Besançon
[bəzã'sɔ̃], Stadt in Ostfrankreich, Verwaltungssitz des Départements Doubs und Hauptstadt der Region Franche-Comté, an einer Schlinge des Doubs gelegen, 113 800 Einwohner; Erzbischofssitz; Universität, astronomisches Observatorium; internationale Musikfestspiele; mehrere Museen;
Zentrum der Uhrenindustrie des französischen Jura (Uhrmacherschule); Metallwaren-, Textil- und Bekleidungsindustrie.
Die Stadt ist von Befestigungswällen umgeben und wird von der Zitadelle aus dem 17. Jahrhundert überragt. Hauptachse der Stadt ist seit römischer Zeit die Grande Rue mit Palais Granvelle (1534-49, heute historisches Museum), Square Archéologique Castan mit Resten eines römischen Theaters, Porte Noire (römischer Bogen, 2. Jahrhundert) und der Kathedrale Saint-Jean mit auf romanischem Bogen des 12. Jahrhunderts errichtetem gotischem Schiff des 13. Jahrhunderts (im Inneren Mariengemälde Fra Bartolomeos von 1518). Es gibt zahlreiche Bauten aus dem 16.-18. Jahrhundert (u. a. Hôtel de Ville und Palais Justice, beide 16. Jahrhundert; Théâtre von C.-N. Ledoux, 1776-84).
Besançon, durch seine Lage in der Flussschleife natürlich geschützt, war in vorrömischer und römischer Zeit (Eroberung durch Caesar 58 v. Chr.) als Vesọntio Hauptstadt der gallischen Sequaner; im 4. Jahrhundert wurde es Sitz eines Bischofs, Ende des 8. Jahrhunderts eines Erzbischofs. Seit dem 5. Jahrhundert burgundisch, seit 534 fränkisch, wurde Besançon Ende des 6. Jahrhunderts Sitz eines Herzogs (dux), kam 888 an das Königreich Burgund und mit diesem 1032/34 an die deutschen Könige. Kaiser Friedrich I. Barbarossa hielt hier 1157 einen Reichstag (Hoftag) ab. Seit dem 13. Jahrhundert entledigten sich die Bürger der Stadtherrschaft des Erzbischofs und erlangten für Besançon den Status einer Reichsstadt (deutsch Bisanz). Im Spätmittelalter Teil des Herzogtums Burgund, erlebte Besançon unter dessen habsburgischen Erben, Kaiser Karl V. und Philipp II. von Spanien, eine glanzvolle Periode. Nach mehreren Versuchen konnte sich Frankreich durch den Holländischen Krieg die Stadt 1678 endgültig einverleiben (von Marschall Vauban befestigt). 1676 wurde Besançon anstelle von Dole Hauptstadt der Franche-Comté, auch die Universität wurde von dort nach Besançon verlegt (1691). Um 1800 gründeten Zuwanderer aus dem Schweizer Jura die Uhrenindustrie von Besançon.
Besançon ist Geburtsort des Dichters V. Hugo.
Histoire de B., hg. v. C. Fohlen, 2 Bde. (Paris 1964-65);
R. Dutriez: B., ville fortifiée (Besançon 1981).
Universal-Lexikon. 2012.