsten Vertreter des älteren Thomismus (14. Jahrhundert) war Thomas von Sutton. Im 15. Jahrhundert führten Johannes Capreolus (* 1380, ✝ 1444), der sich durch die Apologie »Defensiones theologiae D. Thomae de Aquino« auszeichnete, und Juan de Torquemada (✝ 1468) den Thomismus weiter. Ab 1480 löste die »Summa theologica« des Thomas von Aquino die Sentenzen des Petrus Lombardus als theologisches Lehrbuch ab. Im 16. Jahrhundert gingen von dem Dominikaner Thomas Cajetan (* 1469, ✝ 1534) bestimmende Impulse auf die Thomasrezeption aus. Beginnend in Spanien erlebte der Thomismus im 16. Jahrhundert eine Erneuerung; am einflussreichsten war die Schule von Salamanca, zu der Dominikaner wie Karmeliter zählten und die auf eine Verbindung des Thomismus mit dem Humanismus zielte. D. Báñez, der im Gnadenstreit mit L. de Molina die thomistische Position führend vertrat, und Bartolomé de Medina (* 1527, ✝ 1580) verfassten richtungweisende Kommentare zu Thomas von Aquino. Der Thomismus der spanischen Barockscholastik hat auf die Entwicklung der praktischen Philosophie und des europäischen Völkerrechts (durch Vermittlung von H. Grotius) gewirkt. Besonders in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann der Thomismus, auch durch die Förderung der Päpste, neuen Einfluss (Neuscholastik). Im Streit um die Orthodoxie des idealistischen Philosophen A. Rosmini-Serbati wurde von den Redakteuren der Jesuitenzeitschrift »La Civiltà Cattolica« der Terminus Neuthomismus geprägt, der bald zu einem theologiepolitischen Kampfbegriff wurde. Zu einem Bedeutungsverlust des Thomismus im schulgeprägten Sinne trug seit dem 2. Vatikanischen Konzil nicht zuletzt die Entstehung der historischen Thomasforschung bei, die auf zahlreiche Brüche zwischen der ursprünglichen thomanischen Lehre und späteren Schulbildungen des Thomismus hinwies.
 
Literatur:
 
P. Wyser: Der T. (Bern 1951);
 J. Gredt: Elementa philosophiae Aristotelico-Thomisticae, hg. v. E. Zenzen, 2 Bde. (Freiburg im Breisgau 131961);
 G. Siewerth: Ges. Werke, Bd. 2: Der T. als Identitätssystem (1979);
 
Christl. Philosophie im kath. Denken des 19. u. 20. Jh., hg. v. E. Coreth u. a., Bd. 2: Rückgriff auf scholast. Erbe (Graz 1988).

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Tho|mịs|mus, der; -: (bes. bis zum Ende des 19. Jh.s) theologisch-philosophische Richtung im Anschluss an die Lehre des Philosophen Thomas von Aquin (1225 bis 1274), die die Grundlage des kirchlichen Lehramtes in der kath. Kirche bildet.

Universal-Lexikon. 2012.