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Jungfrauengeburt
Jụng|frau|en|ge|burt, die <o. Pl.> (Theol.):
Parthenogenese (1).

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I
Jungfrauengeburt,
 
Geburt eines Kindes durch eine Jungfrau, das heißt ohne vorherige geschlechtliche Zeugung mit einem Mann (und somit ohne biologischen Vater) durch Entwicklung aus einer unbefruchteten Eizelle (vergleiche Jungfernzeugung bei Fortpflanzung). Wegen des Fehlens eines Y-Chromosoms könnte theoretisch beim Menschen aus einer Eizelle allein nur ein Mädchen hervorgehen. Nach den Erkenntnissen der Biologie und Medizin gibt es keine Jungfrauengeburt beim Menschen und bei allen Primaten und auch nicht bei irgendeinem anderen Säugetier.
 
In der katholischen Kirche ist die Geburt Jesu durch Maria als Jungfrauengeburt ein Glaubenssatz (Dogma), Joseph danach also nicht sein leiblicher Vater. Der griechische Urtext des Neuen Testaments spricht nicht von einer Jungfrau im oben genannten Sinn (ohne Sexualität mit einem Mann), sondern von einer jungen Frau. Dann könnte Jungfrauengeburt bedeuten, dass Maria, indem sie die Mutter Jesu wurde, sich nicht an einen irdischen Mann gebunden fühlte, sondern an Gott. Im Altertum gab es in den Religionen verschiedener Völker die Vorstellung der Jungfrauengeburt überragender Männer und Helden, die von den Evangelisten Matthäus und Lukas für Jesus übernommen worden sein könnte. Auch nordamerikanische Indianerstämme kennen die Jungfrauengeburt des »Heilsbringers«.
 
Siehe auch: Empfängnis, Geschlechtsbestimmung, Geschlechtschromosomen.
II
Jungfrauengeburt,
 
Parthenogenese, die in vielen Kulturen anzutreffende Vorstellung, dass Götter oder außerordentliche Menschen (Heroen, Könige, Heilige) auf übernatürlicher Weise, ohne vorhergehende geschlechtliche Zeugung, geboren werden. Oft ist damit eine Idealisierung der Jungfräulichkeit verbunden, und die »Unversehrtheit« der Gebärenden auch während und nach der Geburt wird betont. Nach einer Überlieferung ging Buddha in Gestalt eines weißen Elefanten in den Leib der Maya ein, aus ihrer Seite wieder aus; nach ägyptischer Vorstellung wurden die Pharaonen durch Vereinigung des Gottes Amun-Re mit der Königin gezeugt; Alexander der Große galt als durch einen Blitzstrahl empfangen. Die Vorstellung einer sowohl vater- als auch mutterlosen Zeugung findet sich in der griechischen Religion für Dionysos, Pallas Athene und Aphrodite. - Auch nordamerikanische Indianerstämme kennen die ungeschlechtliche Zeugung eines Gottes oder Heilbringers.
 
Im Christentum erhielt die Vorstellung einer Jungfrauengeburt in der Person der Mutter Jesu, Maria, eine besondere Bedeutung. Das Prädikat der Jungfräulichkeit bezeichnet nach den Glaubensbekenntnissen der alten Kirche die Zeit vor, in und nach der Geburt und bezieht sich auf die Kindheitsgeschichten Jesu. Die heutige Theologie versteht die Aussagen über Jungfräulichkeit nicht mehr als eine organisch-physische Zustandsbeschreibung, sondern primär heilsgeschichtlich-christologisch als Legitimierung der »Gottessohnschaft« Jesu. Ähnlich heißt es in Hebräerbrief 7, 3 von der Herkunft Jesu: »ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum«.
 
Literatur:
 
P. Schwarzenau: Das göttl. Kind (21988);
 Gerhard L. Müller: Was heißt: Geboren von der Jungfrau Maria? Eine theolog. Deutung (21991);
 H. Göttner-Abendroth: Die Göttin u. ihr Heros (101993).

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Jụng|frau|en|ge|burt, die <o. Pl.>: Parthenogenese (1).

Universal-Lexikon. 2012.