Bacchus (römisch)
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Di|o|ny|sos (griech. Mythol.):
Gott des Weines, des Rausches u. der Fruchtbarkeit.
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Diọnysos,
griechischer Mythos: Gott der Vegetation, der Baumzucht und des Weines, der Ekstase (Dionysos Bromios »der Tosende«) und der Fruchtbarkeit. Herkunft und Ursprung seines Kultes werden meist im thrakischen oder lydisch-phrygischen Raum angesiedelt. Ein anderer, lydischer, Name für Dionysos ist Bakchos. Noch bei Homer galt er nicht als olympischer Gott. Dies weist auf die Widerstände hin, die sich der Aufnahme seines Kultes bei den Griechen (besonders dem ionischen Adel) entgegenstellten und die sich in den Mythen der Könige Lykurgos und Pentheus spiegeln.
Dionysos ging als Sohn des Zeus und der Semele in die griechische Mythologie ein. Auf den Rat der eifersüchtigen Hera begehrte Semele, ihren Geliebten Zeus in seiner wahren Gestalt zu sehen; er erschien, von Donner und Blitzen umgeben, worauf Semele unter deren Strahlen verbrannte. Zeus nähte den noch ungeborenen Dionysos in seinen Schenkel ein und trug ihn bis zur Geburt aus. Dann übergab er ihn den Nymphen von Nysa (wohl auch ein Hinweis auf den nichtgriechischen Ursprung des Dionysos). Später übernahm Silen seine Erziehung. Als tyrrhen. Seeräuber Dionysos auf der Überfahrt nach Naxos fesseln wollten, fielen die Fesseln von ihm ab, um Schiffssegel und Mast rankten sich Weinreben und Efeu, die Seeräuber stürzten sich ins Meer und wurden in Delphine verwandelt. Auf der Insel Naxos vermählte sich Dionysos mit der von Theseus verlassenen Ariadne.
Die Begleiter des Dionysos sind Naturdämonen wie Silene, Satyrn und Nymphen; seine Anhänger (Mänaden, Thyaden, Bacchantinnen) folgen ihm in Rausch, Orgiasmus und Ekstase, mit Efeu bekränzt, mit Rehfellen bekleidet und mit Thyrsosstäben (Stäben u. a. mit Pinienzapfen) versehen durch die Bergwälder. Sie zerfleischen junge Tiere und verzehren sie roh. Dionysos selbst erscheint dabei in Tiergestalt (meist als Bock oder Stier), lässt als Schöpfer des Weinstocks Wein, Milch und Honig aus der Erde hervorgehen, vernichtet diejenigen, die sich ihm und seinen Begleitern widersetzen, befreit aber auch (als Dionysos Lysios oder Dionysos Lyaios) die Menschen von Sorgen. Mit seiner Funktion als Vegetationsgott verband sich auch die Vorstellung von regelmäßigem Tod und folgender Auferstehung. Auf den Fruchtbarkeitsgott Dionysos weist auch der oft bei dionysischen Feiern begegnende Phallos. Die Wiedergeburt des Dionysos wurde alle zwei Jahre auf dem Parnass gefeiert, sein Grab lag in Delphi. Dort teilte er mit Apoll das Allerheiligste, das Apoll ihm für die Zeit des Winters überließ, nicht aber das Orakel.
Dem rauschhaften Kult des Dionysos galt das Frühlingsfest der Anthesterien (im Februar), zu dem Dionysos der Frau des Archon Basileus im geheimnisvollen »Hieros Gamos« (der »heiligen Hochzeit«) als Dionysos Anthios (»Blütengott«) beiwohnte; dies wurde als Rückkehr des Gottes aus der Unterwelt gedeutet. Bei den Anthesterien zog Dionysos in einem Schiffswagen ein (eine Erinnerung an seine Herkunft von jenseits des Meeres, aber auch Zeichen zur Eröffnung der Schifffahrt). Auch die Weinweihe (Pithoigien) wurde mit den Anthesterien begangen. Die Lenäen (Dezember, Januar) und die wohl von Peisistratos begründeten Großen Dionysien (Februar, März) hatten ihren Mittelpunkt in kultisch verstandenen Theateraufführungen. Die Entstehung des Dramas ist von Dionysos und seinem Kult nicht zu trennen.
Der dem Dionysos in Thrakien und Phrygien entsprechende Gott war Sabazios. Der Kult des Dionysos verbreitete sich über Italien, über die Agäischen Inseln und (einem Mythos zufolge) zur Zeit Alexanders des Großen bis nach Indien. In den Mythen der Orphik wurde Dionysos mit Zagreus gleichgestellt. Die Römer setzten ihren Gott Liber dem Dionysos gleich und übernahmen ihn dann unter dem Namen Bacchus. (Bacchanalien)
Griechische Darstellungen des Dionysos, meist mit Gefolge, auch mit Ariadne, sind auf Vasen in vielen Werken erhalten, dabei wandelt sich Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. der Typus des bärtigen, mit Efeu bekränzten Mannes in langem Gewand zur jugendlichen Gestalt. Seine Attribute sind der mit Wein- und Efeuranken umkränzte Thyrsosstab, der Kantharos (Trinkgefäß für Wein) und der Panther; der Gott wird auch durch Masken repräsentiert. Zu nennen sind aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. die Françoisvase mit der Rückführung des Hephaistos in den Olymp, die Schale des Exekias mit der Meerfahrt (München, Staatliche Antikensammlung), Vasenbilder des Lydos, des Amasismalers und des Kleophradesmalers, aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. des Kleophonmalers, außerdem in der Reliefkunst der Ostfries des Parthenon (um 440-432; London, Britisches Museum). Im 4. Jahrhundert v. Chr. wird der Themenkreis erweitert durch Bilder des Dionysos als Herrn des Theaters. In Pompeji (Mysterienvilla; um 50 v. Chr.) finden sich Wandbilder mit Darstellungen der Bacchanalien, außerdem erscheint Dionysos auf römischen Sarkophagen. Erst die Neuzeit liebte wieder den dionysischen Themenkreis; v. a. Bacchanalien, auch der trunkene Dionysos allein, wurden dargestellt, sowohl in der Plastik (Michelangelo) als besonders auch in der Malerei (A. Mategna, A. Carracci, Caravaggio, P. P. Rubens, N. Poussin); auch im 19. (C. Corot, L. Corinth) und 20. Jahrhundert (P. Picasso) faszinieren die alten Mythen.
J. Wiesner: Olympos (1960);
M. P. Nilsson: Gesch. der griech. Religion, Bd. 1 (31967, Nachdr. 1992);
W. Burkert: Griech. Religion der archaischen u. klass. Epoche (1977);
D. - Bacchus. Kult u. Wandlungen des Weingottes, bearb. v. F. W. Hamdorf (1986);
W. F. Otto: Die Götter Griechenlands (81987);
W. F. Otto: D. Mythos u. Kultus (51989).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Mysterien: Kultische Feste zu Ehren von Demeter und Dionysos
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Di|o|ny|sos (griech. Myth.): Gott des Weines, des Rausches u. der Fruchtbarkeit.
Universal-Lexikon. 2012.