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Philipp
Philipp,
 
Herrscher:
 
 Heiliges Römisches Reich:  
 1)Philipp von Schwaben, König (seit 1198), * um 1178, ✝ (ermordet) Bamberg 21. 6. 1208, jüngster Sohn Kaiser Friedrichs I. Barbarossa und der Beatrix von Burgund. Den ursprünglich zum Geistlichen Bestimmten bezog sein Bruder, Kaiser Heinrich VI., 1195 durch Belehnung mit dem Herzogtum Tuszien und den Mathild. Gütern sowie 1196 durch die Belehnung mit dem Herzogtum Schwaben in seine dynastische Politik ein. Nach Heinrichs Tod scheiterte Philipp mit dem Versuch, seinem Neffen Friedrich, dem späteren Friedrich II., als Reichsverweser die Krone zu erhalten. Auf Drängen des Stauferanhangs ließ er sich daraufhin am 6. 3. 1198 zum König wählen und kam somit der antistaufischen Opposition zuvor, die am 9. 6. 1198 den Welfen Otto IV. (von Braunschweig) zum König wählte. In den Auseinandersetzungen mit diesem, der 1200/01 die Unterstützung von Papst Innozenz III. errang, konnte Philipp sich sowohl militärisch (Sieg bei Wassenberg westlich Kölns 1206) als auch diplomatisch durchsetzen. Kurz vor Abschluss der Ausgleichsverhandlungen mit der Kurie wurde Philipp von dem bayrischen Herzog Otto von Wittelsbach, dessen Verlobung mit seiner Tochter er aus dynastischen Erwägungen aufgehoben hatte, erschlagen (Ekbert). - Grab im Dom zu Speyer.
 
Literatur:
 
E. Winkelmann: P. v. S. u. Otto IV., 2 Bde. (1873-78, Nachdr. 1968);
 O. Engels: Die Staufer (61994).
 
 Burgund:  
 2) Philipp II., der Kühne, französisch Philippe le Hardi [fi'lip ləar'di], Herzog (seit 1363), * Pontoise 17. 1. 1342, ✝ Halle (Brabant) 27. 4. 1404, Großvater von 3), Sohn König Johanns II. von Frankreich, von dem er 1363 das Herzogtum Burgund erhielt. Durch seine Heirat (1369) mit Margarete von Flandern (* 1350, ✝ 1405) erhielt er 1384 die Grafschaften Flandern, Artois, Nevers, Rethel und die Franche-Comté; 1390 kaufte er die Grafschaft Charolais. Er bereitete durch geschickte Politik den späteren Anfall der Herzogtümer Brabant und Limburg an sein Haus vor und schuf die Grundlage für einen mächtigen Staat zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich. Im Ringen mit seinem Neffen, Louis I., Herzog von Orléans, hat er erheblichen Einfluss auf die Regierung des seit 1392 geisteskranken Königs Karl VI. von Frankreich ausgeübt.
 
Literatur:
 
R. Vaughan: Philip the bold. The formation of the Burgundian state (Neuausg. London 1979).
 
 3) Philipp III., der Gute, französisch Philippe le Bon [fi'lip lə'bɔ̃], Herzog (seit 1419), * Dijon 31. 7. 1396, ✝ Brügge 15. 6. 1467, Enkel von 2); Sohn Johanns I. ohne Furcht. Um dessen Ermordung zu rächen, erkannte er 1420 im Vertrag von Troyes Heinrich V. von England als Nachfolger König Karls VI. auf dem französischen Thron an, setzte mit den Engländern den Krieg gegen den französischen König Karl VII. fort, schloss aber mit diesem 1435 den Frieden von Arras. Durch die Erwerbung von Holland, Hennegau, Namur, Brabant, Limburg und Luxemburg stieg Burgund unter Philipp zu höchster Macht auf und wurde ein Zentrum der abendländischen Kultur. Bei seiner Vermählung mit Isabella von Portugal (* 1397, ✝ 1472) stiftete Philipp 1430 den Orden vom Goldenen Vlies. 1465 überließ er seinem Sohn Karl dem Kühnen die faktische Herrschaft.
 
Literatur:
 
R. Vaughan: Philip the Good (London 1970).
 
 Frankreich:  
 4) Philipp II. Augụstus, bekannt als Philipp II. August, französisch Philippe Auguste [fi'lip o'gyst], König (seit 1180), * Paris 21. 8. 1165, ✝ Mantes-la-Jolie 14. 7. 1223, Sohn Ludwigs VII.; erwarb für die Krondomäne das Artois, ferner Amiens, Valois und Vermandois. Vom 3. Kreuzzug kehrte er vorzeitig zurück, um den 1186 begonnenen Kampf gegen die englischen Könige fortzusetzen. 1202 erklärte ein Pairshof König Johann I. ohne Land wegen Treuebruchs (Felonie) seiner französischen Lehen für verlustig, worauf Philipp den englischen Festlandsbesitz (Angevinisches Reich) bis auf Teile Aquitaniens eroberte. 1214 schlug er bei Bouvines die Koalition seiner englischen und deutschen Gegner (seither Beiname Augustus). Die gewaltig vergrößerte Krondomäne verwaltete er durch Baillis. Wegen der zeitweiligen Verstoßung seiner zweiten Frau Ingeborg (✝ 1236) und einer dritten Eheschließung verhängte Innozenz III. den Bann über ihn und das Interdikt über sein Land. Mit Philipp verschwand die Königswahl zugunsten der Erbmonarchie. Philipp war einer der herausragenden Herrscher des französischen Mittelalters.
 
Literatur:
 
La France de Philippe Auguste, hg. v. R.-H. Bautier (Paris 1982);
 J. W. Baldwin: The government of Philip Augustus (Berkeley, Calif., 1986);
 G. Duby: Der Sonntag von Bouvines (a. d. Frz., 1988).
 
 5) Philipp III., der Kühne, französisch Philippe le Hardi [fi'lip ləar'di], König (seit 1270), * Poissy 3. 4. 1245, ✝ Perpignan 5. 10. 1285, Sohn Ludwigs IX., Vater von 6); versuchte im Einvernehmen mit Karl I. von Anjou die französisch-sizilianische Vorherrschaft gegen Peter III. von Aragonien zu gewinnen. 1272/73 erstrebte er vergebens die Wahl zum Römischen König.
 
 6) Philipp IV., der Schöne, französisch Philippe le Bel [fi'lip lə'bɛl], König (seit 1285), * Fontainebleau 1268, ✝ ebenda 29. 11. 1314, Sohn von 5), Onkel von 7); Ȋ seit 1284 mit Johanna von Navarra (✝ um 1305), Erbin Navarras und der Champagne. Philipp vergrößerte die Krondomäne um Lille und Douai (trotz seiner Niederlage bei Kortrijk 1302) und um die Besitzungen der Grafschaft Bar links der Maas auf Kosten des Heiligen Römischen Reichs.
 
Die Finanzbedürfnisse der Krone führten zur Ausplünderung der Juden, Münzverschlechterung und Einführung intensiver Besteuerung, deren Ausdehnung auf den Klerus 1296 und 1301 den Zusammenstoß mit Papst Bonifatius VIII. hervorrief. Philipp nutzte die anfechtbare Wahl des Papstes und dessen Schwierigkeiten in Italien aus (Gefangennahme des Papstes durch Guillaume de Nogaret in Anagni, 1303). 1309 verlegte der französische Papst Klemens V. seine Residenz nach Avignon. Unter königlichem Druck musste er seit 1312 die Vernichtung des finanzstarken Templerordens zugestehen. Philipp umgab sich mit rechtskundigen Beratern meist bürgerlicher Herkunft, den Legisten, und war innen- wie kirchenpolitisch einer der frühesten Verfechter absoluter Staatsgewalt.
 
Literatur:
 
J. Favier: Philippe le Bel (Paris 1978);
 J. R. Strayer: The reign of Philipp the Fair (Princeton, N. J., 1980).
 
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Papsttum: Höhepunkt und Fall der päpstlichen Macht im Mittelalter
 
 7) Philipp VI., König (seit 1328), * 1293, ✝ Nogent-le-Roi (Département Eure-et-Loir) 22. 8. 1350, Neffe von 6); Begründer des Hauses Valois; besiegte die flandrischen Städte bei Cassel (Département Nord) am 28. 8. 1328, unterlag den Engländern 1346 bei Crécy (Hundertjähriger Krieg).
 
 Hessen:  
 8) Philipp I., der Großmütige, Landgraf, * Marburg 13. 11. 1504, ✝ Kassel 31. 3. 1567; folgte (bis 1518 unter der Vormundschaft seiner Mutter) 1509 seinem Vater Wilhelm II. Beteiligt an der Niederschlagung des Ritteraufstands Franz von Sickingens (1522/23) und des Bauernkrieges in Hessen und Thüringen, war er seit dem Reichstag zu Worms 1521 der Reformation zugetan, bekannte sich ab 1524 zu ihr und wurde einer ihrer politischen Führer. Die Neuordnung der Kirche und des Kirchenguts in Hessen führte er 1526/27 durch. Eine Einigung der Protestanten erstrebte Philipp durch das Marburger Religionsgespräch (1529). Über den Schmalkaldischen Bund (1530/31) hinausgehend, suchte er die Reichsstände und selbst das Ausland gegen Kaiser Karl V. zu verbünden; 1534 war er maßgeblich an der Rückführung des von den Habsburgern verbannten Herzogs Ulrich von Württemberg in sein Stammland beteiligt. Den Oberbefehl im Schmalkaldischen Krieg führte Philipp gemeinsam mit Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen. Nach dessen Niederlage bei Mühlberg ließ sich Philipp 1547 in Halle (Saale) zur Unterwerfung unter den Kaiser verlocken, der ihn jedoch in harte Gefangenschaft nahm, aus der ihn erst 1552 der Passauer Vertrag befreite. Danach widmete er sich neben der Sorge um sein Land der Bildung einer Union aller protestantischen Parteien und der Unterstützung der Hugenotten. Seine Erbfolgeregelung zersplitterte Hessen.
 
Ausgaben: Briefwechsel Landgraf Philipp's des Großmüthigen von Hessen mit Bucer, herausgegeben von M. Lenz, 3 Teile (1880-91, Nachdruck 1965); Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Großmütigen von Hessen, herausgegeben von F. Küch u. a., 4 Bände (1904-59, Band 1 und 2 Nachdruck 1965).
 
Literatur:
 
R. Hauswirth: Landgraf P. von Hessen u. Zwingli (1968);
 W. Heinemeyer: P. der Großmütige u. die Reformation in Hessen (1997).
 
 Kastilien:  
 9) Philipp I., der Schöne, spanisch Felịpe el Hermọso [ɛrm-], Regent und König (1504/06), * Brügge 22. 7. 1478, ✝ Burgos 25. 9. 1506, einziger Sohn Kaiser Maximilians I. und der Maria von Burgund, Vater der Kaiser Karl V. und Ferdinand I., Großvater von 14); verwaltete seit 1494 die burgundischen Länder. Seit 1496 Ȋ mit Johanna (der Wahnsinnigen) von Kastilien, die von ihrer Mutter Isabella I. zur Thronerbin von Kastilien eingesetzt worden war und für die sowohl Philipp wie auch sein Schwiegervater Ferdinand II. von Aragonien die Regentschaft beanspruchten. Philipps und Johannas Königtum wurden 1506 von den kastilischen Cortes anerkannt.
 
 Köln:  
 10) Philipp von Heinsberg, Erzbischof von Köln (seit 1167/68), * um 1130, ✝ bei Neapel 13. 8. 1191; stieg in der Nachfolge Rainalds von Dassel zum Reichskanzler und Erzbischof von Köln auf. Philipp bewährte sich auf dem 5. Italienzug Friedrichs I. Barbarossa (1174-77) als dem Kaiser bedingungslos ergebener Parteigänger in diplomatischen und militärischen Aufgaben. Danach zählte er zu den Hauptgegnern Heinrichs des Löwen, nach dessen Sturz ihm der westliche Teil des sächsischen Herzogtums als Herzogtum (Sachsen-)Westfalen übertragen wurde. Seine ehrgeizige Territorialpolitik führte ihn zeitweilig in Opposition zum Kaiser, doch unterwarf er sich diesem 1188. Er starb auf dem Italienzug Heinrichs VI. an der Pest.
 
Literatur:
 
F. J. Esser: Studien zum Kölner Erzbischof P. v. H. (Diss. Köln 1955);
 
P. v. H., Erzbischof u. Reichskanzler, bearb. v. S. Corsten u. L. Gillessen (1991).
 
 Makedonien:  
 11) Philipp II., griechisch Phịlippos, König (seit 359 v. Chr.), * um 382 v. Chr., ✝ (ermordet) Aigai 336 v. Chr., Sohn Amyntas' III., Vater Alexanders des Großen; führte nach dem Tod seines Bruders Perdikkas III. im Illyrischen Krieg 359 für dessen unmündigen Sohn Amyntas die Regentschaft so geschickt, dass ihn das Volk zum König ausrief. Als solcher schuf er den makedonischen Einheitsstaat, dem er auch Griechenland anzugliedern wusste (Griechenland, Geschichte). Er war mit der Epirotin Olympias, der Mutter Alexanders des Großen, und seit 337 auch mit der Makedonin Kleopatra vermählt.
 
Literatur:
 
H. Bengtson: P. u. Alexander d. Gr. Die Begründer der hellenist. Welt (Neuausg. 1997).
 
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Griechen und Makedonen
 
 12) Philipp V., griechisch Phịlippos, König (seit 221 v. Chr.) und Hegemon des von Antigonos III. Doson gegründeten Hellenenbundes, * 238 v. Chr., ✝ Amphipolis 179 v. Chr.; kämpfte 220-217 v. Chr. gegen die Ätoler, verbündete sich 215 mit Hannibal und führte gegen Rom, seit 212/211 auch gegen die Ätoler, den 1. Makedonischen Krieg (215-205 v. Chr.). Der 2. Makedonische Krieg (200-197 v. Chr.) endete mit Philipps Niederlage bei Kynoskephalai. Fortdauernde Spannungen mit Rom führten unter Philipps Sohn Perseus zur Zerschlagung Makedoniens.
 
 Spanien:  
 13) Philipp I., der Schöne, König von Kastilien, Philipp 9).
 
 14) Philipp II., spanisch Felịpe, König von Spanien (seit 1556) und von Portugal (seit 1580), * Valladolid 21. 5. 1527, ✝ El Escorial 13. 9. 1598, Enkel von 9), Sohn Kaiser Karls V. und der Isabella von Portugal (* 1503, ✝ 1539), Vater von 15); heiratete 1543 Maria von Portugal (✝ 1545 nach der Geburt des Infanten Don Carlos). Seine 1554 geschlossene Ehe mit Maria I. Tudor (✝ 1558), Königin von England, blieb kinderlos; der Plan, Elisabeth I. von England zu heiraten, scheiterte. Aus der Ehe (seit 1559) mit Elisabeth von Valois (✝ 1568) gingen zwei Töchter hervor, der Ehe (seit 1570) mit Anna von Österreich (* 1549, ✝ 1580) entstammte der Thronfolger Philipp III. Nach der Abdankung Karls V. als spanischer König (Januar 1556) trat Philipp, seit 1543 Regent der spanischen Gebiete, das ausgedehnte Erbe an. Es umfasste - außer Spanien und den spanischen Kolonien - die Niederlande, die Franche-Comté, Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien. Karls Plan, Philipp auch die Kaiserwürde zu verschaffen, scheiterte am Widerstand der deutschen Fürsten und seines Bruders Ferdinand (I.).
 
Die Umklammerung Frankreichs durch spanische Besitzungen führte zum Konflikt mit Frankreichs Verbündetem Papst Paul IV. und dann zum Krieg mit Frankreich (1557). Philipp behauptete seine Machtstellung im Frieden von Cateau-Cambrésis; durch seine Heirat mit Elisabeth, Tochter Heinrichs II. von Frankreich, kam es zu einer Annäherung der beiden katholischen Mächte. 1561 verlegte Philipp seine Residenz nach Madrid, das unter seiner Regierung zu einer repräsentativen Hauptstadt wurde; daneben 1563 Baubeginn der Klosterresidenz El Escorial.
 
Philipps harte gegenreformatorische Haltung führte in den Niederlanden zur Aufstandsbewegung (Achtzigjähriger Krieg 1568-1648). Es gelang, die südliche Hälfte des Landes in spanischem Besitz zu behaupten. Im Kampf gegen die Osmanen errang Don Juan de Austria, Philipps Halbbruder, 1571 bei Lepanto einen glanzvollen Sieg. 1580 sicherte sich Philipp nach dem Erlöschen der Dynastie Avis als nächster Erbe den Besitz Portugals, scheiterte aber bei dem Versuch, der Einmischung Englands in den Niederlanden und der Bedrohung der spanischen Seewege durch die Entsendung der Armada (1588) eine Ende zu setzen. Ein neuer Krieg mit Frankreich (1594-98) endete ohne greifbare Ergebnisse (Friede von Vervins).
 
Philipp schätzte die weltgeschichtlichen Tendenzen seiner Zeit ebenso falsch ein wie die Kräfteverhältnisse der wichtigsten wirklichen und möglichen Gegner seines Reiches und sah ebenso wie sein Vater nicht rechtzeitig den grundsätzlichen Wandel der Welt- und Lebensverhältnisse, der mit der Reformation, dem Streben nach nationaler Staatenbildung und der Umwandlung des Wirtschaftslebens eingesetzt hatte. Sein Versuch, die Gegenreformation voranzutreiben, auch mithilfe der Inquisition, scheiterte zum einen, weil er die dieser innewohnende Kraft überbewertete, zum anderen, weil die Hilfsquellen Spaniens und seiner Nebenländer nicht ausreichten, die aufstrebenden protestantischen Staaten und dazu auch noch Frankreich zu überwinden. In Spanien selbst konnte er zwar die Macht der Stände zurückdrängen, aber weder den vollen königlichen Absolutismus noch einen Einheitsstaat begründen.
 
Literarische Behandlung:
 
Im spanischen Drama der klassischen Zeit war Philipp als Hintergrundsfigur der gerechte, fleißige und besonnene Herrscher. Die ausländischen Literarisierungen (Chroniken, Romane, Dramen) stellten den Vater-Sohn-Konflikt in den Mittelpunkt und zeichneten ein düsteres Bild Philipps und der Atmosphäre der Bedrückung unter seiner Herrschaft. Nach Schillers »Don Carlos, Infant von Spanien« (1787) wurde er auch außerhalb der Don-Carlos-Dichtungen als finsterer Despot dargestellt.
 
Literatur:
 
M. de Ferdinandy: P. II. Größe u. Niedergang der span. Weltmacht (1977);
 E. Grierson: P. II. König zweier Welten (a. d. Engl., 1978);
 L. Pfandl: P. II. Gemälde eines Lebens u. einer Zeit (81979);
 F. Braudel: Das Mittelmeer u. die mediterrane Welt in der Epoche P.s II., 3 Bde. (a. d. Frz., 1990);
 H. Kamen: Philip of Spain (New Haven, Conn., 1997).
 
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Spaniens Hegemonie im 16. und 17. Jahrhundert: Katholische Vormacht
 
 15) Philipp III., spanisch Felịpe, König (seit 1598), * Madrid 14. 4. 1578, ✝ ebenda 31. 3. 1621, Sohn von 14), Vater von 16); überließ die Regierung weitgehend Günstlingen. Die Außenpolitik war zunächst auf Frieden ausgerichtet (1604 Frieden mit England, 1609 zwölfjähriger Waffenstillstand mit den Niederlanden). Im Dreißigjährigen Krieg unterstützte er den Kaiser mit Geld und Truppen. Innenpolitisch setzte sich der wirtschaftliche Verfall fort. Literatur und Kunst erlebten zur Regierungszeit Philipps ihre höchste Blüte (»goldenes Zeitalter«: M. de Cervantes Saavedra, Lope de Vega, Quevedo y Villegas, L. de Góngora y Argote).
 
 16) Philipp IV., spanisch Felịpe, König (seit 1621), * Valladolid 8. 4. 1605, ✝ Madrid 17. 9. 1665, Sohn von 15); überließ die Regierung weitgehend dem Grafen von Olivares, mit dem er die Wiederherstellung der spanischen Großmacht anstrebte. Die Ergebnisse dieser Politik waren für Spanien katastrophal: Die Verwicklung in den Dreißigjährigen Krieg schwächte die Wirtschaft bis zum Staatsbankrott (1627). Im Frieden von Münster 15. 5. 1648 musste Spanien die Unabhängigkeit der nördlichen niederländischen Provinzen anerkennen; im Pyrenäenfrieden (7. 11. 1659 verlor es Gebiete an Frankreich; Unruhen im Inneren (besonders in Portugal, Andalusien, Katalonien, 1640) führten zum Verlust Portugals und von dessen Kolonien.
 
 17) Philipp V., spanisch Felịpe, König (1700 bis Januar 1724 und seit September 1724), vorher als französischer Prinz aus dem Haus Bourbon Herzog von Anjou [-ã'ʒu], * Versailles 19. 12. 1683, ✝ Madrid 9. 7. 1746, Sohn des Dauphins Ludwig (✝ 1711), Enkel Ludwigs XIV. von Frankreich; bestieg als Erbe Karls II. den spanischen Thron, der im Spanischen Erbfolgekrieg gegen den späteren Kaiser Karl VI. behauptet wurde. Die spanische Politik bestimmten Philipps Gemahlinnen Marie Luise von Savoyen (* 1688, ✝ 1714) und Elisabeth Farnese (Elisabeth, Herrscherinnen, Spanien) sowie deren Berater G. Alberoni. Der Versuch, 1717-20 die im Frieden von Utrecht verlorenen spanischen Besitzungen in Italien zurückzuerobern, scheiterte zunächst. Jedoch brachte Elisabeths dynastische Politik 1731 das Herzogtum Parma und Piacenza an die spanischen Bourbonen, die im Polnischen Thronfolgekrieg (1733-35/38) auch das Königreich Neapel-Sizilien als Sekundogenitur gewannen. 1724 dankte Philipp zugunsten seines Sohnes Ludwig ab, da er sich Hoffnung auf die französische Krone machte; nach dessen Tod übernahm er die spanische Krone wieder, ohne aber (wegen zunehmender geistiger Umnachtung) tatsächlich zu regieren. Philipp hinterließ ein völlig zerrüttetes Spanien.

Universal-Lexikon. 2012.