Handelsstraßen,
Verbindungen zwischen Handelsplätzen des Fernhandels. Handelsstraßen des Altertums und mittelalterliche Handelsstraßen oder Handelsrouten wurden für den Handel mit ganz bestimmten Gütern (Bernstein, Elfenbein, Glas, Gold, Pelze, Pfeffer, Salz, Seide, Wein und auch die »Handelsware« Sklaven) benutzt. Die natürlichen Gegebenheiten (Flüsse, Pässe) bestimmten den Straßenverlauf. Landwege wurden aus Sicherheitsgründen den Wasserwegen vorgezogen. Hervorragend war das römische Handelsstraßennetz seit Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. ausgebaut (befestigte Kunststraßen). Eine größere Bedeutung erlangten seit dem 7. Jahrhundert die Routen Schwarzes Meer-Kiew-Nowgorod-Ostsee, Prag-Regensburg-Mainz-Verdun-Spanien, Spanien-Nordafrika-Vorderasien, Niederlande-Mittelmeer (durch Rhône- und Rheintal). Während der Kreuzzüge verdichteten sich die Seeverbindungen nach dem Orient und von dort die Landrouten nach Zentral- und Ostasien (Seidenstraßen). Seit dem 13. Jahrhundert gewannen die flandrisch-niederländischen Verbindungen (Brügge, Antwerpen) nach Oberitalien (über Nürnberg-Augsburg) an Bedeutung. In der Blütezeit der Hanse intensivierte man die Verbindungen nach Osten. Seit dem 15. Jahrhundert wurde das Straßennetz durch das Entstehen großer Handelsstädte im süddeutschen Raum und den wirtschaftlichen Aufschwung der Seehäfen im Bereich von Mittelmeer, Atlantikküste, Nord- und Ostsee stark erweitert. Die überseeischen Entdeckungsfahrten brachten eine Verlagerung des wirtschaftlichen Schwergewichts vom Mittelmeer an die atlantische Küste. Seit dem 17. Jahrhundert entstanden Seehandelsstraßen für den Handel mit Asien, Afrika und Amerika durch das Aufblühen der Handelskompanien. Im 19. und 20. Jahrhundert entstand durch die Entwicklung neuer Verkehrsträger (Eisenbahn, Automobil, Flugzeug) und den Bau großer Kanäle ein die Erde umspannendes dichtes Netz von Handelswegen.
Universal-Lexikon. 2012.