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Karl V.
Karl V.
 
Der Enkel Kaiser Maximilians I. wurde am 24. Februar 1500 in Gent geboren und wuchs unter der Obhut seiner Tante Margarete, der Regentin der Niederlande, auf. Als er am 28. Juni 1519 zum Kaiser gewählt wurde, war er bereits Herr über ein ungeheuer großes, aber weit über Europa und darüber hinaus verstreutes Herrschaftsgebiet (siehe auch Habsburger). Doch er regierte keineswegs unumschränkt, am wenigsten im Heiligen Römischen Reich, wo ihm die Kurfürsten durch eine vertragliche Verpflichtung, die Wahlkapitulation, seine Zustimmung zur Mitwirkung der Reichsstände an der Regierung abgezwungen hatten. Aufgrund dieses Vertrages wurde 1521 ein (zweites) »Reichsregiment« (siehe auch Reichsreform) für die Zeit der Abwesenheit des Kaisers (bis 1530) unter der Leitung seines Bruders Ferdinand I., dem auch die Regierung der österreichischen Erblande übertragen wurde, eingerichtet. 1531 wurde Ferdinand mit seiner Wahl zum Römischen König sogar der ständige Vertreter des Kaisers.
 
Dennoch bedeutete die Kaiserwürde für Karl weit mehr als einen Prestigegewinn; er fühlte sich vielmehr in der Nachfolge der mittelalterlichen Kaiser als vornehmster Herrscher des Abendlandes und als Verteidiger des wahren Glaubens. Von daher ist auch seine Kaiserkrönung durch den Papst in Bologna 1530 - die letzte eines deutschen Kaisers - zu verstehen. Sein Vorherrschaftsstreben, das ihn in Konflikt mit Frankreich und dem Papst brachte, und der Schutz der Christenheit gegen die Türken (siehe auch Türkenkriege des 16. Jahrhunderts) sowie die Sorge um die Einheit der Kirche - und das war für Karl seit dem Wormser Edikt von 1521 gleichbedeutend mit der Unterdrückung der Reformation - erwiesen sich allerdings schließlich als unvereinbare Ziele.
 
Für die politische Entwicklung in Deutschland war entscheidend, dass seine kriegerischen Verwicklungen den Kaiser immer wieder daran hinderten, energisch gegen die Ausbreitung der evangelischen Lehre vorzugehen. Während es Karl V. in vier Kriegen (1521-26, 1526-29, 1534-36 und 1542-44) gegen Franz I. von Frankreich gelang, das Ringen um Oberitalien und um das burgundische Erbe zu seinen Gunsten zu entscheiden, musste er bzw. Ferdinand den evangelischen Reichsständen mehrmals faktisch freie Hand zur Reformation ihrer Territorien geben, auch um ihre Unterstützung gegen die mit Frankreich verbündeten Türken zu gewinnen. Erst im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 besiegte der Kaiser die Protestanten, ohne jedoch seinen Erfolg politisch nutzen zu können, denn gegen die drohende kaiserliche Übermacht regte sich auch bei den katholischen Fürsten Widerstand. Als Karl 1556 abdankte, war die konfessionelle Spaltung im Augsburger Religionsfrieden 1555 reichsrechtlich besiegelt, und in der neuen habsburgischen Herrschaftsteilung - Ferdinand I. erhielt die österreichischen Länder und die Kaiserkrone, Karls Sohn Philipp II. Spanien und die Niederlande - kam das Scheitern der Weltreichspläne zum Ausdruck. Karl V. zog sich nach San Jerónimo de Yuste nahe Madrid zurück, wo er am 21. September 1558 starb.
 

Universal-Lexikon. 2012.