Chạlkis
[ç-, neugriechisch xal'kis], Hauptort der griechischen Insel Euböa, 51 600 Einwohner; orthodoxer Erzbischofssitz; archäologisches Museum (u. a. archaische Giebelskulpturen vom Apollotempel von Eretria); chemische, Maschinenbau-, Textilindustrie; Hafen. Die Stadt ist durch eine 1962 erbaute bewegliche Brücke über den nur 35 m breiten Euripos (engste Stelle des Golfs von Euböa) mit dem Festland verbunden.
In der Antike war das ionische Chalkis die bedeutendste Stadt auf Euböa. Im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. gründete sie Kolonien auf der Halbinsel Chalkidike, am Golf von Neapel in Kyme (Cumae), auf Sizilien in Naxos und Leontinoi (heute Lentini). Über Kyme kam das chalkidische Alphabet (griechische Schrift) zu den Etruskern und Römern. Im 7. Jahrhundert v. Chr. führte Chalkis mit der Nachbarstadt Eretria den langen und erbitterten, aber schließlich siegreichen Lelantinischen Krieg. 506 v. Chr. wurde Chalkis von den Athenern besiegt, die auf einem Teil ihres Gebietes attische Bürger ansiedelten. Im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. stand Chalkis meist im Bund mit Athen. 338 v. Chr. geriet es unter makedonischer Herrschaft und war nach Anlage einer Zwingburg eine der makedonischen »Fesseln Griechenlands« (bis 197); seit 146 v. Chr. römisch. Als byzantinische, venezianische und türkische (seit 1470) Festung blieb Chalkis auch während des Mittelalters von Bedeutung.
J. Koder: Negroponte (Wien 1973);
S. C. Bakhuizen: Chalcidian studies, Bd. 3: Chalcis-in-Euboea, iron and Chalcidians abroad (Leiden 1976);
O. Picard: Chalcis et la Confédération eubéenne (Athen u. Paris 1979).
Universal-Lexikon. 2012.