* * *
sie|den ['zi:dn̩], sott/siedete, gesotten/gesiedet:1.
a) <itr.; hat (landsch., Fachspr.) ↑ kochen (2 b): Wasser siedet bei 100º; die Milch fängt an zu sieden; siedend (kochend) heißes Öl.
b) <tr.; hat zum Kochen bringen:
Wasser sieden.
2. (landsch.)
a) <tr.; hat in kochendem Wasser gar machen:
einen Fisch sieden; sie hat die Eier gesotten/gesiedet; <2. Partizip in attributiver Stellung nur stark> gesottener Fisch, gesottene Eier.
b) <itr.; hat zum Zweck des Garwerdens in kochendem Wasser liegen:
der Reis muss noch ein wenig sieden.
* * *
sie|den 〈V. tr. u. V. intr. 238; hat〉
1. kochen
2. verdampfen
3. 〈Phys.〉 Übergang vom flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand
● das Wasser siedet; \siedendes Wasser; \siedend heißes Wasser; es überlief ihn \siedend heiß 〈fig.〉 er erschrak sehr; Gebratenes und Gesottenes 〈poet., bes. im Märchen〉 viel u. feines Essen; gesottene Eier, Krebse [<mhd. siden <ahd. siodan „kochen, aufwallen“, dazu got. saubs „das, was zum Opfer gekocht wird“]
* * *
Sie|den: unter Aufnahme thermischer Energie (Verdampfungsenthalpie) erfolgender, von Dampfblasenbildung begleiteter Übergang eines Stoffes vom fl. in den gasförmigen Aggregatzustand, sobald der (druckabhängige) ↑ Siedepunkt der Fl. erreicht ist, vgl. Verdampfen u. Verdunsten. Gemische von Fl. sieden meist (Ausnahme: ↑ Azeotrope) innerhalb bestimmter Siedegrenzen oder Siedeintervalle. – Ggs.: Kondensation.
* * *
sie|den <unr. u. sw. V.; hat [mhd. sieden, ahd. siodan, H. u.]:
1.
Wasser siedet bei 100 °C;
die Suppe ist siedend heiß (sehr heiß);
Ü in ihm siedete es (er war sehr wütend);
b) (Kochkunst) so weit erhitzt sein, dass kleine Blasen aufsteigen, ohne dass es jedoch zu der fürs ↑ Kochen (3 a) kennzeichnenden wallenden Bewegung kommt:
den Fisch in siedendem Wasser gar ziehen lassen;
c) (landsch.) zum Kochen bringen:
Wasser s.
2. <meist: sott, gesotten> (landsch.)
Eier s.;
<auch ohne Akk.-Obj.:> in der Küche wurde gebraten u. gesotten;
etw. gar s.;
die Eier hart s.
die Kartoffeln müssen noch fünf Minuten s.
Teer s.
5. (veraltet) durch Kochen einer Flüssigkeit herstellen, gewinnen:
Salz, Seife s.
er siedete [vor Wut].
7.
☆ jmdm. siedend heiß einfallen (ugs.; jmdm. zu seinem Schrecken wieder in die Erinnerung kommen als etw., was er zu einer bestimmten Zeit erledigen o. Ä. sollte).
* * *
Sieden,
der Übergang eines Stoffs vom flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand durch einen Phasenübergang I. Art, Umkehrung der Kondensation; diejenige Art der Verdampfung einer Flüssigkeit, die im Gegensatz zur Verdunstung unter Dampfblasenbildung im ganzen Flüssigkeitsvolumen stattfindet. An der Grenzfläche einer Flüssigkeit gegen den Gasraum werden ständig Moleküle zwischen der flüssigen und der gasförmigen Phase ausgetauscht. Dabei wird insgesamt Flüssigkeit an der Phasengrenze verdampft, wenn der Dampfdruck bei der herrschenden Temperatur größer ist als der äußere Druck. Übersteigt er bei erhöhter Temperatur den Gasdruck, so bilden sich in der Flüssigkeit Blasen: Die Flüssigkeit verdampft auch im Innern, sie siedet.
Das Sieden beginnt bei der Siedetemperatur (Siedepunkt, Kochpunkt). Der Siedepunkt ist für jeden Stoff kennzeichnend, identisch mit dem Kondensationspunkt und hängt vom äußeren Druck ab. Daher kocht Wasser auf hohen Bergen bei niedrigerer Temperatur als in der Tiefebene, eine Erscheinung, die zur Messung von Berghöhen ausgenutzt werden kann (Hypsometer). Die Abhängigkeit des Siedepunkts vom Druck ergibt sich aus der Clausius-Clapeyron-Gleichung. Nach Erreichen ihrer Siedetemperatur verbleibt die Flüssigkeit bei weiterer Wärmezufuhr (unter konstant gehaltenem Druck) so lange auf dieser, bis die gesamte Flüssigkeitsmenge verdampft ist. Die zum Sieden einer bestimmten Flüssigkeitsmenge benötigte Wärmemenge wird als Verdampfungsenthalpie bezeichnet; sie wird bei der Kondensation wieder frei. Der Siedepunkt beim Normdruck von 1 013,25 hPa = 760 Torr heißt normaler Siedepunkt (für Wasser Dampfpunkt). Die normalen Siedepunkte von Wasser und einigen Elementen wurden bis 1990 als Festpunkte der internationalen Temperaturskala geführt.
Während des Siedens stehen die Blasen wegen ihrer Oberflächenspannung unter einem erhöhten inneren Druck. Daher ist für die Blasenbildung meist eine höhere Temperatur erforderlich als diejenige, die nach der Dampfdruckkurve (p-T-Diagramm) dem Dampfdruck über der Flüssigkeit entspricht (Siedeverzug). Besonders stark kann die Temperatur bei Flüssigkeiten mit großer Oberflächenspannung und bei großer Reinheit überhöht werden. Bei luftfreiem Wasser in reinstem Glas ist eine Temperatur von 270 ºC beobachtet worden. Nach starkem Siedeverzug setzt das Sieden explosionsartig ein. Der Siedeverzug wird verhindert, wenn die Bildung von Bläschen durch scharfkantige oder poröse Körper (Siedestäbchen oder -steinchen), Verunreinigungen, Staubteilchen oder auch Kesselstein, die als Keime für die Bläschenbildung wirken, erleichtert wird.
Gemische von verdampfbaren Verbindungen mit verschiedenen Siedepunkten trennt man durch fraktionierte Destillation, wobei sich das Sieden des Gemischs über ein Temperaturintervall innerhalb gewisser Siedegrenzen (Siedebeginn, Siedeendpunkt) hinzieht. Bei zweikomponentigen Systemen lässt sich die Abhängigkeit des Siedevorgangs vom Mischungsverhältnis in einem Siedediagramm grafisch darstellen. Bei Lösungen verringert sich der Dampfdruck im Vergleich zum reinen Lösungsmittel, und es kommt zu einer Siedepunktserhöhung.
* * *
sie|den <st. u. sw. V.; hat [mhd. sieden, ahd. siodan, H. u.]: 1. a) <Fachspr. nur: siedete, gesiedet> (landsch., Fachspr.) ↑kochen (3 a): Wasser siedet bei 100 ºC; siedende (sehr große) Hitze; die Suppe ist siedend heiß (sehr heiß); siedend (kochend) heißes Öl; Ü wenn ich solche Ungerechtigkeiten mit ansehen muss, siedet mir das Blut (errege ich mich aufs Äußerste); in ihm siedete es (er war sehr wütend); b) (Kochk.) so weit erhitzt sein, dass kleine Blasen aufsteigen, ohne dass es jedoch zu der fürs Kochen (3 a) kennzeichnenden wallenden Bewegung kommt: Das Wasser darf immer nur leise s., sonst wird der Pudding löcherig (e & t 4, 1983, 94); den Fisch in siedendem Wasser gar ziehen lassen; c) (landsch.) zum Kochen bringen: Wasser s. 2. <meist: sott, gesotten> (landsch.) a) ↑kochen (1 a): Eier, Krebse s.; gesottener (in siedendem Wasser gegarter) Fisch; gesottene Kartoffeln (bayr.; Pellkartoffeln); <auch o. Akk.-Obj.:> in der Küche wurde gebraten u. gesotten; <subst.:> Rindfleisch zum Sieden (Vorarlberger Nachr. 29. 11. 68, 20); b) ↑kochen (1 c): etw. gar s.; die Eier hart s.; das Ei ist weich gesotten. 3. (landsch.) ↑kochen (3 b): die Kartoffeln müssen noch fünf Minuten s. 4. (landsch.) ↑kochen (5): Teer s. 5. (veraltet) durch Kochen einer Flüssigkeit herstellen, gewinnen: Salz, Seife s. 6. <meist: siedete, gesiedet> (landsch.) ↑kochen (6): er siedete [vor Wut].7. *jmdm. siedend heiß einfallen (ugs.; jmdm. zu seinem Schrecken wieder in die Erinnerung kommen als etw., was er zu einer bestimmten Zeit erledigen, beachten o. Ä. sollte): da fällt es nun doch der Tochter ein, siedend heiß, sagt man wohl, dass sie bei der Mutter erwartet werden (Strauß, Niemand 17); um zehn nach fünf fiel ihr siedend heiß ein, dass sie ihn um fünf Uhr anrufen sollte.
Universal-Lexikon. 2012.