Aletheia
[griechisch »Wahrheit«, »wahrer Sachverhalt«, »Aufrichtigkeit«] die-, in der griechischen Philosophie in zweifacher Bedeutung gebrauchter Begriff: 1) Wahrheit, die - als logische Wahrheit - Aussagen zukommen soll beziehungsweise kann; 2) Wahrheit, die als Durchschaubarkeit (aletheia bedeutet eigentlich »Unverborgenheit«), als Erkennbarkeit, jedem Seienden zukommt. Beide Bedeutungen gehören für das griechische Weltverständnis zusammen: Aussagen können nur wahr sein, insofern das Seiende, von dem die Rede ist, durchschaubar, erkennbar ist. Deswegen verhält sich das Seiende nach Aristoteles zur Wahrheit genau so, wie es sich zum Sein verhält. In der Scholastik wird dieses Verständnis von Wahrheit (durch Albertus Magnus und Thomas von Aquino) erneuert: Der Grundsatz »omne ens est verum« (»alles Seiende ist wahr«) ist eine entscheidende Voraussetzung für die scholastische Definition von Wahrheit als einer »adaequatio intellectus et rei« (Übereinstimmung des urteilenden Denkens und der Sache).
Universal-Lexikon. 2012.