Dọllfuß,
Engelbert, österreichischer Politiker, * Texing (heute zu Texingtal, Bezirk Melk) 4. 10. 1892, ✝ Wien 25. 7. 1934; Mitglied der Christlichsozialen Partei (CP), 1927-31 Kammeramtsdirektor der niederösterrischen Landwirtschaftskammer, war 1932-34 Bundeskanzler und Außenminister, 1931-34 Landwirtschaftsminister - Dollfuß bekämpfte in enger Anlehnung an das faschistische Italien energisch den Anschluss Österreichs an Deutschland (»Römische Protokolle« vom 17. 3. 1934). Nach der »Selbstausschaltung« des Nationalrates (März 1933) wandelte er, besonders im Kampf gegen die terroristischen Aktivitäten der österreichischen Nationalsozialisten und gestützt auf die Vaterländische Front, die parlamentarische Republik in ein autoritäres Regierungssystem um. Für ihre radikalen Gegner richtete die Regierung Dollfuß »Anhaltelager« (Internierungslager) ein. 1934 schlug Dollfuß den sozialdemokratischen Februaraufstand nieder und verbot alle Parteien. Mit der Mai-Verfassung vom 1. 5. 1934 schuf er eine autoritäre Staatsordnung auf christlich-ständischer Grundlage (in Anlehnung an die päpstliche Enzyklika »Quadragesimo anno«). Bei einem nationalsozialistischen Putschversuch wurde Dollfuß im Bundeskanzleramt ermordet, nachdem ein vorheriger Attentatsversuch am 3. 10. 1933 fehlgeschlagen war.
Ausgabe: Dollfuß an Österreich. Eines Mannes Wort und Ziel (Reden), herausgegeben von E. Weber (1935).
D. Ross: Hitler u. D. Die dt. Österreich-Politik 1933-34 (1966);
G. Jagschitz: Der Putsch (Graz 1976).
Universal-Lexikon. 2012.