Akademik

Hagia Sophia
Hagia Sophia
 
[griechisch »heilige Weisheit«], türkisch Ayasọfya, Hauptkirche des Byzantinischen Reiches in Konstantinopel. Ein erster Bau wurde um 360 vollendet, 415 nach einem Brand (404) neu geweiht (Teile der angefügten Portikushalle ausgegraben), doch beim Nikaaufstand (532) wieder zerstört. Unter Justinian I. entstand im Laufe von fünf Jahren die heute noch erhaltene Hagia Sophia (Weihe am 27. 12. 537); nach Einsturz der Kuppel bei einem Erdbeben (558) wurde diese bis 563 erneuert (erhöht). Als Baumeister sind Isidor von Milet und Anthemios von Tralleis überliefert. Die innere Ausschmückung wurde erst in den Regierungsjahren Justins II. (565-578) abgeschlossen, ist aber weitgehend verloren und zum Teil durch spätere Arbeiten ersetzt worden.
 
Traditionell wird der Bau als Durchdringung eines kuppelgewölbten Zentralbaus mit der axial ausgerichteten Basilika beschrieben. Nach der Ableitung von kleinasiatischen antiken Grabbauten ist er als Saalbau mit Mantelräumen aufzufassen. Die Hauptkuppel (deren Durchmesser zwischen 31,9 m und 30,87 m variiert; Scheitelhöhe 56,2 m) beherrscht den Bau. Sie wird in der Hauptachse durch zwei Halbkuppeln mit je drei Nebenkuppeln abgestützt; im Norden und Süden befindet sich eine zweigeschossige Folge von Gewölben. Die Wände sind durch (heute verkleinerte) Fenster durchbrochen. Fensterreihen am Fuß der Kuppel erwecken den Eindruck einer schwebenden Halbkugel. Die Hagia Sophia hat zwei Vorhallen (Narthex und Exonarthex), früher bestand auch ein Atrium.
 
Als Krönungskirche der byzantinischen Kaiser und Ort wichtiger Staatsakte ist die Hagia Sophia in besonderer Weise mit der Geschichte des Byzantinischen Reiches verbunden. Kunstgeschichtlich ist sie das bedeutendste erhaltene Bauwerk der frühbyzantinischen Kunst (byzantinische Kultur) und war von Einfluss auf die Entfaltung der osmanischen Baukunst (Sinan). - Seit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) diente sie als Moschee. Seit 1934 ist sie Museum.
 
Literatur:
 
C. Mango: Materials for the study of mosaics of St. Sophia at Istanbul (Washington, D. C., 1962);
 H. Jantzen: Die H. S. des Kaisers Justinian in Konstantinopel (1967);
 H. Kähler: Die H. S. (1967);
 D. Thode: Unters. zur Lastabtragung in spätantiken Kuppelbauten (1975);
 H. Junecke: Proportionen frühchristl. Basiliken des Balkan im Vergleich von zwei unterschiedl. Meßverfahren. Proportionen der H. S. in Istanbul (1983);
 R. J. Mainstone: H. S. Architecture, structure and liturgy of Justinian's great church (London 1988).

Universal-Lexikon. 2012.